Das Geheimnis Des Frühlings
Sieben erzählt.«
»Und er wollte uns Lorenzo de’ Medici vorstellen!«, entfuhr
es mir, als sich die Puzzleteile schlagartig zu einem Gesamtbild zusammenfügten. »Der Aussätzige dachte, wir stünden im Begriff, alles auffliegen zu lassen. Er dachte, Euer Onkel würde bereuen, sich auf diese Verschwörung eingelassen zu haben, und wollte Lorenzo vor den Plänen der Sieben warnen. Und ihm enthüllen, dass sein Neffe ein Verräter ist.«
»Dann fliehen wir zur Muda. Soweit der Aussätzige weiß, geht der Mönch an Bord des Flaggschiffes. Er kann nicht vor uns in Neapel eingetroffen sein, denn wir sind, wie gesagt, mit dem Flaggschiff gekommen, und der Rest der Flotte erreichte Neapel wenigstens einen halben Tag später...««
»Als er mich das nächste Mal zu Gesicht bekommt«, spann ich den Faden weiter, »bin ich Gast bei Hof, befinde mich in der Gesellschaft von Signore Silvios Sohn Niccolo, einem kostbar gekleideten, gepflegten Mann, der sich von einem mittellosen Mönch unterscheidet wie der Tag von der Nacht. >Signore Niccolo< trägt den Daumenring und sieht Signore Silvio sehr ähnlich. Der Aussätzige glaubt, Ihr hättet Euch der Verschwörung mit Leib und Seele verschrieben, und er brauche uns nun, da Euer Onkel, der faule Apfel (Verzeihung), den Sieben nicht mehr schaden kann, lediglich im Auge zu behalten. Er hat uns nicht verfolgt, als wir aus dem Pantheon geflohen sind«, räumte ich ein, »und er hat Eure wahre Identität nicht preisgegeben, weil er sie nicht kennt. «
Bruder Guido überlegte kurz. »Der Aussätzige denkt, Ihr hättet die Seiten gewechselt und würdet nun mit den Sieben gemeinsame Sache machen. Er folgt Euch, unternimmt aber sonst nichts gegen Euch.« Er schwieg eine Weile, was mir verriet, dass er meine Theorie für möglich hielt. Dann wechselte er abrupt das Thema. »Doch all diese Mutmaßungen sind nur Zeitverschwendung. Es ist unerheblich, ob uns nun diese oder jene Partei auffliegen lassen kann - wir verraten uns selbst, wenn wir uns heute Nacht nicht mit dem König treffen.«
»Um Mitternacht?«
»Ja. Wir müssen unseren Kurs ändern und uns mit dem
momentan drängendsten Problem befassen. Wir wissen nicht, was der Aussätzige wirklich vorhat. Aber wir haben etwas vor - wir müssen uns in weniger als zwei Stunden mit Don Ferrante treffen, an einem Ort, den wir nicht kennen, und mein einziger Plan, diese Lokalität ausfindig zu machen, ist zunichtegemacht worden.«
»Sprecht Toskanisch!«
»Ich wollte sagen, dass ich, da Don Ferrante sich selbst um Mitternacht dort einfinden muss, die Absicht hatte, ihm zu folgen.«
»Aber er wollte sich vorher mit seinen Offizieren treffen.«
»Ja, aber wir hätten abwarten und ihm von dort aus zu dem verabredeten Treffpunkt der Sieben folgen können. Aber nachdem wir überstürzt und grundlos aus dem Pantheon geflohen sind, besteht keine Möglichkeit mehr herauszufinden, wo dieser Treffpunkt sein könnte.«
Aha. »Können wir nicht herausbekommen, welches die wahrscheinlichsten Orte sind, wo sich ein König mit seinen Offizieren treffen könnte?« Noch ehe ich den Satz zu Ende gebracht hatte, war mir schon klar, dass ich Unsinn redete.
»Es könnte ein Privathaus, ein Palast oder sogar eine gehobene Schänke sein. In Rom gibt es Hunderte und Tausende solcher Orte, und uns wird die Zeit knapp. Nein, unsere größte Chance auf Erfolg besteht darin, uns an den einzigen Hinweis auf den Treffpunkt der Sieben zu halten, und den hat uns der König selbst gegeben.«
»Ihr meint das mit den sieben Sonnen?«
»Er sagte unter der siebten Sonne. «
»Klar wie Brühe.«
»Es erscheint unmöglich, ich weiß, aber wir sind inzwischen versiert darin, solche Schlussfolgerungen zu ziehen, Luciana. Wir sind schließlich nur mithilfe unseres Verstandes und des cartone von Florenz bis hierher gekommen.«
»Dann holt Ihr wohl besser das Bild heraus«, seufzte ich.
Er wackelte mit dem Zeigefinger vor meiner Nase, als säße
ich in seinem Schulzimmer. »Diesmal nicht. Diesmal gilt es, ein zusätzliches Rätsel zu lösen, das uns der König persönlich gestellt hat. Ich bin sicher, dass wir die Antwort dieses Mal nicht auf dem Pergament finden. Wir dürfen jetzt nur an die Worte des Königs und die Stadt Rom selbst denken.«
»Vielleicht gehen wir die Sache falsch an. In Neapel fanden wir das, was wir suchten, in der Kirche San Lorenzo Maggiore. Vielleicht gibt es hier in Rom auch eine Kirche, die San Lorenzo heißt?«
Er hob rasch den Kopf. »Das
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