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Das Geheimnis der Wunderkinder

Das Geheimnis der Wunderkinder

Titel: Das Geheimnis der Wunderkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George O. Smith
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der Älteren ausschloß; daß sie ihn ausschlossen, weil sie ihn nicht mochten, wurde ihm nicht bewußt.
    Mit der Zeit ärgerten ihn einige der Jungen mit dem Namen »Liebling der Lehrerin« und ähnlichem. Darauf antwortete Jimmy mit Ausdrücken, die er bei Jake gelernt hatte. Nur seine Größe bewahrte ihn vor Prügeln, denn selbst jene, die ihn nicht leiden konnten, mochten ein so kleines Kind nicht zusammenschlagen.
    Da er also keinen Gefallen an den Spielen draußen fand, blieb Jimmy auch in seiner Freizeit im Schulgebäude, und seine Lehrerin hatte nichts dagegen, wenn der Kleine lieber auf einer Schreibmaschine herumklapperte anstatt mit den anderen zu toben.
    Im April, eine Woche nach seinem sechsten Geburtstag, wurde Jimmy Holden in die vierte Klasse versetzt. Jimmy mußte feststellen, daß sein Ruhm ihm vorausgeeilt war; er wurde mit scheelen Blicken empfangen.
    Jimmy war es gleichgültig. Zu seinem Geburtstag hatte er von Paul Brennan eine Schreibmaschine bekommen, und so schrieb er eifrig, während andere Kinder spielten. Brennan erfuhr niemals, daß der Brief von Jimmys Lehrerin der dritten Klasse, in dem sie ein solches Geschenk vorschlug, auf Jimmys Bitte hin geschrieben worden war.
    Jimmy hatte mit seinen Geschichten zunächst keinen Erfolg; die ersten wurden zurückgeschickt. Dann aber wurde eine angenommen, und er erhielt wieder einen Scheck.
    Eingedenk seiner früheren Erfahrungen schickte Jimmy den Scheck zu einer Bank, die große Reklame für Bankverkehr per Postauftrag machte. Mit seinem ersten Scheck eröffnete Jimmy ein laufendes Konto.
    Mit der Zeit konnte er mehrere Erfolge verbuchen, aber es wurden ihm noch immer genügend Manuskripte zurückgeschickt, um Paul Brennan über Jimmys literarische Bemühungen lächeln zu lassen. Immerhin gelang es Jimmy langsam und im geheimen, sein Bankkonto durch Zwanziger, Fünfziger und gelegentlich auch durch einen Hundert-Dollar-Scheck aufzufüllen.
    Inzwischen wußte Jimmy, daß er die Schule nicht auf die geplante Weise hinter sich bringen konnte. Sein Eintritt in die vierte Klasse war bereits von seinen Klassenkameraden übel aufgenommen worden, in der fünften und sechsten würde es noch schlimmer werden, und eines Tages würde man ihn zurückhalten.
    Jimmy arbeitete seine Pläne diesmal sehr sorgfältig aus. Er vertuschte seine Abwesenheit von der Schule eines Morgens so geschickt, daß er dadurch sechs freie Stunden für seine eigenen Angelegenheiten gewann, bevor seine Abwesenheit bemerkt werden konnte.
    Dies war seine dritte Flucht. Jimmy hoffte, daß er es nun schaffen würde.
     

 
7.
     
    Fünfundsiebzig Meilen südlich von Chicago befindet sich eine kleine Bahnstation namens Shipmont. Der Ort existiert, weil es dort ein College gibt, das wiederum seine Entstehung einer sehr wichtigen Einrichtung verdankt, die etwas mit der Atomic Energy Commission zu tun hat.
    Durch Shipmont fahren täglich zwei Züge – die nur halten, wenn ein Passagier aussteigen oder einsteigen will, und das geschieht nicht oft. Diese Passagiere sind dann für gewöhnlich schweigsame Männer mit gewichtigen Aktentaschen.
    An diesem Tag jedoch stiegen eine Frau und ein kleines Mädchen aus dem Zug. Ihre einzige sichtbare Habe bestand aus zwei zerbeulten Koffern und einer großen alten Kiste. Das kleine Mädchen war sauber und ordentlich gekleidet, wenn ihre Sachen auch verwaschen und geflickt waren. Sie trug ein kleines Deckelkörbchen und sah verschüchtert und ängstlich aus.
    Die Mutter war dreißig Jahre alt, obgleich die Sorgenlinien auf der Stirn und um die Augen sie älter erscheinen ließen. Sie trug kaum Make-up, und ihre Kleidung war nach Haltbarkeit und nicht nach dem Aussehen gewählt worden. Geistesabwesend tätschelte sie den Kopf des Kindes, während sie sich umsah und richtete sich dann auf, als der Bahnhofsvorsteher auf sie zukam.
    »Wünschen Sie etwas, Madam?« fragte er freundlich.
    Janet Bagley wußte seine Freundlichkeit zu schätzen, denn während der letzten Jahre war das Leben nicht sehr freundlich mit ihr umgegangen. »Ich brauche ein Taxi, wenn es hier eines gibt.«
    »Es gibt eins. Ich fahre es für diejenigen, die nicht abgeholt werden. Sie wollen doch nicht etwa zum College?«
    Janet Bagley schüttelte den Kopf und nahm einen Zettel aus ihrer Handtasche. »Ich will zu Mr. Charles Maxwell, Rural Route 53, Martin’s Hill Road«, sagte sie. Ihre kleine Tochter begann zu weinen.
    Der Stationsvorsteher runzelte die Stirn. »Hm«, machte er.

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