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Das Geheimnis des Falken

Titel: Das Geheimnis des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne DuMaurier
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wirken.
    »Es ist gar nichts passiert«, sagte ich, »rein gar nichts. Ich war nur ziemlich schnell gegangen. Sonst nichts.«
    Meine dürftige Antwort löste Schweigen aus. Ich konnte aus dem Mienenspiel der beiden ersehen, wie Neugierde mit höflicher Zurückhaltung kämpften.
    »Warum sind Sie denn so schnell gegangen?« forschte der Bruder Paolo.
    Ich fand die Frage seltsam. Sie klang, als ob er wüsste … Aber wie sollte er? Ich war ein Fremder. Wir alle waren Fremde.
    »Aus keinem besonderen Grund«, sagte ich, »ich bin um den Palazzo Ducale herumgewandert, dann durch die Nachbarstraßen und hierher zurück.«
    Sie wechselten einen Blick. Wieder schien es, als ahnten sie, als wüssten sie.
    »Bitten denken Sie nicht, daß wir uns in Ihre Angelegenheiten einmischen wollten«, sagte Paolo, »aber hat Sie vielleicht jemand verfolgt?«
    »Verfolgt?« rief ich aus. »Aber nein, wieso denn? Wer sollte mich denn verfolgen?«
    Ich fühlte mich in die Defensive gedrängt. Was konnten diese Kinder von der Vergangenheit wissen, von meinem verlorenen Zuhause? Was konnten sie von meinem toten Bruder Aldo wissen?
    »Es ist nämlich so«, sagte Caterina, und sie sprach gedämpft, während sie die Tür hinter sich zuzog, »mitunter werden hier Leute verfolgt, wenn sie nachts um den Palazzo Ducale herumstreifen. Es kursieren da alle möglichen Gerüchte. Wenn man zu mehreren ist, kommt es übrigens nie vor. Nur wenn einer allein geht.«
    Der laufende junge Mensch fiel mir ein. Die Gestalt oben am Ende der Treppe. Die Tür, die sich leise zuzog.
    »Es ist nicht ganz ausgeschlossen«, sagte ich halb zu mir selbst, halb an die beiden gewandt, »es ist nicht ausgeschlossen, daß ich verfolgt worden bin.«
    »Wieso? Was ist geschehen?« fragte Caterina rasch.
    Ich berichtete von dem Jungen und seiner kopflosen Flucht. Und ich erzählte von der schattenhaften Gestalt, die hinter der Tür des Palazzo verschwunden war. Von meinem zweiten Besuch in der Via del Sogni und davon, wie ich dort vor unserem Haus gestanden hatte, erzählte ich nichts. Wieder tauschten sie einen Blick und nickten.
    »Das war's«, sagte Paolo bestimmt, »die Vigilante war unterwegs.«
    »Die Vigilante?« wiederholte ich fragend.
    »Sie sind neu in Ruffano. Sie können nichts davon wissen«, sagte Caterina, »wir nennen sie so. Es handelt sich um einen Geheimbund innerhalb der Universität. Keiner von uns hat eine Ahnung, wer die Mitglieder sind. Kunststudenten, Philologen, Wirtschaftswissenschaft, Jura, alles durcheinander; sie müssen unter anderem schwören, daß sie sich nie verraten.«
    Ich bot ihnen Zigaretten an. Inzwischen fühlte ich mich schon besser. Die Vergangenheit ließ mich los. Ich war in die Welt der Studentenabenteuer zurückgekehrt.
    »Lächeln Sie nicht«, sagte Paolo, »es ist nicht komisch. Zuerst glaubten wir, genau wie Sie, daß es sich nur um Radaubrüder handle. Das trifft nicht zu. Einigen Studenten sind Verletzungen beigebracht worden, und nicht nur Studenten, auch jungen Leuten aus dem Ort. Aufgegriffen, Augen verbunden und, so sagen die Gerüchte, regelrecht gefoltert. Aber niemand weiß etwas Genaues, das ist das Problem. Die Opfer schweigen. Manchmal sickert Tage danach etwas durch. Ein Student behauptet, er sei krank, erscheint nicht zu den Vorlesungen, und dann kommt das Gerücht auf, daß die Vigilante ihn sich vorgeknöpft hat.«
    Bruder und Schwester setzten sich links und rechts von mir auf den Bettrand, mit ernsten, eifrigen Gesichtern. Ich nahm es als Kompliment, daß sie Vertrauen zu mir hatten.
    »Können denn die Behörden nichts dabei tun?« fragte ich. »Es wäre doch Sache der Fakultätsleiter oder sonstiger Autoritäten, dem ein Ende zu setzen.«
    »Sie können nichts machen«, sagte Caterina, »Sie wissen nicht, wie mächtig die Vigilante ist. Es handelt sich ja nicht um einen normalen Studentenklub, dessen Mitglieder jedermann kennt. Die ganze Sache ist geheim, und sie ist böse.«
    »Es wäre durchaus denkbar«, unterbrach Paolo, »daß nicht nur Studenten, sondern auch Professoren zur Vigilante gehören. Und obwohl wir, die WW-Studenten, alle das Gefühl haben, daß es gegen uns geht, können wir das mit Sicherheit nicht behaupten – es heißt, daß Leute aus unserem eigenen Lager für den Geheimbund Spitzeldienste leisten.«
    »Jetzt werden Sie verstehen«, sagte Caterina, »daß wir besorgt waren, als Sie nach Hause kamen. Ich habe gleich zu Paolo gesagt – dahinter steckt bestimmt die Vigilante.«
    Ich

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