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Das Geheimnis Des Frühlings

Das Geheimnis Des Frühlings

Titel: Das Geheimnis Des Frühlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Fiorato
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mich nicht falsch, ich hatte an diesem intellektuellen Pinkelwettbewerb meine helle Freude und hielt es für eine gute Idee, dass Bruder Guido schon in Neapel damit begonnen hatte, aber ich wünschte, er würde seinen Verstand dazu benutzen, mehr über das Komplott der Sieben herauszufinden. Also nahm ich ihn beiseite, tat so, als würde ich mich zärtlich an ihn schmiegen und flüsterte ihm etwas in dieser Richtung zu.
    Bruder Guido trat überrascht einen Schritt zurück. »Aber bei all dem geht es doch um nichts anderes. Jedes Wort, jede Silbe war für unsere Nachforschungen von Bedeutung.«
    »Sogar das ganze Geschwätz über Marmor?«, zischte ich.
    »Das ganz besonders.« Sein Atem kitzelte mein Ohr. »Habt Ihr nicht richtig zugehört?«
    Jetzt hatte er mich in die Enge getrieben. »Versucht nur, irgendetwas in Erfahrung zu bringen, was mit der Patsche zusammenhängt, in der wir sitzen«, wisperte ich. »Bitte.«
    Bruder Guido schob mich sacht von sich weg und wandte sich mit äußerster Höflichkeit an unseren Gastgeber. »Und weshalb sind wir hier, Majestät? Um eine abendliche Messe zu zelebrieren?«
    Der König lächelte. »Gewissermaßen. Nur ist diese Messe nicht Gott, sondern der Natur gewidmet. Heute Nacht herrschen die alten Götter. Seht Ihr? Es beginnt. Beobachtet den
Mond aufmerksam durch das oculus. In ganz Rom gibt es keinen besseren Ort, um dieses Schauspiel zu verfolgen.« Seine Höflinge gesellten sich zu uns, und die Diener begannen die Fackeln zu löschen. Offenbar war der Zeitpunkt dafür gekommen, was auch immer sich hier ereignen sollte.
    Ich blickte zur Decke empor. Der helle, völlig runde Mond stand ruhig am Himmel. Er sah aus wie immer, außer... »Er wirkt ungewöhnlich gelb«, stellte ich fest.
    »Ja, Doña «, stimmte der König zu. »Das liegt daran, dass wir uns in den Iden des Juli befinden.«
    »Den Iden?«, raunte ich Bruder Guido zu.
    »Der Mitte des Monats. Bald haben wir Hochsommer.«
    »Dem Himmel sei Dank.« Sommer. Meine liebste Jahreszeit. Früher war ich gerne mit meinen Berufskolleginnen am Ufer des Arno entlanggeschlendert oder hatte im Schatten einer Loggia einen Becher Wein getrunken. Sogar an diesem düsteren Ort konnte ich fast die Hitze der florentinischen Sonne spüren und den Geruch wahrnehmen, den der Arno verströmte, wenn er am wenigsten Wasser führte. Der Gestank des Flusses und allem Üblen, was darin schwamm - Fäkalien, Unrat und manchmal sogar Leichen -, der die Nasen anderer beleidigte, war für mich untrennbar mit dem Sommer verbunden. Eine Welle von Heimweh schlug über mir zusammen, gepaart mit einer gehörigen Dosis Angst.
    Don Ferrante fasste meine gemischten Gefühle in Worte. »Sommer, ja. Aber darauf folgt unweigerlich der Winter, und in diesem Jahr wird er eine große Herausforderung für uns darstellen.«
    Wieder verlieh er seinen Worten eine unterschwellige Bedeutung. Ich spürte, wie Bruder Guido neben mir zögerte und sich dann wappnete, um die Gelegenheit beim Schopf zu ergreifen.
    »Aber so sicher, wie die Sonne aufgeht, kommt dann auch der Frühling wieder. La Primavera.«
    Das Wort traf mich wie ein Schlag. Wir hatten es so lange nur
im Zusammenhang mit Botticellis Gemälde gebraucht, dass ich seine eigentliche Bedeutung fast vergessen hatte. Beide sahen wir Don Ferrante an; warteten auf seine Reaktion.
    Er hielt dem Blick meines Freundes unverwandt stand. »So ist es«, sagte er mit derselben Bedeutungsschwere wie kurz zuvor. »Ein neuer Anfang.«
    Das klang geheimnisvoll, verriet uns aber nichts. Während ich mir den Hals verrenkte, um den Mond zu beobachten, der nun, da die Fackeln gelöscht worden waren, noch heller leuchtete, sah ich ein Stück von der safranfarbenen Scheibe vor meinen Augen verschwinden, als habe jemand hineingebissen. Das herausgebissene Stück wurde größer und größer. Wir verfolgten das Geschehen bestürzt. Was konnte das bedeuten? War das Ende der Welt gekommen? War eine riesige dunkle Himmelsbestie dabei, den Mond zu verschlingen wie ein hungriger Wolf seine Beute? Madonna.
    Bruder Guido musste meine Furcht spüren, denn ich umklammerte seinen Arm fest genug, um den Blutfluss zu stoppen.
    »Keine Angst«, beruhigte er mich. »Es ist nur eine Mondfinsternis. Die Erde schiebt sich zwischen die Sonne und den Mond, und da wir auf einer flachen Scheibe leben, entsteht der Eindruck, der Mond würde verschwinden. Aber er ist immer noch da und wird innerhalb der nächsten Stunde wieder zum Vorschein

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