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Das Geheimnis Des Frühlings

Das Geheimnis Des Frühlings

Titel: Das Geheimnis Des Frühlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Fiorato
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Entdeckung gemacht, die uns der Lösung unseres Rätsels etwas näher brachte.
    Und mir wurde klar, dass mir ein unterhaltsamer Abend bevorstand, und zwar aus drei Gründen.
    Ragione uno: Bruder Guido trank Wein, was ich bei ihm noch nie gesehen hatte. Zweifellos tat er es, um unsere Scharade echt wirken zu lassen, denn von einem Edelmann wurde, da heute kein Fastentag war, erwartet, dass er sich den Wein seines Gastgebers schmecken ließ.
    Ragione due : Wir teilten uns eine Platte, wie es in der noblen Gesellschaft für Paare üblich war, da ich offiziell als seine Gefährtin galt.
    Ragione tre : Bruder Guido beobachtete die anderen Edelmänner und ihre Kurtisanen am Tisch genau, um mir gegenüber ihr Gebaren nachzuäffen; er beugte sich zu mir, bediente sich von unserer Platte und flüsterte mir immer wieder etwas zu. Es war unerheblich, dass wir vornehmlich von einem gestohlenen Gemälde sprachen, seine Nähe allein war genug
für mich. Ich war bereit, gute Miene zu jedem bösen Spiel zu machen, denn noch an diesem Nachmittag hatte er mich mit den Augen eines Verdammten angesehen, und ich hatte geglaubt, die zwischen uns entstandene Kluft nie wieder überbrücken zu können. Und jetzt spürte ich, obwohl wir nur Figuren in diesem Spiel waren, dass ich die Talsohle durchquert und die Brustwehr erklommen hatte. War es da vermessen zu hoffen, dass mir eines Tages der Zutritt zur Zitadelle gestattet werden würde?
    Während ich meinen Gedanken nachhing, unterhielt sich Bruder Guido lange mit dem König zu seiner Rechten, aber das Stimmengewirr im Raum war zu laut, als dass ich ihrem Gespräch hätte folgen können. Als er sich wieder zu mir wandte, beugte ich mich so nah zu seinem parfümierten Kopf, dass sein warmes Haar meine Wange berührte. »Habt Ihr irgendetwas über Die Sieben herausgefunden?«
    »Nein«, raunte er mir zu. »Er hat davon gesprochen, wie viel geeigneter diese Burg für solche Feierlichkeiten ist als seine alte auf der anderen Seite der Bucht. Diese hier, Castel Nuovo, hat er von seinem verstorbenen Vater geerbt, und er sagte, dass derartige Todesfälle in der Familie immer sowohl Kummer als auch Freude bringen können. Dann sprach er mir sein Beileid zu meinem eigenen Verlust aus.«
    An dieser Stelle hatte Bruder Guido mit Sicherheit die überzeugende Vorstellung eines trauernden Sohnes gegeben, denn er hatte mehr an seinem Onkel gehangen, als es der echte Niccolo je getan hatte. »Sonst noch etwas? Was ist das für eine Feier, an der wir alle teilnehmen sollen?«
    »Das hat er nicht gesagt, aber er hat angedeutet, dass das heutige Fest zu Ehren von irgendjemandem oder irgendetwas veranstaltet wird. Er will noch einen Trinkspruch ausbringen, vielleicht erfahren wir dann mehr.«
    »Und der cartone ist in Sicherheit? Wo ist er denn?«
    Er klopfte auf seine jettschimmernde Brust. »Hier.«
    Sie sah verdächtig flach aus - als lägen unter dem Stofflediglieh
kräftige Muskeln verborgen. »Noch immer in dem Wasserschlauch?«, fragte ich mit schmalen Augen.
    »Nein. Ich habe die Diener gebeten, behutsam damit umzugehen, weil er Andenken an meinen geliebten toten Vater enthalten würde. Die Spanier verstehen solche Dinge, und der König hat mir einen juwelenbesetzten Lederbeutel geschickt, eine Art flacher Tasche, die dazu bestimmt ist, dass man solche Reliquien am Leib tragen kann. Ich habe den cartone hineingeschoben, und jetzt ist er in Sicherheit. Er hat keinen Schaden genommen und wird es auch in Zukunft nicht tun, denn der Beutel ist aus festem Leder, gewachst und wasserfest.«
    Ich ließ erleichtert die Schultern sinken. »Da fällt mir ein Stein vom Herzen. Das wäre eine Katastrophe gewesen, wenn wir so weit gekommen wären und dann...«
    Bruder Guido brachte mich mit einem leichten Klaps auf den Arm zum Schweigen, denn der König erhob sich; offenbar, um eine kleine Rede zu halten. Augenblicklich wurde es still im Saal. Hoch gewachsen und an einen Adler erinnernd, bot Don Ferrante in seinen schwarzen Gewändern einen beeindruckenden Anblick. »Meine lieben Freunde«, begann er in seinem mit einem starken Akzent behafteten Neapolitanisch. Sein Lächeln schien allen im Raum Versammelten zu gelten, und aus den Augenwinkeln heraus sah ich, dass sowohl seine Mätressen als auch seine Frau bewundernd zu ihm aufblickten. »Wie Ihr wisst, sind wir heute hier, um die Verlobung des Vetters eines teuren Freundes zu feiern.«
    Zu meiner Überraschung lief ein missmutiges Raunen durch die Menge - ich

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