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Das Geheimnis Des Frühlings

Das Geheimnis Des Frühlings

Titel: Das Geheimnis Des Frühlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Fiorato
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faszinierten. Sie zeigten Spiel- und Tanzszenen, prächtig gekleidete Edelleute und groteske Riesen und Zwerge. Ich betrachtete die Bilder so gebannt, dass ich beinahe etwas äußerst Wichtiges überhört hätte. Die Menge teilte sich wie das Rote Meer, und Ramses und Moses beäugten einander. Einer unserer Höflinge verkündete in weithin vernehmlichen Venezianisch:
    »Die Dogaressa Taddia Michiel Mocenigo!«
    (Ob ihr es glaubt oder nicht, bei dieser Gelegenheit hörte ich den Vornamen meiner Mutter zum ersten Mal.)
    Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf den Erzherzog, der sich erhob, um die Hand meiner Mutter zu ergreifen.
    Erzherzog Sigismund war nur ein weiteres Glied in der Kette mächtiger alter Männer, die ich auf meiner Odyssee kennengelernt hatte. Er war um die fünfzig und wirkte unauffällig, wenn man davon absah, dass er bis auf die Schultern fallendes, silbern gewelltes Haar hatte, knochendürr war und mit einem gutturalen Akzent sprach, den ich kaum verstand. Meine armen Ohren hatten sich gerade erst an den venezianischen Dialekt gewöhnt, und jetzt musste ich wieder mit einer neuen seltsamen Sprache kämpfen, als er meine Mutter und mich begrüßte. Allmählich wurde mir klar, dass diese gesamte Halbinsel von mächtigen alten Männern regiert wurde: Don Ferrante, dem Papst, Lorenzo de’ Medici und jetzt dieser Erzherzog. Einen irrwitzigen Moment lang empfand ich einen Anflug von Stolz auf meine Mutter - diese verrückte Hexe hatte zumindest in Venedig die Hosen an und
beherrschte ihren Mann, während sie ihn in dem Glauben ließ, er würde sie beherrschen. Ich fragte mich, wie oft solche Männer in Wahrheit von ihren Frauen oder Mätressen gelenkt wurden, aber ehe ich eingehender darüber nachdenken konnte, beantwortete meine Mutter einige meiner Fragen, indem sie dem Erzherzog ihr Beileid zum Verlust seiner Frau aussprach und sich im selben Atemzug höflich nach seiner bevorstehenden zweiten Hochzeit erkundigte - offenbar sollte er zur selben Zeit heiraten wie ich, und zwar ein Mädchen namens Katharina von Sachsen. Diese Verbindung stand unter einem ähnlich schlechten Stern wie meine, denn ich erfuhr später, dass die Prinzessin von Sachsen erst sechzehn Jahre alt war. Madonna. Und dieses halbe Kind musste dann jede Nacht dieses alte Reptil erdulden! Hoffentlich war er wenigstens reich.
    Das schien der Fall zu sein. Einer kurzen Unterredung zwischen ihm und meiner Mutter entnahm ich, dass er irgendein Unternehmen, eine Partnerschaft mit Venedig finanzieren sollte. An dieser Stelle spitzte ich die Ohren - sprach der Erzherzog von dem Geschäft, das meine Mutter im Namen des Dogen abwickeln sollte, oder kochte sie ihr eigenes Süppchen? Hatte diese Partnerschaft vielleicht mit den Sieben zu tun? Aber ich hatte Mühe, dem Gespräch zu folgen, denn sein Venezianisch klang, als würge er einen zu großen Brocken Fleisch hinunter.
    »Wir sind uns in den grundsätzlichen Punkten einig und werden Euren Aufenthalt hier nutzen, um die Einzelheiten zu besprechen. Was das Metall betrifft...«
    Meine Mutter schnitt ihm rasch das Wort ab.
    »Aber lieber Erzherzog.« Sie sprühte geradezu vor Charme. »Ein solches Gespräch dürfte junge Mädchen langweilen, und ich habe das bezauberndste junge Mädchen von ganz Venedig mitgebracht. Darf ich Euch meine geliebte Tochter Luciana Mocenigo vorstellen?«
    Marta gab mir einen kleinen Stoß. Ich stolperte vorwärts,
und die Augen des gesamten Hofes richteten sich auf mich. Vielleicht denkt ihr, diese Aufmerksamkeit hätte mich verlegen gemacht, aber wenn man eine Medici-Hochzeit unterbrochen und einem der eigene zukünftige Bräutigam vor allen Gästen einen Turban vom Kopf gezerrt hat, um auf die Ähnlichkeit mit einem Bild hinzuweisen, dann bringt einen so schnell nichts mehr in Verlegenheit, das könnt ihr mir glauben.
    Der Erzherzog musterte mich, als habe er eine Zuchtstute vor sich.
    »Sie ist entzückend. Euch vor sechzehn Jahren sehr ähnlich. Ich erinnere mich gut an die Zeit, da Ihr auch so jung und unberührt wart.« Beide wechselten einen verständnisinnigen Blick.
    Dieser Bemerkung entnahm ich drei Dinge.
    Cosa uno: Meine Mutter hatte meine Vergangenheit erfolgreich geheim gehalten. Unberührt, ha! Wenn der Erzherzog wüsste, dass ich öfter geritten worden war als ein Packpferd!
    Cosa due: Der Erzherzog und meine Mutter hatten eine gemeinsame Vergangenheit. Die Worte und die Art, wie sie ausgesprochen worden waren, schienen anzudeuten, dass der alte Bock

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