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Das Geheimnis der Wunderkinder

Das Geheimnis der Wunderkinder

Titel: Das Geheimnis der Wunderkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George O. Smith
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die ein wenig höher waren als die für ein noch nicht ganz dreizehnjähriges Mädchen empfehlenswerte Höhe.
    Martha und James verfielen bald in eine angeregte Unterhaltung, so wie sie es auch früher immer getan hatten. Eine leichte Schranke erhob sich zwischen den beiden und Tim und Janet Fisher – aufgrund der gemeinsamen Lern-Abenteuer ein wenig höher als die übliche Schranke zwischen Kindern und Erwachsenen. Tim und Janet verließen dann auch bald das Wohnzimmer, Tim, um sich einen Highball zu mixen, Janet, um für das Abendessen zu sorgen.
    Martha und James blieben allein zurück. Die Unterhaltung plätscherte weiter dahin, aber James wurde allmählich immer nervöser. Er hätte gern ein etwas persönlicheres Thema angeschnitten, wußte jedoch nicht, wie er es anfangen sollte. Er verspürte zwar kein überwältigendes Verlangen, Marthas Hand zu halten, aber da war dennoch ein beunruhigender Drang, in irgendeiner Form eine Annäherung zu machen. Der Gedanke, einen Arm um sie zu legen, wie er es im Fernsehen gesehen hatte, wenn Männer ihre Mädchen umarmten, war ein angenehmer Gedanke; er hätte gern herausgefunden, ob Küssen wirklich so nett war, wie allgemein behauptet wurde, aber er zerbrach sich vergeblich den Kopf darüber, wie er die Konversation in etwas persönlichere Bereiche lenken könnte, um eine derartige Geste zu rechtfertigen.
    Martha indessen, anstatt ihm etwas entgegenzukommen, redete ununterbrochen über ein Buch, das sie kürzlich gelesen hatte. Es kam James Holden nicht in den Sinn, daß Martha ähnliche Gedanken bewegen könnten, und so, anstatt einen Versuch zu machen und festzustellen, ob ihre Reaktion positiv, negativ oder neutral ausfiel, saß er steif wie eine Statue da und ärgerte sich, daß er ihrer Unterhaltung nicht die gewünschte Wendung geben konnte.
    Zu guter Letzt hatte Martha alles gesagt, was über ihr Buch zu sagen war, und tiefes Schweigen senkte sich über sie, da James kein anderes interessantes Thema einfiel. Verzweifelt überlegte er, wie er es anstellen sollte, Martha näherzukommen. Auch die Bücher, die er gelesen hatte, halfen ihm nicht weiter, entweder schlossen sie mit der abgedroschenen Erklärung, daß die beiden Helden von da an immer glücklich miteinander lebten, ohne allerdings das geringste darüber zu sagen, wie sie dazu gekommen waren, oder die Geschichte fing damit an, daß die Hauptpersonen willig und bereit waren. Nirgends wurde der Weg gezeigt, der zwei Menschen von einer ruhigen, leidenschaftslosen Diskussion auf ein Gebiet führt, das wiederum ganz woanders hinführen kann.
    Schweigend und unglücklich saß James Holden da. Flüchtig wünschte er, es wäre Weihnachten, weil zu Weihnachten Mistelzweige aufgehängt wurden, und damit boten sich ganz offiziell Möglichkeiten.
    Marthas Mutter holte James aus seinen betrüblichen Gedanken, indem sie verkündete, das Essen sei fertig. Seufzend über die vergeudete Zeit und Gelegenheit stand James auf und hielt Martha die Hand hin.
    Martha legte ihre Hand in die seine und ließ sich von ihm hochziehen. Diese erste Berührung erregte ihn nicht im mindesten, obgleich sie warm und angenehm war. Nachdem Martha ebenfalls stand, ließ er ihre Hand noch nicht los, sondern behielt sie probeweise noch weiter in der seinen.
    Janet Fisher lachte leicht auf und gab James eine eisige Dusche, indem sie sagte: »Ihr beiden könnte ja da stehenbleiben und Händchen halten, ich will jedenfalls essen, solange es noch warm ist.«
    James öffnete hastig seine Hand, und Marthas Hand fiel nur nicht herab, weil sie seine auch festgehalten und nicht so abrupt losgelassen hatte. Martha kicherte, drückte seine Hand ganz kurz und sagte: »Komm, wir wollen gehen. Ich habe auch Hunger.«
    Das Abendessen dauerte etwa eine halbe Stunde, danach saßen sie noch eine Viertelstunde beim Kaffee. Janet lehnte eine zweite Tasse ab, und als James und Martha an ihre jahrelange Aufgabe des Tischabdeckens und Geschirrwaschens gingen, verschwand Janet Fisher plötzlich nach oben.
    Als sie allein in der Küche waren, fragte James: »Martha, was ist mit deiner Mutter los?«
    »Wieso, was meinst du damit?«
    »Sie hat sich irgendwie verändert.«
    »In welcher Weise?«
    »Sie erscheint mir in sich selbst zurückgezogen. Nicht traurig, aber so, als mache sie sich über etwas Sorgen.«
    »Ist das alles?«
    »Nein«, fuhr James fort. »Nach dem Abendessen ist sie wie der Blitz plötzlich nach oben verschwunden, und Tim ist hinter ihr hergerannt.

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