Das Geheimnis Des Frühlings
Sie stellten sich als Eulalia Ravignano, Giovanna Caracciola und Diana Guardato vor. Ich vergaß sofort, welche welche war, und hieß sie mit einer Herzlichkeit willkommen, die ich nicht empfand.
»Ihr seid sicher die Kammerzofen, die mir beim Ankleiden helfen sollen? Die Sklavinnen haben euch schon angekündigt.«
Eine der drei Frauen lächelte noch breiter. »Wir sind tatsächlich gekommen, um Euch anzukleiden«, sagte sie in klar verständlichem, aber mit spanischen Zischlauten durchsetzten Neapolitanisch. »Aber wir sind keine Kammerzofen, sondern Angehörige des Hofes von Aragón.«
»Und wir unterhalten alle eine ganz spezielle Beziehung zu Don Ferrante«, warf die zweite ein.
»Ähnlich wie die, die Euch mit Signore Niccolo verbindet«, fügte die dritte hinzu.
Das bezweifelte ich sehr, es sei denn, dieses Trio war ebenfalls auf der Flucht vor florentinischen Mördern, nachdem es
ein Bild gestohlen und einen vollkommen Fremden, einen Mönch, der sich als Edelmann ausgab, um Hilfe gebeten hatte.
»Ihr seid seine... Mätressen?«
Die drei nickten einhellig.
»Ihr alte ?« Aber die Worte waren kaum heraus, als mir einflel, dass Don Ferrante dies selbst zugegeben und außerdem erwähnt hatte, auch noch eine Frau zu haben. Diesmal brauchte ich nicht auf ein Nicken zu warten.
Die drei Frauen waren freundlich und voller Leben - sie flatterten Spanisch schwatzend um mich herum, hoben mein Kinn und mein Haar an, umspannten meine Taille mit den Händen und diskutierten ganz offensichtlich darüber, was ich tragen sollte. Jetzt erinnerten sie mich nicht mehr an Krähen, sondern an zwitschernde Amseln. Ihre Fröhlichkeit war ansteckend, und als sie ins Toskanische verflelen und ich mich an der Unterhaltung beteiligen konnte, spürte ich, wie ich mich wieder in Chi-Chi zu verwandeln begann. Im Grunde genommen saßen wir alle im selben Boot, denn was waren die drei denn trotz edler Abstammung anderes als hochklassige Huren? Sie sprachen ganz offen über die Freuden des Bettes und wollten mir intime Details meiner Begegnungen mit »Signore Niccolo« entlocken. Da ich ihnen schwerlich verraten konnte, dass es solche Begegnungen nie gegeben hatte und wohl auch nie geben würde, griff ich auf einige besonders saftige Einzelheiten meiner professionellen Dienstleistungen zurück. Die drei schienen in fast allem einer Meinung zu sein, und die Geläufigkeit, mit der sie gegenseitig ihre Sätze zu Ende führten, legte den Schluss nahe, dass sie ihre gesamte Zeit miteinander verbrachten. Ihren Geschichten entnahm ich, dass sie manchmal auch alle gemeinsam Don Ferrantes Bett teilten. Auch was meinen Herrn betraf, waren sie sich einig.
»Ein wirklich feiner Edelmann.«
»Einen wie ihn habe ich noch nie gesehen.«
»Im Vergleich mit ihm sehen alle anderen Männer hier am Hof wie Waschweiber aus.«
»Außer unserem Don Ferrante natürlich.«
»Ich kann es kaum erwarten, ihn in Beinkleidern zu sehen. Er muss darin aussehen wie ein junger Gott.«
Die drei begannen zu kichern. Ich lächelte, konnte aber ihre Vermutungen nicht bestätigen, denn ich hatte Bruder Guido ja noch nie in einer Hose gesehen.
»Jetzt wollen wir aber erst einmal die Befehle unseres Herrn ausführen und dieses Täubchen so herrichten, dass es sich an Schönheit mit seinem Herrn messen kann«, mahnte die, von der ich glaubte, dass sie Eulalia hieß.
»Das dürfte nicht schwierig sein, sie sieht aus wie ein Engel.«
Wenn sie nur wüssten... »Hört zu«, begann ich, »ich kann mich ohne Mühe selbst ankleiden, wenn Ihr mir ein Gewand besorgt.«
Die drei Frauen brachen erneut in Gekicher aus. »Aber nein, meine Liebe, das kommt überhaupt nicht in Frage!«
»Sicher, eigentlich ist es unter unserer Würde, Kammerzofendienste zu verrichten...«
»Aber unser Don Ferrante wusste, wie gern wir die Gelegenheit nutzen würden, jemanden wie Euch in vollem Glanz erstrahlen zu lassen.«
»Denn eines könnt Ihr mir glauben« - ihre Sätze gingen immer noch glatt ineinander über - »hier an diesem Hof gibt es nur sehr wenige schöne Frauen. Die meisten sind Witwen mit aufgetriebenen Bäuchen und schlaffen Brüsten.«
Ich glaubte ihr aufs Wort, denn sogar von diesem durchaus attraktiven Trio hatte jede irgendeinen Makel. Eine hatte zu dicke Handgelenke, die andere schlechte Zähne und die dritte einen fürchterlichen Mundgeruch, den auch die großzügige Verwendung von Nelkenöl nicht überdecken konnte. Ich konnte nur hoffen, dass sie Don Ferrante ihre
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