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Das Geheimnis Des Frühlings

Das Geheimnis Des Frühlings

Titel: Das Geheimnis Des Frühlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Fiorato
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Priester in San Lorenzo Maggiore? Luciana, die Kirche wurde bei dem Erdbeben fast vollständig zerstört.«
    Ich schob störrisch das Kinn vor. »Wir sind auch entkommen.«
    Dem konnte er nicht widersprechen. Er seufzte. »Nun gut, gehen wir einmal davon aus, dass Ihr recht habt und der Aussätzige wirklich der Mörder ist. Das ändert an meiner Meinung allerdings nichts; ich habe schon damals gesagt und sage es auch heute: Unsere beste Chance, mit halbwegs heiler Haut aus dieser Geschichte herauszukommen, besteht darin, das Geheimnis des Bildes zu entschlüsseln und unser Wissen als Basis für Verhandlungen mit den Sieben zu benutzen. Wenn der Kerl allerdings nicht unser Mörder ist, warum hilft er uns dann, unsere Scharade aufrechtzuerhalten, indem er unserem Gastgeber nicht unsere wahre Identität offenbart?«

    Mir kam ein Gedanke. »Vielleicht folgt er mir und nicht Euch. Vielleicht dachte er, Euch aus dem Weg geräumt zu haben, als er Bruder Remigio ermordete. Wenn er die Spur erst in Fiesole aufgenommen hat, kann er Euch für irgendeinen beliebigen Mönch gehalten haben, den Abt Giles mir als Eskorte nach Pisa zur Seite gestellt hat.«
    »Und wie erklärt Ihr Euch dann den Tod meines Onkels?« Es kostete ihn sichtliche Überwindung, Signore Silvio zu erwähnen.
    »Vielleicht waren die Austern tatsächlich einfach nur verdorben.« Doch ich wusste nur zu gut, dass dem nicht so war.
    »Warum hat er mir dann mit seinem letzten Atemzug gesagt, ich solle dem Licht zur Muda folgen?«
    »Weil er im Sterben lag. Ob die Austern nun verdorben oder vergiftet waren, er hätte Euch in jedem Fall dieselben Anweisungen erteilt.«
    »Warum hat uns Tok verfolgt?«
    Ich dachte einen Moment nach. »Weil Euer Vetter Euch nach dem Tod Eures Onkels als gefährlichen Rivalen betrachtete, den er unschädlich machen wollte. Vielleicht hatten Niccolos Motive gar nichts mit dem Bild zu tun.«
    »Aber wir wissen, dass mein Onkel einer der Sieben war und Niccolo seinen Platz in dieser Verschwörergruppe geerbt hätte.«
    »Das muss nicht unbedingt zutreffen. Vielleicht weiß der echte Niccolo gar nichts von den Sieben. Ihr habt den Platz Eures Onkels eingenommen, als er Euch seinen Ring gab und Euch befahl, dem Licht zur Muda zu folgen. Vielleicht hat er Niccolo für unwürdig oder unfähig gehalten, dieses Erbe anzutreten. Ihr sagtet ja selbst, dass er ein Taugenichts ist, ein Finnochio, der sich mehr dafür interessiert, kleine Jungen zu vögeln, als für seine Bücher. Meine Worte, nicht Eure«, fügte ich hastig hinzu.
    »Aber im Wesentlichen habt Ihr recht«, erwiderte er trocken.

    »Hmm. Vielleicht weiß der Aussätzige gar nicht, wer Ihr wirklich seid. Wenn er uns seit Florenz folgt... Ihr habt mit dem zerlumpten Mönch, der zwei Wochen auf der Straße verbracht habt, nichts mehr gemein. Jetzt«, ich musterte ihn im Kerzenschein, »seht Ihr aus wie ein Fürst.«
    »Demnach glaubt Ihr, er würde im Moment nichts gegen Euch unternehmen, weil er denkt, Ihr stündet unter dem Schutz von Niccolo della Torre, einem der sieben Herren, in deren Diensten er steht?«
    »Warum nicht? Ein gescheites Straßenmädchen wechselt von einer Sekunde zur anderen die Seiten und hängt sich wie eine Klette an jeden Mann, von dem es sich Vorteile erhofft. Ein Edelmann wie der, für den er Euch hält, könnte mich beschützen, aushalten und mein Schweigen erkaufen. Vielleicht stelle ich in seinen Augen momentan keine Gefahr mehr dar. Ich mag ja das Geheimnis der Primavera kennen, aber ich habe mich jetzt mit einem der Verschwörer zusammengetan, und ich würde mich ins eigene Fleisch schneiden, wenn ich verraten würde, was ich weiß. Wer beißt denn schon die Hand, die einen füttert? Vielleicht meint er, es reicht im Moment aus, mich zu beobachten. Wäre ich wirklich Eure Konkubine, würde es Euch erzürnen, wenn er mir etwas antäte, und vielleicht sogar die Pläne der Sieben gefährden. Vielleicht bin ich so lange sicher, bis Ihr heiratet und mich als Mätresse entbehren könnt.«
    »Nun gut. Gehen wir einmal davon aus, dass er Euch nach Santa Croce gefolgt ist und statt meiner Bruder Remigio ermordet hat. Dann folgt er Euch meines Namens wegen nach Pisa...«
    »... und wegen des über Eurer Tür eingemeißelten Turms...«
    »Natürlich. Dann weiß er also, dass ich Euch vor meinem Tod zu meinem Onkel nach Pisa geschickt habe. Dann stirbt mein Onkel, auf welche Weise auch immer-vielleicht, weil der Mörder glaubte, er hätte mir zu viel über die

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