Das Geheimnis Des Amuletts
Mistresses befanden, drückten wir uns gegen die Mauer, um mit den Schatten zu verschmelzen. Glücklicherweise war niemand da, und so schlichen wir weiter ins Erdgeschoss hinunter und erreichten die Eingangshalle mit den schwarzweißen Bodenfliesen. Wir machten uns auf den Weg quer durch die Halle in Richtung Vordertür, aber wir hatten noch nicht einmal die Hälfte des Weges geschafft, als wir plötzlich leise Stimmen aus der Richtung von Dr. Franzens Arbeitszimmer hörten. Ich erstarrte vor Schreck, aber Evie packte mich und schob mich ins Empfangszimmer. Als wir uns hastig hinter den Damastvorhängen vor dem Fenster versteckten, stieß ich gegen einen kleinen Stuhl. In der Dunkelheit wirkte das Geräusch um ein Vielfaches lauter als normal, und ich ärgerte mich darüber, dass ich so unbeholfen war, aber wir konnten nichts anderes tun, als steif und starr hinter den Vorhängen stehen zu bleiben und zu warten. Wir hörten Schritte und das Tipp-Tapp eines Stockes auf den polierten Fliesen. Die Tür öffnete sich weiter, und eine Lampe wurde angemacht. Durch eine Lücke in den Vorhängen sah ich, wie Dr. Franzen die Stirn runzelte und sich finster im Zimmer umsah, während er sich auf seinen schwarzen Gehstock stützte. Die Lampe erzeugte hässliche Schatten auf seinem Gesicht. Er kam näher … er würde uns finden … Panik stieg in mir auf, und ich unterdrückte einen Schrei.
Die Lampe ging aus. Er war weg. Seine schweren Schritte und das Tipp-Tapp des Stockes wurden leiser. »Wir können nicht wieder zurückgehen«, sagte Evie. Sie drehte sich um und hantierte am Fenster. Wunderbarerweise ließ es sich vollkommen problemlos öffnen, und wir kletterten so leise und schnell wir konnten nach draußen und landeten auf dem Gras, das vor dem Gebäude wuchs. Wir schlichen uns in den Schatten der Bäume, die den Zufahrtsweg säumten, und rannten dann, ohne noch einen Blick zurückzuwerfen, zum Schultor. Sarah wartete auf uns, ging unruhig auf und ab.
»Was für ein Glück, dass ihr es geschafft habt«, rief sie leise. »Habt ihr gemerkt, dass die Tür zur alten Treppe irgendwie verriegelt war, nachdem ich durchgegangen bin? Sie ist hinter mir zugeschlagen, und ich konnte sie für euch nicht mehr aufmachen. Tut mir leid, das ist bisher noch nie passiert.«
»Es spielt keine Rolle«, sagte ich. »Gehen wir einfach.« Ich atmete aus und versuchte, mich zu entspannen. Wir hatten die erste Hürde genommen. Wir hatten Dr. Franzen ausgetrickst, und das gab mir Zuversicht. Wir konnten es schaffen … wir konnten es schaffen …
Eine Minute später waren wir auf der anderen Seite des Schultors und liefen die Straße entlang. Möglicherweise war dies das letzte Mal, dass wir drei zusammen einen unserer mitternächtlichen Ausflüge machten, dachte ich. Wenn die ganze Sache hier vorbei und Lauras Geist weitergezogen war, würde ich allein an meiner großen Aufgabe arbeiten, meine Mutter zu befreien. Meine Freundinnen wollte ich da nicht mit reinziehen. Und wenn ich erfolgreich war, würde die Gefahr vorüber sein. Evies und Sarahs nächtliche Wanderungen würden nur der Liebe dienen, und meine Mutter würde keine Last mehr in meinem Leben sein. Sie würde Ruhe finden. Ich konnte sogar Lyntons Eltern treffen, ohne Angst haben zu müssen … aber daran durfte ich jetzt nicht denken. Wir eilten weiter. Wir konnten es schaffen.
Josh und Cal warteten ungeduldig am Ende des Weges in der Nähe der Abzweigung zum Friedhof. Sie waren beide so stark und jung und voller Leben. Ich hoffte plötzlich, dass sie voll und ganz das Risiko begriffen, das sie eingingen, indem sie uns bei unserer mystischen Aufgabe begleiteten. Wir zumindest hatten unsere Kräfte, um uns zu schützen; sie aber hatten nur ihre Loyalität zu den Mädchen, die sie liebten.
»Seid ihr sicher, dass ihr mitkommen wollt?«, fragte ich abrupt. »Es ist nicht fair, euch da mit reinzuziehen.«
»Natürlich wollen wir mitkommen«, antwortete Josh überrascht. »Ich kenne die unterirdischen Höhlen viel besser als ihr. Ihr werdet wieder meine Hilfe als Führer brauchen.«
»Und wenn Sarah mitgeht, gehe ich auch mit«, sagte Cal störrisch. »Das heißt, wenn du das möchtest«, fügte er hinzu und wandte sich an Sarah. Sie nahm seinen Arm. »Natürlich möchte ich das. Aber wir müssen alle sehr vorsichtig sein.«
»Wenn wir dann also alle entschlossen sind, können wir gehen«, sagte ich.
Es war eine raue Nacht, und ein bitterer Wind wehte. Dicke Wolken sammelten sich
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