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Das Geheimnis Des Amuletts

Das Geheimnis Des Amuletts

Titel: Das Geheimnis Des Amuletts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Shields
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Überlieferungen in dem Buch genauso studiert hätte wie Sarah. Ich habe mich immer darauf verlassen, dass mein Instinkt mir sagt, was ich tun muss, dass mein Herz es weiß. Ich dachte, ich wäre einfach und demütig, aber vielleicht war das die größte Arroganz von allem. Ich hätte mir mehr Mühe geben sollen zu lernen. Jetzt ist es zu spät.
    Ich brauche Sarah und ihre Fähigkeit, einen Plan zu entwickeln, ich brauche Evie, damit sie mich inspirieren kann, und Agnes, damit sie mir Mut macht. Ich brauche meine Freundinnen.
    Ich setzte mich im Bett auf und schob mein Tagebuch in meine Tasche. Natürlich.
    Ich brauchte meine Freundinnen. Zusammen konnten wir Wunder wirken. Wir waren aus einem bestimmten Grund miteinander verbunden. Aber wenngleich Evies und Sarahs Geist unter der Wolke des Bannes verborgen lag, den die Priesterin gewebt hatte, und Josh sich in den Schatten befand, hatte ich noch andere Freunde. Da war Agnes, und da war Cal. Und da war auch Lynton … oh, es gab tatsächlich noch Hoffnung!
    Ich stand auf und flog die Marmortreppe regelrecht nach unten. In dieser Stunde vor Sonnenaufgang war es noch still in der Schule. Die Schülerinnen schliefen alle, waren tief in ihrer Traumtrance versunken und hatten nicht die geringste Ahnung, welches furchtbare Schicksal sie später an diesem Tag erwartete. Ich hatte einen Tag Zeit, die Priesterin daran zu hindern, ihre Drohung wahrzumachen, aber ich konnte es nicht allein tun. So schnell ich konnte, lief ich zu den Ställen. Die Pferde bewegten sich leise in ihren Boxen. Ich erinnerte mich daran, dass sie am Abend zuvor vermutlich niemand versorgt hatte, und machte schnell eine Runde mit Futter und frischem Wasser, auch wenn ich nicht genau wusste, was ich tat. Mir fehlte Cals oder Joshs Wissen im Umgang mit diesen großen, geduldigen Tieren. Als ich an Cal dachte, krampfte sich mein Magen vor Sorge wieder zusammen. Ging es ihm gut? Hatte er Josh schon gefunden?
    Und wie würde er reagieren, wenn er herausfand, was mit Sarah passiert war?
    An einem Haken im Stallgebäude hing ein zerschlissener alter Mantel von Cal; ich nahm ihn und drückte ihn an mich, atmete seinen Geruch nach Pferd und wildem Gras ein und begann, sein dunkles, starkes Gesicht zu visualisieren.
    »Cal!«, rief ich im Geist. »Wo bist du?«
    Einen Moment später war ich in einer Welt der Schatten. Es war, als würde ich vor dem winzigen Bauernhaus stehen, das Cal von dem Bauern gemietet hatte, für den er arbeitete. Ich versuchte, an die Tür zu klopfen, aber meine Hand ging hindurch, als würde sie aus Wasser bestehen, und dann wurde ich durch die Luft gewirbelt und landete unsanft auf dem Boden der Moors . Im Tal unterhalb von mir konnte ich Cal in der Dunkelheit auf seinem Pferd sitzen sehen; er galoppierte über das Land, suchte hier und dort. Eine Gruppe dunkelhäutiger Männer ritt auf ungesattelten, struppigen Ponys mit ihm – die Kinsfolk. Sie alle suchten nach Josh.
    »Cal!«, rief ich, aber meine Stimme wurde vom Wind weggetragen. Die Luft wirbelte jetzt wieder, und ich fiel auf die Erde, ganz in der Nähe von Agnes’ Grab. Da war jemand bei ihr … ein dunkler, junger Mann, vor Qual vornübergebeugt, Tränen unterdrückend … Sebastian, Sebastian! Nein, es war Cal … er betete für seinen Freund, weinte, weil das Ende der Welt gekommen war …
    Die Vision verging. Ich warf den Mantel ab und lief zur hinteren Ecke der Ställe. Miss Scrattons Pferd Seraph stand immer noch hier. Ich betrat die Box und murmelte beschwichtigend auf die strahlend weiße Stute ein. Sie knabberte ein paar Handvoll von dem Hafer, den ich ihr anbot, und trank aus dem Eimer mit frischem Wasser. Als Seraph ihren Durst gestillt hatte, schob ich ihr rasch das Zaumzeug über den Kopf und führte sie auf den Hof. Da war noch etwas, das ich brauchte. Ich sprang auf ihren bloßen Rücken und drängte Seraph über die Pflastersteine. Sie zuckte mit den Ohren und wieherte angesichts der unerwarteten Aufmerksamkeit, aber ich beugte mich tief zu ihrem Hals hinunter und versuchte, sie zu beruhigen, während ich zur Vorderseite der Schule ritt. Die aufgehende Sonne zog gelbe und silbrige Streifen über den Himmel. Die Eichen, die den Zufahrtsweg säumten, wirkten jetzt wie Riesen, die im Zwielicht aus dem Schlaf erwachten.
    Die wuchtige Vordertür der Schule war abgeschlossen, aber ich erinnerte mich, wie wir in der Nacht, als wir zu den Höhlen gegangen waren, aus dem Fenster des Empfangszimmers geklettert waren.

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