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Das Geheimnis Des Frühlings

Das Geheimnis Des Frühlings

Titel: Das Geheimnis Des Frühlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Fiorato
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links die kühleren, frischeren Schattierungen des Frühlings und frühen Sommers. Aber obwohl das ein Hinweis darauf sein könnte, in welcher Richtung das Gemälde zu lesen ist und obwohl alle Figuren sofort und fast zu offensichtlich der klassischen Mythologie zugeordnet werden können, muss ich gestehen, dass mir die tieferen Geheimnisse bislang noch verschlossen sind.« Er hielt inne, um Atem zu schöpfen, und schüttelte verwirrt den Kopf.
    Ich kam mir gleich weniger gescheit vor. Und in meinem Kopf herrschte ein noch größeres Durcheinander als zuvor.
    So ging es stundenlang weiter.
    Merkur und Venus waren die einzigen Figuren, die Schuhe trugen. Bei den Blättern, die den Kopf der Venus umrahmten, handelte es sich um Lorbeer, eine Anspielung auf die Gönnerschaft von Lorenzo de’ Medici. Zwei der drei Grazien trugen Schmuck, die dritte nicht. Und so weiter und so fort. Unsere Augen brannten und waren blutunterlaufen, unsere Köpfe schwirrten vor Einzelheiten, und wir drohten vom vielen Reden allmählich heiser zu werden.

    Der Himmel begann sich bereits zu verfärben, und ich sehnte mich nach einem Frühstück und einem Krug Bier.
    Bruder Guido erhob sich plötzlich. »Wir gehen das Problem auf die falsche Weise an«, stellte er mit Bestimmtheit fest. »Wir sind der Lösung des Rätsels noch keinen Schritt näher gekommen. Lassen wir das Bild für einen Moment beiseite und befassen uns noch einmal mit Eurer Zeit bei Botticelli.«
    Ich seufzte und stieß einen Fluch aus, denn wir hatten mein Gespräch mit dem Maler schon hundertmal durchgekaut.
    Der Bruder ging über meinen Einwand hinweg. »Was habt Ihr gesagt, kurz bevor er in Zorn geriet? Gebt es mir Wort für Wort wieder, und lasst nichts aus.«
    »Es war nur banales Gerede.«
    »Worum ging es?«, beharrte er. »Vielleicht habt Ihr etwas in dem Bild erwähnt? Eine der Figuren oder Blumen?«
    Madonna. »Ich sagte doch schon, dass ich das nicht getan habe«, begehrte ich auf. »Ich habe ihm erzählt, was ich Euch erzählt habe - dass ich aus Venedig stamme und dass Venedig eine sehr schöne und bedeutende Handelsstadt ist.«
    »Sonst noch etwas?«
    »Ich sprach von Pisa, Neapel und Genua, den Seehandelskonkurrenten.«
    Der Mönch kniete sich plötzlich neben mich und packte mich ebenso drängend, aber wesentlich sanfter als Botticelli bei den Schultern. »Ihr habt diese drei Städte erwähnt und sonst nichts?«
    »Ja... nein, Venedig natürlich zuerst.«
    »Ihr habt erst von Venedig allein gesprochen und dann von den anderen dreien in einem Atemzug?«
    »Ja.«
    »Und Signore Botticelli hat auf die Erwähnung von Venedig nicht reagiert? Er zeigte keinerlei Ärger oder Verdruss?«
    »Nein, er verströmte geballten Charme. Er stimmte sogar als Erster Lobeshymnen auf die Stadt an.«

    »Aber als Ihr Pisa, Neapel und Genua in einem Satz erwähntet, wurde er wütend.«
    »Ja.«
    »Seid Ihr sicher?«
    Und ob ich das war. »Natürlich bin ich sicher.«
    Seine Augen begannen zu funkeln. »Drei«, krächzte er. »Drei Städte, die alle drei Seehandel betreiben. Drei Mädchen, die denselben Tanz tanzen. Drei Grazien, drei Städte. Seemächte. Luciana, Ihr habt es geschafft!« Er wirbelte herum wie ein Derwisch. Im Rausch des Augenblicks registrierte ich kaum, dass er mich zum ersten Mal bei meinem Vornamen genannt hatte. Ebenso kindisch ausgelassen wie er beugte ich mich erneut über das Bild. » Städte! «, betonte er. »Es sind alles Städte. Jede Figur steht für eine bestimmte Stadt.«
    Das Blut rauschte in meinen Ohren. Meine Erschöpfung war verflogen. »Aber welche anderen Städte noch?«
    »Das weiß ich nicht. Aber ich weiß, dass hier irgendetwas im Gange ist.« Bruder Guidos blaue Augen sprühten Feuer.
    »Aber was?«
    »Ein Krieg? Handelsgeschäfte? Die Suche nach einem verborgenen Schatz?«
    Jetzt ging wirklich seine Fantasie mit ihm durch.
    »Aber wir werden es bald herausfinden. Und eines steht fest - sie denken, wir wissen bereits alles. Deswegen stecken wir ja so in der Klemme.«
    Ich betrachtete die drei schönen Gestalten, die so unschuldig ihren seltsamen Tanz tanzten und für ewig in ihrer anmutigen Dreieinigkeit verharrten, noch einmal eingehend. »Welche ist welche?«, grübelte ich laut. »Welche Grazie verkörpert welche Stadt - Pisa, Neapel und Genua?«
    Er studierte das Bild erneut. Mittlerweile hatte er sich ein wenig beruhigt. »Sehen wir ganz genau hin. Was fällt Euch an ihnen auf?« Er warf mir einen verstohlenen Blick zu. »Ich

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