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Das Geheimnis Des Frühlings

Das Geheimnis Des Frühlings

Titel: Das Geheimnis Des Frühlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Fiorato
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Kapelle der Pazzi in Santa Croce bestattet zu werden.«
    Genau dem Ort, an dem Bruder Guido und ich uns in jener Nacht versteckt hatten, als ich ihn zum ersten Mal um Hilfe gebeten hatte. Warum musste ich mit jedem Satz an ihn erinnert werden?
    »Aber die wütende Menge brach sein Grab auf, und die guten Brüder exhumierten seine Leiche und begruben sie in der Nähe des Galgens in ungeweihter Erde, um die Menschen zu beschwichtigen. Doch selbst dort durfte Jacopo nicht in Frieden ruhen - er wurde erneut ausgegraben, und eine Horde junger Männer schleifte seinen nackten Kadaver an dem Strick, an dem er gebaumelt hatte, durch die Stadt. Beim Palazzo Pazzi angelangt, schmetterte der Mob den Kopf des Leichnams gegen die Tür und brüllte dazu: >Öffnet! Der große Ritter ist zurück!‹«
    Ganz offensichtlich berauschte sie sich an ihrer Geschichte; ihre Stimme triefte vor Blutgier. Ich sah ihr an, dass sie auf eine Reaktion meinerseits wartete, also wahrte ich eine unbeteiligte Miene, obwohl ich mir vor Angst beinahe in die Hose gemacht hätte. Was für einen Mann hatte ich da gegen mich aufgebracht? Die Menschen liebten ihn und hassten diejenigen, die ihm in die Quere kamen.
    Madonna .
    Endlich kam meine Mutter zum Schluss ihrer grausigen Erzählung. Ich dachte darüber nach, dass sie nicht ein einziges Mal an meinem Bett gesessen und mir eine Gutenachtgeschichte erzählt hatte, aber über Blut und Folter schien sie mit Vorliebe zu sprechen. Ich erschauerte - nicht wegen des trüben Tages und der kühlen Brise oder vor Angst um meine Haut, obwohl ich in absehbarer Zeit nicht nach Florenz zurückkehren würde. Nein, ich zitterte um meinen einzigen Freund, der
in diesem Schlangennest gefangen gehalten wurde; vielleicht sogar in dem berüchtigten Bargello, in dem der unglückliche Jacopo geschmachtet hatte.
    »Siehst du jetzt, über welche Macht und welchen Einfluss der Mann verfügt, den dein Freund beleidigt hat? Lorenzo ist Licht und Schatten zugleich, er kann ein treuer Freund sein, aber auch ein erbarmungsloser Feind. Er selbst hat einmal zwei Verszeilen verfasst, um seinen zwiespältigen Charakter zu beschreiben: Bei Tagesanbruch betrachtet leuchten Orangenblüten hell, doch in der Abenddämmerung haftet ihnen der erste Hauch der Nacht an. Wir sahen für deine und unsere Zukunft nur eine Möglichkeit«, fuhr sie fort. »Wir mussten dich vom Ort des Vergehens fortschaffen. Durch die Störung der Hochzeit hast du mangelnden Respekt gegenüber seiner Person und seiner Familie bewiesen. Wenn wir dich in eine Edelfrau und Braut Pisas verwandeln, können wir wieder ein Teil des großen Plans werden; uns mit Il Magnifico versöhnen, Luciana.«
    Das Wort klang seltsam aus dem Mund der Frau, die mir diesen Namen gegeben hatte. » Dies ist jetzt deine Heimat, bis du heiratest. Aber vielleicht wirst du einsehen, dass du es schlechter hättest treffen können. Ich kann dir viel beibringen.«
    »Demnach heiße ich wirklich Luciana?« Über den Rest ging ich hinweg.
    »Ja. Aber dein Familienname lautet nicht Vetra; wir gaben ihn dir wegen der... Weise, wie du nach Florenz gereist bist.«
    Das Licht im Glas. Mit die ersten Worte, die er je zu mir gesagt hatte.
    »Dein Familienname ist Mocenigo, der Name deines Vaters.««
    Mocenigo. Daran würde ich mich gewöhnen müssen. »Existieren noch weitere Mitglieder dieser glücklichen Familie? Irgendwelche Brüder oder Schwestern, von denen ich nichts weiß?«
    Eine kaum merkliche Pause entstand; kaum länger als ein Herzschlag. »Nein. Du bist unser einziges Kind. Du hattest
einen jüngeren Bruder, Francesco, aber er... starb.« Ihre Stimme lud nicht gerade zu Mitleidsbekundungen ein.
    Mit einem Mal flammte eine Erkenntnis in meinem Kopf auf, so hell, als sei die Sonne plötzlich durch die graue Wolkendecke gebrochen. Ich kniff die Augen zusammen, als wolle ich mich vor der Wahrheit schützen wie vor dem Licht. »Wann?«
    Meine Mutter schwieg.
    » Wann ist er gestorben?« Das kam schon etwas lauter heraus.
    »Als du zwölf warst.«
    Ich blickte in ihre schuldbewussten Augen. Hass keimte in mir auf. Jetzt war mir alles klar. Meine mich liebende Mutter hatte mich aus Florenz entfernt und war dann in das Bett meines Vaters zurückgekrochen, bevor meine Wiege kalt war, um sich einen neuen herzöglichen Spross anhängen zu lassen - meinen Bruder. Und vor lauter Freude über einen männlichen Erben hatten meine Eltern mich völlig vergessen. Ein florentinisches Kloster war gut genug für

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