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Das Geheimnis Des Frühlings

Das Geheimnis Des Frühlings

Titel: Das Geheimnis Des Frühlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Fiorato
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die wir bereist hatten. In der Primavera schwebt der Zephyr über den anderen Figuren; seine Füße berührten den Boden nicht. Akzeptiert dies als Entschuldigung dafür, dass diese Stadt meiner Meinung nach keine so große Rolle spielte wie die anderen, dass sie ein bisschen
abseits stand, kein wichtiger Teil des Gesamtbildes war. Notwendig, ja, aber nicht (um eines der Worte meines Mannes zu benutzen) integral .
    (Er hatte recht.)
    Ich hätte mich sogar zu der Vermutung verstiegen, dass Bozen gar nichts mit den Sieben zu tun hatte, denn die Primavera zeigte acht erwachsene Figuren, und die Verschwörergruppe setzte sich nur aus sieben Mitgliedern zusammen; ich nahm an, bei den letzten beiden würde es sich um Genua und Mailand handeln und nicht um Bozen.
    (Ich irrte mich.)
    Es traf zu, dass auch meine Füße während meines Aufenthaltes dort kaum den Boden berührten, denn ich schwebte auf einer Wolke aus Glück und froher Erwartung; ich blickte auf die Welt unter mir hinab, sog die dünne kalte Luft ein und wünschte inständig, die Zeit würde schneller vergehen.
     
    Meine Mutter hatte hier geschäftlich mit Erzherzog Sigismund von Österreich zu tun, einem Spross des Hauses Habsburg und Vetter irgendeines Kaisers. Der Name Habsburg sagte mir nichts, aber alle anderen sperrten bei der Erwähnung den Mund auf wie ein an Land gezogener Karpfen, woraus ich schloss, dass die Familie den Medici ebenbürtig war, aber aus Österreich stammte. Oder aus Ungarn. Oder aus dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation - auf jeden Fall aber aus dem kalten Norden hinter den Bergen.
    Meine Mutter und ihr Gefolge schwatzten unaufhörlich über die Habsburger, den Heiligen Römischen Kaiser, die Bergpässe und Minen und irgendetwas, was Alte Schweizer Konföderation hieß. Doch ich hörte kaum hin, während unsere geschlossenen Kutschen immer höher in die Berge rollten, wo die kalte nördliche Sonne die weißen Gipfel bernsteinfarben und rosig schimmern ließ. Landschaftlich reizvoll, das musste ich zugeben. Wenn es nur nicht so eisig gewesen wäre.

    Ich kuschelte mich tiefer in meine Pelze und dachte an Bruder Guido.
    Sieben Tage nachdem wir Venedig, Castelfranco und Trento hinter uns gelassen hatten, erreichten wir einen märchenhaften Ort. Ich hatte gedacht, die Hauptstadt der Trugbilder verlassen zu haben, aber Bozen wies so viele Facetten auf wie ein Rosendiamant. Ich sah einen Berg, der sich in eine Stadt verwandelte, dann eine Stadt, die zu einem Berg wurde; der verwunschene Horst eines Zauberers, der einen Moment noch da und im nächsten verschwunden war. Und all das wurde von der aufgehenden Sonne in einen roten Schein getaucht, sodass es an eine Monstranz unter Buntglas erinnerte.
    Wir gelangten auf einen kleinen, von malerischen Holzhäusern mit Blumenkästen an jedem Fenster umgebenen Platz, überquerten ihn in nördlicher Richtung, verließen die Stadt und fuhren zu einer großen Burg hoch, die nicht von Menschenhand geschaffen, sondern direkt aus dem Fels gewachsen zu sein schien. Und sie war rosa. Zuerst dachte ich, das läge an der Sonne, aber dann erfuhr ich, dass dies die natürliche Farbe des Porphyrgesteins war, aus dem die Festung - Schloss Runkelstein - erbaut worden war. Das erklärte mir allerdings nicht meine Mutter, sondern einer der vielen venezianischen Fremden, die uns begleiteten. Nach dem Namen des Mannes habe ich mich nie erkundigt, aber er rieb immer mit den Knöcheln über meine Brüste, wenn er mir aus der Kutsche half. Meine Mutter schien es, wie ich mit Erleichterung und Bedauern zugleich registrierte, seit meinem Fluchtversuch aus Venedig aufgegeben zu haben, mich zu einer Edelfrau erziehen zu wollen. Sie behandelte mich freundlich und umgänglich, ließ mich aber ansonsten weitgehend in Ruhe, wogegen ich nichts einzuwenden hatte, da ich meinen Tagträumen nachhing...
    Wir passierten das Tor und gelangten nach einer Reihe endloser Rampen in den Burghof, wo uns das erzherzogliche Gefolge erwartete, um uns beim Aussteigen behilflich zu sein - leider
nicht schnell genug, um Wie-auch-immer-er-hieß daran zu hindern, mir erneut seine Hand hinzustrecken und dabei meine tette zu betasten.
    Nach dem üblichen Austausch von Höflichkeitsfloskeln rauschten wir durch die große Halle, doch als wir einen geräumigen Saal betraten, konnte ich unseren Gastgeber nicht sofort entdecken - zum einen, weil sich so viele Menschen in dem Raum drängten, zum anderen, weil mich die Fresken an den Wänden

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