Das Geheimnis der Wunderkinder
wären? Manche hätten um Hilfe gewinselt, andere geschimpft, daß man mit unreifen Gehirnen Experimente macht. Du wärst wegen Gehirnwäsche angeklagt worden und daß du aus Kindern intellektuelle Ungeheuer machst oder Kinder ihrer glücklichsten Zeit beraubst – und gleichzeitig würde es auch einige laute Stimmen geben, die dich verdammen, weil du ihnen dein Verfahren nicht in die Hände gibst.
Du wolltest deine Kompetenz gesetzlich bestätigt haben? James, du hast weder die Statur noch die Stimme, dich dieser Menschen zu erwehren. Schon jetzt ist dein kleines Geheimnis in Gefahr, und du wirst einige Naseweise mit ein wenig beschleunigtem Wissen bestechen müssen, damit sie die Geschichte nicht verraten, obgleich ich befohlen habe, deine Aussagen aus dem Protokoll zu streichen. Nun, wir werden dein Verfahren unter kontrollierten Bedingungen studieren, so wie deine Eltern es wünschten, und dazu werden wir sachverständige, wissenschaftliche Hilfe haben. Sowohl du als auch dein Verfahren werden unter dem Schutz des Gerichts stehen, und wenn die Zeit kommt, sollst du auch den Ruhm und den Nutzen davon haben. Verstanden?«
»Ja, Sir.«
»Gut. Und nun wirst du nach Shipmont zurückfahren und deine Sachen packen. Du wirst mir, sobald alles geordnet ist, Bescheid geben. Von nun an gibt es kein Versteckspielen mehr mit deinem Verfahren, weder vor Paul Brennan – ja, ich weiß, daß du glaubst, daß er am Tode deiner Eltern schuld ist, aber keine Beweise hast, die vor Gericht standhalten würden – noch vor der übrigen Welt. Ist das und alles, was ich dir sonst noch privat gesagt habe, klar?«
»Ja, Sir.«
»Gut. Dann geh jetzt, und zögere nicht, dich sofort an mich zu wenden, falls sich irgend jemand einmischen sollte.«
15.
Richter Carter setzte es durch, daß James Holden akzeptierte, in seinem Haus zu wohnen.
Als die Lastwagen mit der ganzen Ausrüstung vom Haus auf Martin’s Hill eintrafen, hatte Richter Carter bereits Raum im Keller dafür geschaffen und gestattete James, dort alles aufzubauen und auszuprobieren. Er respektierte James’ eindringliches Verlangen, daß niemand den Spezial-Umlauf berühren dürfe, der das Herz seiner Maschine bildete. Er verlangte jedoch als Gegenleistung, daß James ihm erlaubte, die Maschine auszuprobieren. Er wählte einen einfachen Lesekurs in höherer Mathematik, nachdem er erfahren hatte, daß die Holdensche Maschine ihm nicht beibringen konnte, Geige zu spielen.
Dann kamen auch noch andere Männer. Der nächste war Professor Harold White von der Unterrichtsbehörde, der sowohl James Holden als auch die Holden-Maschine untersuchen wollte. Dann erschien ein Dr. Pessons, der sehr wenig sprach, aber Diagramme, Histogramme und andere graphische Darstellungen machte, die er eingehend prüfte. Der dritte war ein fröhlicher Mensch namens Jack Cowling, der sich mehr für James Holdens persönliche Gefühle als für die Maschine interessierte. Er studierte mehrere Sachen sehr oberflächlich und beobachtete James Holdens Verhalten, während James Fächer studierte, die Professor White ihm empfohlen hatte.
Die Neuankömmlinge gingen mit Stoppuhren und Rechenschiebern an die Arbeit und nahmen Messungen bei sich und James vor. Während James immer nur das in einer Sitzung gelernt hatte, was er wollte oder soviel er konnte und dies dann in sein Gedächtnis einsinken ließ, bevor er eine neue Dosis Wissen aufnahm, untersuchten diese Männer die beste Wirkung einer jeden Anwendung auf einen jeden von ihnen. Sie versuchten es mit langen Sitzungen unter der Maschine und stoppten dann die Zeit, wie lange es dauerte, bis die aufgenommene Information eingesunken und sich wohlgeordnet niedergelassen hatte. Dann versuchten sie kürzere und immer kürzere Sitzungen und maßen die entsprechend kürzeren Einprägungsperioden. Dabei fanden sie heraus, daß keine zwei Menschen sich gleichen, und das gleiche galt für zwei Studienobjekte. Sie entdeckten, daß ein Mann, der bereits über eine umfassende Bildung verfügte, eine längere Sitzung unternehmen und die neue Information in kürzerer Zeit verfügbar hatte als ein Mann mit geringerem Wissen.
Sie brachten Männer mit, die gar keine oder nur geringe Kenntnisse in Mathematik hatten und gaben ihnen Kurse in höherer Mathematik. Erst anschließend vermittelten sie ihnen die mathematischen Grundbegriffe und maßen dann die Zeit, die es in Anspruch nahm, bis die höhere Information verstanden wurde, während sie sich mit der
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