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Das Geheimnis Des Frühlings

Das Geheimnis Des Frühlings

Titel: Das Geheimnis Des Frühlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Fiorato
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unangenehm deutlich zu erkennen. Sollte jemals ein Apotheker an Bord kommen, hätte er für sein Leben ausgesorgt. »Kann ich nicht
machen«, erwiderte er nicht unbedingt feindselig, sondern eher unbeteiligt und sachlich. »Wenn Ihr einmal hier seid, bleibt Ihr auch hier.«
    »Und wo ist hier ? «, knirschte Bruder Guido mit mühsam unterdrückter Wut.
    » Hier ist die Flotte der Muda.«
    Ich sah, wie sich Bruder Guidos Augen erstaunt weiteten und sich dann schlossen, als der Kapitän ihm mit dem Stiel seiner Fackel einen Hieb gegen den Hinterkopf versetzte.
    Im nächsten Moment tat der Erste Offizier dasselbe mit mir, und die Welt ringsum wurde dunkel.

6
    Ich war mir dreier Dinge bewusst.
    Cosa uno : Jemand hatte Kopfschmerzen.
    Cosa due : Jemand stöhnte wie ein Ochse, der das Schlachtermesser sieht.
    Cosa tre : Als ich die Augen aufschlug, dachte ich zunächst, ich hätte es überhaupt nicht getan, so dunkel war es. Ich blieb einen Moment lang still liegen. Allmählich begriff ich, dass ich diejenige war, die die Kopfschmerzen plagten, und dass das Stöhnen aus meiner Kehle kam. Ich erinnerte mich an den Schlag auf den Kopf, und das Schwanken des Bodens unter mir verriet mir, dass wir uns an Bord eines Schiffes befanden. Wir? Ja, Bruder Guido war auch da, ich rollte gegen ihn, als das Schiff schlingerte, aber er rührte sich nicht, er war noch immer bewusstlos.
    Oder gar tot?
    Bei dem Gedanken stützte ich mich erschrocken auf die Ellbogen. Mein Kopf hämmerte im selben Rhythmus wie mein Herz. Ich schüttelte den Mönch so heftig, dass sein Kopf von
einer Seite zur anderen rollte, aber seine Lider begannen zu flattern, und er schlug die Augen auf. »Luciana«, stellte er fest. Es klang, als habe er von mir geträumt und wundere sich jetzt, mich in Fleisch und Blut vor sich zu sehen. »Wo sind wir?«
    Ich war zwar nur einen Moment vor ihm aufgewacht, hatte mir aber schon zusammengereimt, was geschehen war.
    »Wieder unten im Laderaum dieses verdammten Schiffes.«
    Bruder Guido richtete sich gleichfalls auf, stöhnte leise und blickte sich um. Bezeichnenderweise galt seine erste Sorge mir. Ebenso bezeichnenderweise fasste er seine Besorgnis in Worte, die selbst ein Apotheker kaum verstanden hätte.
    »Habt Ihr irgendwelche Abrasionen an Eurem Cranium? Ist Eure Sehkraft ungetrübt?«
    »Ich weiß nicht, was Ihr eben gefragt habt, aber mir geht es gut«, erwiderte ich fröhlicher, als mir zumute war. »In meinem Kopf dröhnt eine afrikanische Trommel, und mein Mund fühlt sich an, als hätte ich einen Franzosen in den Arsch gebissen, aber ich lebe noch. Und wie geht es Euch?«
    Er rieb sich über den Hinterkopf und untersuchte seine Hand dann auf Blutspuren hin. »Auch gut. Vorerst jedenfalls.«
    »Vorerst jedenfalls?« Seine Worte jagten mir einen Schauer über den Rücken. »Glaubt Ihr, sie werden uns töten?«
    Ich hörte mehr, dass er den Kopf schüttelte, als dass ich es sah. »Nicht sofort. Ich glaube, sie haben einen Auftrag auszuführen, und diese Flotte - die Muda - muss ihr Ziel pünktlich erreichen, und wir sind ihnen lediglich lästig.«
    »Ob sie von dem Bild wissen?«
    »Nein. Ich denke zwar, dass all dies mit der Primavera zusammenhängt, aber sie wissen mit Sicherheit nicht, dass wir in die Sache verstrickt sind. Wir wollen hoffen, dass sie uns einfach mitnehmen, wohin auch immer sie wollen, und uns dann freilassen.«
    Eine törichte Hoffnung, dachte ich bei mir.
    »Unser erster Schritt besteht demnach darin, unseren Zustand vor unseren Häschern zu verbergen.«

    »Eh?«
    Ich sah verschwommen, wie er einen Finger an die Lippen legte.
    »Sie sollen nicht merken, dass wir wach sind. Vielleicht hören wir dann, was sie mit uns vorhaben.«
    Der Vorschlag erschien mir so gut wie jeder andere, und mein pochender Kopf verlangte ohnehin nachdrücklich, dass ich mich wieder hinlegte. Also nahmen wir unsere reglose Position wieder ein und warteten. Und warteten. Über uns blieb alles still, wir hörten keine Schritte, keine Stimmen, nichts. Ich begann mich zu fragen, ob der Kapitän und seine Mannschaft uns allein hier zurückgelassen hatten; ob wir auf einem Geisterschiff über das Meer trieben. Ich hatte von solchen Phantomschiffen gehört, die ohne Besatzung über die spanischen Seewege segelten. Endlich war ich so erschöpft und ausgelaugt vor Furcht, dass ich fast eingeschlafen wäre. Doch plötzlich flackerte eine Fackel über dem Gitter des Laderaums auf, und zwei Stimmen erklangen.
    »... das hieße,

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