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Das Geheimnis des Falken

Titel: Das Geheimnis des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne DuMaurier
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Fallschirm –, waren plötzlich die Uniformen der späteren Liebhaber meiner Mutter, die des deutschen Kommandanten, dann die des amerikanischen Brigadegenerals in Frankfurt, mit dem wir zwei Jahre lang zusammengelebt hatten.
    Selbst der Ober im Hotel Splendido, eine Zufallsbekanntschaft, ein Mensch, den ich ein Dutzend Mal gesehen hatte, ohne ihn wirklich zu sehen, tauchte auf und verwandelte sich in den Bankdirektor, den meine Mutter schließlich geheiratet hatte, in Enrico Fabbio aus Turin, der mir eine Ausbildung und einen Namen gab.
    Viele, viel zu viele Gesichter, zu viele Fremde, die vorübergingen, zu viele Hotelzimmer und Mietswohnungen, von denen mir keine gehörte, keine zu einem Zuhause geworden war. Ein Leben, das einer endlosen und ziellosen Reise glich. Eine Flucht ohne Grund und Sinn …
    Das Schrillen einer Glocke im Korridor weckte mich auf. Das waren sicher die Turtmanns, die mitten in der Nacht ein Menü mit drei Gängen bestellten. Aber als ich das Licht andrehte, sah ich, daß es schon Morgen war. Genau acht Uhr. Die Turtmanns oder die Handlungsreisenden klingelten nach dem Frühstück.
    Ich warf die Läden zurück und stellte fest, daß es aufgehört hatte zu schneien. Die Sonne schien. Unten auf der Piazza Matrice gingen die Leute ihren Geschäften nach. Die Läden hatten schon geöffnet, und die Lehrlinge fegten Schnee. Das vertraute, lang vergessene Bild eines Morgens in Ruffano hatte die gewohnte Gestalt angenommen. Der scharfe, saubere Geruch der Piazza stieg mir in die Nase. Wie gut ich ihn kannte!
    Eine Frau schüttelte am Fenster den Staub aus einer Matte. Direkt unter mir stand eine Gruppe von diskutierenden Männern. Ein Hund mit hochgestelltem Schwanz jagte eine heimatlose Katze und kam um ein Haar unter ein ausweichendes Auto. Der Verkehr war lebhafter als früher, oder rührte dieser Eindruck daher, daß früher nur die Militärs motorisiert gewesen waren? Ich konnte mich weder an die Existenz von Verkehrsampeln noch an die von Polizisten erinnern, aber jetzt stand da einer mit ausgestrecktem Arm und dirigierte die Wagen über die Piazza zur Via Vittorio Emanuele und zum herzoglichen Palast hinüber. Und überall wimmelte es von jungen Leuten, die allesamt – auf Vespas oder zu Fuß – nach Süden strebten, rechter Hand den Hügel hinauf.
    Verblüfft machte ich mir klar, daß die kleine Universität meiner Kinderzeit sich mächtig ausgebreitet haben mußte und daß der Palazzo, ehemals Ruffanos ganzer Stolz, möglicherweise nicht mehr der Mittelpunkt der Stadt war. Ich zog mich an und ging in den Speisesaal, um zu frühstücken und der hektischen Bedienerin damit einen Weg zu ersparen. Signor Longhi schleppte das Tablett persönlich herbei und stellte den Kaffee mit zitternden Händen auf den Tisch. Die Padrona war nicht zu sehen. Zweifelsohne lag sie noch im Bett.
    »Entschuldigen Sie vielmals«, sagte der alte Mann, »wir leiden unter Personalmangel, und außerdem muß die Küche umgebaut werden, bevor die Saison beginnt.«
    Seitdem ich wach war, hatte ich in der Tat allerlei Geklopfe und Gehämmer wahrgenommen und die Stimmen von Arbeitern, die sich dies und jenes zuriefen; auch den Geruch von Farbe und Mörtel.
    »Ist das Hotel schon lange in Ihrem Besitz?« fragte ich.
    »O ja«, antwortete er mit dem Anflug jenes Eifers, an den ich mich von früher her erinnerte, »seit mehr als dreißig Jahren, abgesehen von einer Unterbrechung während der deutschen Besetzung. Da hatten wir eine Weile eine Kommandantur hier im Hause. Meine Frau und ich gingen damals nach Ancona. In alten Zeiten waren viele berühmte Leute im Hotel del Duchi zu Gast, Schriftsteller, Politiker. Ich kann es Ihnen zeigen …«
    Er humpelte zu einem Bücherschrank im Hintergrund des Raumes und zog ein Gästebuch vor, das er zärtlich, wie ein Neugeborenes, im Arm hielt, während er es an meinen Tisch schleppte. An einer bestimmten Stelle schlug sich das Buch nahezu von selber auf.
    »Sogar der englische Minister Stanley Baldwin hat uns einmal beehrt«, sagte der Alte und deutete auf einen Namenszug.
    »Leider nur für eine Nacht; er bedauerte sehr, daß er nicht länger bleiben konnte. Und dann Gary Cooper, der amerikanische Filmstar, hier, auf der nächsten Seite. Er sollte einen Film in Ruffano drehen, aber es wurde nichts daraus.«
    Stolz blätterte er mir Seite um Seite vor. '36, '37, '38, '39, '40. Die Jahre meiner Kindheit … Fast hätte ich gefragt: »Und Signor Donati, der Direktor des Palazzo,

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