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Das Geheimnis Des Frühlings

Das Geheimnis Des Frühlings

Titel: Das Geheimnis Des Frühlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Fiorato
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hinunterzukriechen und langsam, ganz langsam den Boden zu erreichen, als das Schiff seine Fahrt fortsetzte. Schnell wie ein Fuchs war Bruder Guido auf den Beinen und verrenkte sich unter dem Gitter schier den Hals, um den Sonnenstand zu bestimmen. Ich stellte mich neben ihn, konnte aber kaum etwas sehen - nach einer Nacht in völliger Dunkelheit war das Licht für mich zu grell. Bruder Guido blickte sich frustriert um.

    »Was sucht Ihr denn?«, fragte ich.
    »Ich brauche irgendetwas zum Markieren - eine Schreibfeder oder ein Stück Kohle. Der Mittag rückt näher, und ich muss Messungen vornehmen.«
    Ich hob die Brauen. »Ich fürchte, da habt Ihr kein Glück.«
    »Hmm.«
    Er schlurfte zur Backbordseite und begann einen Teerklumpen zwischen den Planken herauszupulen. Das Schiff war neu, daher war der Teer noch klebrig, und der Mönch rollte ihn zu einem langen Stift zurecht und spuckte auf das Ende. Dann starrte er zu Boden, und als das Licht das südlichste Ende des Gitters erreichte, malte er mit dem schwarzen Teerstift ein säuberliches Kreuz auf das Holz.
    »Was zum Teufel...«
    Er brachte mich mit erhobener Hand zum Schweigen und legte die andere auf sein Herz. Dann begann er zu zählen. Ein langer Moment verstrich, dann malte er plötzlich einen zweiten Punkt auf den Boden, verband beide mit einer Linie und fügte dann scheinbar aufs Geratewohl einen dritten hinzu, sodass sich ein Dreieck ergab. Danach zeichnete er in den breitesten Teil des Dreiecks einen Kreis und begann mit seiner verkrampften Hand Zahlen neben die Punkte zu schreiben. Ich starrte unterdessen in der Hoffnung, man würde uns endlich etwas Essbares herunterreichen, nach oben. Doch aus meinen Tagträumen von Salzfleisch und Schiffsrum wurde ich bald herausgerissen - Bruder Guido kauerte sich mit einem zufriedenen Seufzer auf die Fersen. Sein Gesicht glühte.
    Er hatte seine Antwort gefunden.

Teil 3
    NEAPEL
    Juni 1481

1
    »Neapel.« Wieder sprach er mit absoluter Überzeugung. »Wir segeln nach Neapel.«
    Ich stöhnte innerlich; ich hatte gehofft, den wilden Süden nie zu Gesicht zu bekommen. »Seid Ihr sicher?«
    »Vollkommen sicher. Wir segeln über den siebten Breitengrad in südlicher Richtung, mit einer Geschwindigkeit von etwa zwölf Knoten. Das ist relativ schnell, der Wind steht günstig.« Er kritzelte weitere Zahlen auf den Boden. »Wir legen mindestens neunzig Leugen pro Tag zurück. Wird der Wind stärker, können wir uns deutlich steigern.« Wieder kritzelte er etwas und murmelte dazu Berechnungen vor sich hin. »Wir sollten in drei Tagen dort eintreffen.«
    »Was?« Ich konnte es unmöglich drei Tage in diesem Loch aushalten, aber Bruder Guido nickte nur gelassen. Zur Hölle mit ihm! »Nur Mut. Sie werden uns nichts zuleide tun. Sie sprachen davon, uns zu irgendeinem südlichen Potentaten zu bringen - >Don Ferrante< haben sie ihn genannt. Wir müssen hoffen, dass er ein Ehrenmann ist und uns anständig behandelt.« An diesem Punkt dachte ich daran, ihn darüber aufzuklären, dass alles, was ich je über den Süden gehört hatte, darin bestand, dass er von Verbrechern und Vagabunden wimmelte, die Affen vögelten, wenn ihnen keine Frau zur Verfügung stand. Aber der Mönch hatte Feuer gefangen. »Mein Onkel wollte, dass ich an Bord dieser Flotte bin, das wissen wir, denn er hat mich angewiesen, dem Licht zur Muda zu folgen, was ich ja auch getan habe. Vielleicht meinte er ja sogar, ich solle
Don Ferrante aufsuchen. Und zumindest haben wir jetzt mit Sicherheit die Mörder abgehängt, die uns von Florenz nach Pisa gefolgt sind.« Er machte einen zuversichtlichen, fast glücklichen Eindruck. »Auf jeden Fall haben wir schon eine Nacht an Bord überstanden. Wir müssen jetzt auf das zurückgreifen, was uns zur Verfügung steht, und uns mental auf das vorbereiten, was uns in Neapel erwartet.«
    Ich zog nur stumm die Brauen hoch.
    »Ich meinte, wir sollten die Primavera eingehender studieren, uns auf die drei Grazien konzentrieren und nach Hinweisen suchen, inwiefern dieses südliche Königreich in das Geheimnis verstrickt ist.«
    In diesem Moment hasste ich ihn.
    »Aber wir sollten warten, bis sie uns Essen und Wasser gebracht haben, denn dann können wir sicher sein, dass sie uns eine Weile in Ruhe lassen, und mit unseren Überlegungen beginnen.«
    Der Gedanke an Essen heiterte mich etwas auf, denn ich bin ein Mädchen, das mehr an seinen Magen denkt als an alle seine anderen Körperteile. Doch das Festmahl, das wir schließlich

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