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Das Geheimnis Des Frühlings

Das Geheimnis Des Frühlings

Titel: Das Geheimnis Des Frühlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Fiorato
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wird kein Angriff auf die Sieben erfolgen. Wir haben unsere Schulden abgetragen. Aber der Engelstaler ist eine ganz andere Angelegenheit.«
    »Der goldene Engelstaler ist in England seit über zwanzig Jahren im Umlauf, und zwar sehr zum Vorteil der Wirtschaft. Solche Regulierungen stärken den Handel«, argumentierte meine Mutter lebhaft.
    »Das ist richtig, und ich glaube, in diesem Punkt waren wir auch immer einer Meinung. Hat er bezüglich der Maße und Gewichte schon eine Entscheidung getroffen?«
    »Wir sind übereingekommen, entweder seinen Florin oder unseren Mocenigo zu verwenden.«
    »Ah ja, der Mocenigo. Euer Familienprägestempel. Ich bin
sicher, dass diese Lösung Euch am meisten zusagen würde. Aber ich habe etwas weiter zurückgedacht, bis zu den Zeiten des Vierten Kreuzzugs und Eures Vorgängers, dem Dogen Enrico Dandolo. Hat er nicht den Maßstab für den grosso gesetzt? Ein Krieg bringt viele Ausgaben mit sich, und der Frieden sogar noch mehr. Dieses Unternehmen, an dem wir uns beteiligen, wird teuer erkauft werden. Sollten wir nun, da wir uns erneut auf einem Kreuzzug befinden, nicht ein Äquivalent prägen?«
    Meine Mutter hob jetzt merklich die Stimme. »Einen grosso ? Ihr beliebt zu scherzen, Erzherzog. Die Standardwährung des grosso betrug einhundertvierundzwanzig soldi. Schlagt Ihr ernsthaft vor, einen so schweren Engelstaler zu schlagen? Das kann sich Venedig nicht leisten!«
    Der Erzherzog gab ruhig, sicher und in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete, zurück: »Venedig nicht. Ich dagegen schon.« Eine Pause trat ein.
    »Tatsächlich?« Meine Mutter klang beeindruckt.
    »Ich präge hier meine eigenen Münzen, wie Ihr vielleicht wisst.«
    »Ich weiß es. Ihr seid nicht umsonst als der Münzreiche bekannt.« Meine Mutter verlegte sich jetzt auf Schmeichelei.
    »So ist es. Dann sollte Euch klar sein, dass ich meinen Teil des Abkommens einhalten kann, denn diese Berge sind reicher an Edelmetallen, als es sich sogar Salomo wünschen könnte. Doch unsere Forderung an Euch, der sich auch unser gemeinsamer Freund anschließt, besteht darin, dass wir uns hier Eurer Sachkenntnis bedienen. Die Gemeinkosten sind nicht unbeträchtlich. Metallprüfung, Gießen, Ausstanzen, Prägen. Werdet Ihr Euch der Zecca bedienen?«
    »Nein. Alle Operationen müssen außerhalb der Stadt durchgeführt werden. Auf seinen Befehl unterliegt das ganze Unternehmen strengster Geheimhaltung. Und da Ihr nicht zur Zecca kommen könnt, habe ich die Zecca zu Euch gebracht.«

    »Hierher?«
    »Hierher. Zu meinem Gefolge gehören die besten Handwerker, die unsere Stadt aufbieten kann; die Köpfe der jeweiligen Abteilungen der Zecca. Ich dachte daran, sie hierzulassen, sodass sie Eure Männer in Eurer eigenen Mine anlernen können. In unserer Mine.«
    »Sie gehört den Sieben, so wie er es beschlossen hat, also keinem von uns.«
    »Oder uns beiden.« Meine Mutter gab nicht nach. »Wir brechen auf, denn wir müssen den Dogen pünktlich in Mailand treffen.«
    »Bringt er die Karte mit?«
    »Ja. Sie befindet sich sicher unter seinem eigenen Dach.« Bei dieser Bemerkung spitzte ich die Ohren, und mein Magen krampfte sich zusammen. Mein Vater sollte die Karte bringen . Wenn die beiden die hölzerne Rolle meinten, die ich in meinem Ärmel verborgen hielt, würde der Doge eine Enttäuschung erleben, wenn er in dem Zephyrpferd danach suchte. Aber ich begriff noch immer nicht, wie es sich bei einer Holzrolle um eine Karte handeln konnte - vielleicht war es eine andere Karte, die mein Vater »unter seinem eigenen Dach« verwahrte; an irgendeinem Ort, der in dem Bild markiert war, vielleicht in seinem Palazzo. Aber die Basilika konnte man auch als »sein eigenes Dach« bezeichnen, denn meine Mutter hatte mir oft gesagt, dass die große Kirche die Privatkapelle des Dogen und Teil seines Palastes war. Aber ich zügelte meine sich überschlagenden Gedanken, um nichts von dem Gespräch unter mir zu versäumen.
    »Dann ist es heute Abend so weit. Nach dem Fest werden meine Leute Eure Männer hinunterführen.«
    »Meine Männer und mich.«
    Der Erzherzog zögerte. »Dogaressa, das ist ein gefährlicher Ort.«
    »Das macht mir nichts aus. Ich bin an Gefahren gewöhnt.«
    »Dann muss ich ein etwas delikates Thema ansprechen.
Dürfte ich Euch empfehlen... äh... Hosen zu tragen?« Der Erzherzog stieß ein Schnauben aus wie ein Schwein, das auf einen Trüffel gestoßen war, und ich gewann den Eindruck, dass er seiner Belustigung selten Luft machte.

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