Das Geheimnis Des Amuletts
die anderen für immer verloren sein.«
Cals Gesicht war dunkel und grimmig und so hart wie Granit. Er packte mich an den Armen und schüttelte mich unsanft. »Es ist dein Fehler! Du hättest sie aufhalten können. Sie ist deine Mutter, du hättest irgendetwas tun können. Ich werde es dir nie verzeihen, wenn Sarah nicht unverletzt zu mir zurückkommt!« Er stieß mich von sich, und ich stürzte gegen die Statue auf Agnes’ Grab. Augenblicklich verebbte seine Wut, und er sah mich besorgt an. Dann half er mir wieder hoch.
»Gott, Helen, es tut mir so leid. Ich wollte dir nicht weh tun. Es tut mir leid.« Er kämpfte gegen aufsteigende Tränen an. »Es ist nur, dass alles so furchtbar durcheinander ist.«
»Und genau das will die Priesterin«, sagte ich ruhig. »Sie will sehen, wie wir unsere Zeit und Energie damit verschwenden, uns zu streiten. Wir müssen zusammenarbeiten – wir alle. Wir müssen zusammenhalten. Ich habe versucht, alleine zu arbeiten, aber das war ein Fehler. Wir sind alle miteinander verbunden, und wenn eine oder einer von uns fällt, fallen alle. Es ist, als würden wir uns in einem verzwickten Tanz befinden – einem Tanz der schicksalhaften Bestimmung. Wir müssen zusammenarbeiten, du und ich und Josh. Sarah und Evie sind darauf angewiesen, dass wir das für sie tun.«
Cals Schultern sackten müde nach unten. »Es ist zu spät. Josh ist weg. Ich habe das ganze Tal abgesucht. Einige von den Kinsfolk sind im Schutz der Nacht mit mir geritten, während die anderen unter der Erde in allen Höhlen und Tunneln gesucht haben, die sie kennen. Wo immer er ist, sie hat ihn so gut versteckt, dass wir ihn nie finden werden. Abgesehen davon sagt mir mein Herz, dass er tot ist. Deshalb bin ich gekommen. Ich wollte Sarah sagen, dass Josh tot ist.«
»Ich glaube das nicht, Cal. Ich will es nicht glauben. Die Priesterin hätte über seinen Tod triumphiert, wenn er bereits von uns gegangen wäre. Nein, sie versteckt ihn irgendwo, und wir müssen ihm helfen. Josh würde niemals das Vertrauen in uns verlieren; wir dürfen jetzt auch nicht das Vertrauen in ihn verlieren.«
»Aber selbst, wenn du Recht hast, wie könnten wir ihn finden? Ich habe dir gesagt, dass ich bereits jeden Zoll von Wyldcliffe abgesucht habe.«
Ich lächelte ihn an. »Wir sind nicht allein. Wir haben Agnes auf unserer Seite.«
Er sah mich verwirrt an.
»Erinnerst du dich an das, was im letzten Term passiert ist?«, fragte ich. »Wir haben herausgefunden, dass tief in Joshs Innern ein Funke von Agnes’ heilendem Feuer verborgen ist – ein Erbe seiner Familie von Uppercliffe. Wenn Agnes ihn berühren kann, wird diese winzige, mystische Flamme ausreichen, um ihn von jedem Beschwörungsbann zu befreien, den die Priesterin ihm auferlegt hat.«
»Aber wie können wir Agnes ohne Evie oder den Talisman erreichen?«
Ich zog den Gegenstand, den ich aus der Abtei mitgenommen hatte, unter meinem Pullover hervor. Es war ein kleines Portrait von Lady Agnes Templeton, unserer geheimen Schwester und Freundin. Die langen roten Haare, die meergrauen Augen, es war ihr so ähnlich, dass es mir schien, als würde mich Agnes persönlich auf ihre sanfte, segnende Art ansehen. Auf dem Gemälde lehnte sie an einem zerbrochenen Steinbogen der Ruine und blickte offen geradeaus; ihre weich geschwungenen Lippen waren leicht geöffnet, als hätte sie gerade angefangen, etwas zu sagen.
»Hier, Cal, hier ist sie.«
»Es sieht aus, als würde sie uns wirklich ansehen«, rief er. »Du denkst also, wir können dieses Bild benutzen, um sie zu erreichen?«
»Wir können es zumindest versuchen.«
Ich stellte das Bild an das untere Ende von Agnes’ Grab und sah ihr tief in die Augen. »Schwester des Feuers«, flüsterte ich, »erwache! Wind der Zeit, wehe den Schleier fort, der zwischen uns und Agnes ist. Lass uns mit ihr sprechen.«
Nichts geschah. Ich rief sie noch einmal, und während ich das Gemälde anstarrte, bemerkte ich etwas, das ich vorher nicht gesehen hatte. Es war, als wäre etwas in den verwitterten Stein des Bogens gemeißelt worden, an dem Agnes in dem Gemälde lehnte. Es war ein vollkommener Kreis, der von zwei Zeichen gekreuzt wurde, die wie die raschen Flügel eines Vogels aussahen … das Zeichen des großen Siegels. Ich streckte die Hand aus und berührte es, und plötzlich wirbelten die Farben des Gemäldes herum wie Herbstblätter. Ein neues Bild schimmerte in dem dunklen Rahmen. Agnes kniete auf dem Boden; ihr langes Kleid breitete sich um
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