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Das Geheimnis Des Frühlings

Das Geheimnis Des Frühlings

Titel: Das Geheimnis Des Frühlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Fiorato
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unseren Rüstungen«, er deutete auf seinen Brustharnisch, »an den Wänden, auf den Bannern und Wandbehängen. Sogar auf dem Siegel von Il Moro, das alle, die in seinen Diensten stehen, bei sich tragen, damit sie seine Befehle ohne Behinderungen und Verzögerungen ausführen können, windet sich die Sforza-Schlange. Hier.« Er hielt mir eine kleine runde Platte aus rotem Ton hin, auf der eine Schlange prangte. »Sie ist überall.«
    Die Schlange, die ich beim Betreten der Burg über dem Torhaus gesehen hatte, fiel mir wieder ein. »Die Schlange verrät uns also, um welche Stadt es sich handelt. Aber da muss noch mehr dahinterstecken. Was ist mit dieser Karte, die wir immer noch nicht gefunden haben? Darauf muss es einen Hinweis geben... Wenn wir ihn nur sehen könnten! Was haben wir denn noch?«
    »Befassen wir uns mit den Einzelheiten. Auf Merkurs Umhang züngeln kleine Flammen...«
    »Und rund um seine Stiefel wachsen kleine weiße Blumen...« Wir hatten zu unserem alten Rhythmus zurückgefunden.
    »Kresse. Crescione oder cardamine hirsuta. Ich habe sie im Herbarium gesehen.«
    »Wir übersehen irgendetwas. Was will er uns sagen?«
    Eine kleine Pause entstand.
    »Pisa sieht ihn an«, bemerkte ich.
    »Das ist es!«, entfuhr es Bruder Guido.
    »Tatsächlich?«

    »Nicht wer ihn ansieht«, stellte er richtig. »Wo schaut er hin?«
    »Zu dem wie immer du es genannt hast - diesem Ding.«
    »Dem Caduceus. Ganz genau.«
    »Womit wir wieder bei den Schlangen gelandet wären. Mailand. Gut, wir befinden uns in Mailand. Die Karte muss ebenfalls hier sein. Wunderbar. Es ist hoffnungslos.« Ich ließ mich wieder auf meinen Strohsack sinken.
    Eine Weile herrschte Schweigen. »Nicht hoffnungslos«, begann Bruder Guido dann. »Botticelli ist das Modell für diese Figur. Warum? Der Schlüssel muss bei ihm zu suchen sein; er muss derjenige sein, der uns die Antwort liefern kann. Und«, fügte er mit neu aufflammendem Eifer hinzu, »wir waren so damit beschäftigt, diese Figur als Botticelli zu identifizieren, dass wir darüber ganz vergessen haben, wen er verkörpert. Merkur. Den Götterboten . Er hat eine Botschaft für uns, wir müssen nur noch herausfinden, welche.« Er betrachtete die Figur erneut. »Ich glaube, er sagt uns, wir sollen das tun, was er tut, um zu sehen, was er sieht. Er benutzt sogar einen Zeigestock. Deutlicher geht es nicht.«
    »Also sollen wir zu den Wolken hinaufblicken?« Ich war skeptisch.
    »Vielleicht. Nein, warte. Nicht zu den Wolken, sondern zu einer Schlange - so lautet die Botschaft. Aber wo könnten wir das tun?«, grübelte er.
    Ich setzte mich abrupt auf, denn ich kannte die Antwort. »Das Torhaus.«
    »Wie bitte?«
    »Der Uhrenturm dieser Burg. Wenn du sie betrittst, siehst du über den Toren eine große, steinerne Schlange - so eine wie die hier.« Ich deutete auf den Caduceus.
    »Der Torre Filarete. Du hast recht! Seit einem Monat marschiere ich jeden Tag darunter hinweg. Ich muss blind gewesen sein!« Er sprang auf. Seine Augen glühten vor Aufregung, so wie ich es von früher her von ihm kannte.

    Ich stand ebenfalls auf. »Mach dir nichts daraus. Wenn wir uns die Schlange ansehen wollen, dann sollten wir das sofort tun.«
    »Jetzt?«
    »Die Wachablösung erfolgt alle zwei Stunden. Ich weiß das, glaub mir. Du bist jetzt... ungefähr eine Stunde hier. Es hat gerade zur Non geläutet. Wir haben noch eine Stunde - lass uns keine Zeit verlieren.«
    Seine blauen Augen blitzten. »Wie du willst. Hol deinen Umhang.«

4
    In Mailand war es wärmer als in den Bergen, und ich hatte mich wieder in den Nerzumhang gehüllt, den ich in Venedig getragen hatte. Die dunkle Farbe sagte mir wesentlich mehr zu als der lächerliche weiße Bärenfellmantel aus Bozen. Ich schlug die Kapuze hoch und ließ mich von Bruder Guido, der mich für den Fall, dass wir aufgehalten werden sollten, fest am Oberarm gepackt hielt, vor sich herstoßen, als wäre ich seine Gefangene. Wir huschten auf die Brustwehr hinaus und schlichen den steinernen Fußweg zum Uhrenturm hinüber (ich hatte schon wieder vergessen, wie Bruder Guido ihn genannt hatte.) Er zog mich ein Stück zu sich hin.
    »Am Tor stehen zwei Wächter«, flüsterte er. »Also können wir nicht die Treppe hinuntergehen, um von unten hochzublicken. Aber wenn wir von hier oben hinunterschauen, fällt uns vielleicht auch etwas auf. Wir werden uns abwechseln. Ich mache den Anfang; wenn ich entdeckt werde, habe ich nicht viel zu befürchten, ich gehöre ja schließlich

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