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Das Geheimnis der Wunderkinder

Das Geheimnis der Wunderkinder

Titel: Das Geheimnis der Wunderkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George O. Smith
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daß, gleichgültig wie wir unser Wissen erlangt haben, wir trotzdem lernen mußten, nicht wahr?«
    »Ja. In gewisser …«
    »James, wir wollen uns jetzt nicht in eine philosophische Diskussion verwickeln, sondern diese Sache zu Ende führen. Warum sitzen wir hier herum und wissen nicht, was wir tun sollen? Weil wir noch nicht gelernt haben, uns wie Erwachsene zu benehmen.«
    »Ich glaube, du hast recht. Aber ich begreife nicht, wieso etwas …«
    »James, hör auf! Hier sitzen wir, die beiden Menschen auf der Welt, die alles, was sie wissen, zusammen gelernt haben, und wenn wir auf etwas stoßen, was man nicht mit der Maschine lernen kann – dann möchtest du davonlaufen und deine alte Maschine küssen«, endete sie mit einem bemerkenswerten Mangel an Logik. Sie lachte nervös.
    »Was ist daran so komisch?« fragte er verdrossen.
    »Oh«, erwiderte sie, »du hast Angst, mich zu küssen, weil du nicht weißt, wie du es machen sollst, und ich habe Angst, mich von dir küssen zu lassen, weil ich es auch nicht weiß, und so verreden wir eine goldene Gelegenheit, es einfach auszuprobieren. James«, setzte sie ernsthaft hinzu, »wenn du ungeschickt bist, merke ich es sowieso nicht, weil ich ja auch nicht klüger bin als du.«
    Martha beugte sich vor, hielt ihm ihr Gesicht entgegen und spitzte die Lippen. Dann schloß sie die Augen und wartete. Zögernd beugte sich nun James vor, bis seine gespitzten Lippen auf die ihren trafen. Es war eine leichte warme Berührung, die mit einem charakteristischen Schmatz endete, der durch das stille Haus zu hallen schien. Es lag darin etwa soviel Leidenschaft wie in dem Kuß einer Schwiegermutter, erfüllte jedoch bewundernswert seinen Zweck. Beide öffneten die Augen und sahen sich aus zehn Zentimeter Entfernung an. Dann versuchten sie es noch einmal, und nun war es schon ein wenig länger, ein wenig wärmer und ein wenig näher und endete mit etwas weniger Geräusch.
    Martha rückte näher an James heran und legte ihren Kopf an seine Schulter. James legte seinen Arm um sie, und zusammen versuchten sie, die entspannte zärtliche Pose nachzuahmen, die sie im Kino und Fernsehen gesehen hatten. Leider gelang es ihnen nicht ganz; es schienen irgendwie zu viele Arme, Beine und eckige Knochen da zu sein, um eine bequeme Stellung zu ermöglichen. Nach einigem Hin und Her beschlossen sie, lieber wieder zum Küssen zurückzukehren.
    James und Martha waren gefühlsmäßig noch nicht reif genug, um weitere Schritte zu unternehmen. Nach einem letzten, ziemlich keuschen Kuß trennten sie sich und gingen in ihre Zimmer.
     

 
16.
     
    Auf der Rückreise hatte James Zeit, nachzudenken. Er war inzwischen vierzehn Jahre und zwei Monate alt und war groß genug, um keine Erklärungen mehr abgeben zu müssen, wenn er sich eine Fahrkarte kaufen mußte.
    Es war ihm zwar nicht gelungen, seine gesetzliche Freiheit zu gewinnen, aber als Mündel des Staates unter der Aufsicht Richter Carters boten sich ihm andere interessante Möglichkeiten, die ihm sonst vielleicht entgangen wären. Carter besaß Verbindungen, und es wurde davon geredet, James an irgendeiner Universität einer Prüfung zu unterziehen, um den wahren Stand seines Wissens festzulegen. James zweifelte nicht daran, daß er sich den Grad eines B.A. bereits jetzt erwerben könnte. Das Doktorat erforderte allerdings die Vorlage einiger Original-Studiengebiete, Leistungen in dem ausgewählten Fachgebiet und die Entwicklung eines noch nicht behandelten Themas auf diesem Gebiet. Hierfür war mehr Arbeit und Studium nötig, aber auch das würde er mit der Zeit bewältigen.
    James fand alles in allem seine Lage recht erfreulich. Natürlich gab es noch immer einige Probleme. Er wünschte immer noch Paul Brennan seiner Strafe zuzuführen, aber er wußte, daß er keine Beweise besaß, um seine Geschichte über den Mord an seinen Eltern zu bekräftigen. Es erbitterte ihn, daß kaltblütiger, vorsätzlicher Mord um persönlichen Profit unentdeckt bleiben konnte, aber solange er keinen stichhaltigen Beweis beschaffen konnte, galt Brennans Wort vor Gericht ebensoviel wie seines.
    Ein weiterer Punkt war seine eigene Unabhängigkeit, die er sich weiterhin wünschte. Daß er vielleicht trotzdem bei Richter Carter bleiben würde, hatte damit nichts zu tun. Gleichgültig wie großzügig die Überwachung war, er wollte sie nicht. In seinem Kampf um seine Freiheit war James ausgerutscht – er hatte seines Vaters Maschine an Martha ausprobiert, und das war ein

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