Das Geheimnis der Wunderkinder
übrigen zu einem vollständigen Ganzen verband.
Männer mit grobem fehlerhaften Englisch lasen sich holpernd durch das Lexikon und die Grammatikregeln und wurden dann überprüft, um festzustellen, ob ihre vormaligen schlechten Sprechgewohnheiten korrigiert waren, und bis zu welchem Grad die Holden-Maschine helfen konnte, lebenslang eingefleischte Fehler auszumerzen.
Leute, die nur Englisch, aber sonst keine Fremdsprache beherrschten, mußten ein deutsch-englisches Lexikon durchlesen, danach ein deutsch-französisches studieren und wurden dann von wirklich mehrsprachigen Kapazitäten geprüft.
Es war das erstemal, daß James beobachten konnte, wie sich eine Gruppe von Forschern auf ein Problem stürzte und eine eiskalte wissenschaftliche Untersuchung durchführte, um präzise festzustellen, wieviel Ursache wieviel Wirkung erzeugte. James, der immer nur das getan hatte, was er wollte oder brauchte, wie es sich ergab, begann zu verstehen, wie wünschenswert ein sorgfältig ausgearbeitetes Programm war. Die ganze Angelegenheit fesselte und interessierte ihn ungemein, und so half er den Wissenschaftlern, soweit es in seiner Macht stand.
James hatte keine Zeit, sich zu langweilen, und so verrannen die Monate unbemerkt bis zu seinem dreizehnten Geburtstag.
Und dann, eines Nachts kurz nach seinem Geburtstag, entdeckte James Holden sozusagen indirekt die Frauen. Er hatte seinen ersten erotischen Traum. Der Traum war angenehm anregend, aber nicht völlig befriedigend. Er erwachte daraus mit der Erkenntnis, daß Wissen noch nicht das Ende aller Dinge ist, und daß volles Verständnis der medizinischen Ausdrücke und der Biologie ihm noch gar nichts über diesen Urtrieb allen Lebens sagten.
Mit diesem brandneuen interessanten Studienobjekt beschäftigt, verlor James das Interesse an dem Programm konzentrierter Forschung. James entschloß sich, nach Shipmont zu reisen und teilte dem Richter seinen Wunsch mit. Der Richter fand die Reise als solche sowie die gewünschte Dauer vernünftig, und so packte Mrs. Carter für James einen Koffer.
Das Haus auf Martin’s Hill war noch das gleiche, von einem frischen Anstrich und einigen notwendigen Reparaturen abgesehen.
Die Atmosphäre innerhalb des Hauses hatte sich jedoch verändert. Janet, als sie noch Mrs. Bagley war, hatte James Holden so nahe gestanden, wie eine Pflegemutter einem Kind nur nahestehen konnte. Jetzt schien sie jedoch völlig von ihrem neuen Leben in Anspruch genommen und zu beschäftigt, um mehr als liebenswürdig und höflich zu sein. Janet fragte ihn zwar, wie es ihm ginge und was er machte, aber er spürte, daß es ihr an wirklicher Anteilnahme fehlte. Von Martha sprach sie mit Stolz und Hoffnung, fragte, wie er sich mit Richter Carter verstünde, und ob Martha ihre Erziehung wohl mit Hilfe der Holden-Maschine vollenden könnte.
James glaubte, daß es dies war, Marthas Zukunft, die ihr im stillen solche Sorgen bereitete, daß sie so verändert wirkte, und so erklärte er ihr, daß sich die Herren von Richter Carters Programm bereits mit dem Fall Martha beschäftigten. Sie waren sich allerdings noch nicht einig, ob man Martha einfach warten lassen sollte, bis ihre Altersgenossen sie eingeholt hatten oder ob man Martha mittels der Maschine weiterhin soviel Wissen eintrichtern sollte, wie sie nur aufzunehmen imstande war, um damit ein weibliches Gegenstück zu James Holden als Studienobjekt zu erhalten.
Die Mitteilung, daß eine Anzahl hervorragender Wissenschaftler, Pädagogen und Psychologen sich mit Marthas Problem beschäftigten, erfreute Janet Fisher jedoch keineswegs so sehr, wie James erwartet hatte. Und dennoch, als er sie forschend betrachtete, hätte er nicht sagen können, daß Tim Fishers Frau unglücklich war.
Tim Fisher dagegen sah prächtig aus. James beobachtete die beiden zusammen genauso kritisch neugierig, wie er die Carters beobachtet hatte. Tim war freundlich, zärtlich und höflich zu seiner Frau und stets bereit, etwas für sie zu tun.
Martha hatte sich auch verändert. Es waren Monate vergangen, seit er von der Gerichtsverhandlung nach Shipmont zurückgekehrt war, um den Transport seiner Habseligkeiten zu überwachen. Marthas Formen hatten sich gerundet, und sie trug nun Rock und Bluse anstelle der kleinen Kinderkleidchen, an die James sich erinnerte. Marthas Haar war leicht gewellt anstatt kurzgeschnitten und glatt, und auf ihren Lippen lag ein Hauch von Rouge. An ihren Füßen bemerkte er zierliche Schuhe mit Absätzen,
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