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Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition)

Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renée Holler
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an einem Ständer aufgehängt, baumelte ein Skelett, das ihn aus leeren Augenhöhlen fixierte. Jack war im Labor des Zauberers gelandet. Alles sah genauso aus, wie Kit es beschrieben hatte. Vor dem Fenster stehend, hatte der Junge der Hafenbande beobachtet, wie der Zauberer hier einen Stein zum Glühen brachte. Die Ratten waren allerdings nirgendwo zu sehen. Langsam stahl sich Jack an den Regalbrettern vorbei, die die Wände des Raums säumten.
    Ordentlich in Schaukästen eingeräumt, gab es dort Vogeleier, Muscheln, Schnecken, Perlen, Korallen, riesige Zähne, getrocknete Pflanzen und Steine. Wie in einer Apotheke standen darüber unzählige Glasgefäße mit farbigen Pulvern, Kräutern, getrockneten Wurzeln und Fläschchen mit Flüssigkeiten. Auf einem Ständer, neben einer ausgestopften Eule, lag eine durchsichtige Kristallkugel. Jack hatte auf dem Jahrmarkt eine Zigeunerin gesehen, die in einer ähnlichen Glaskugel die Zukunft ihrer Kunden gelesen hatte.
    An der Wand gegenüber, zwischen den beiden Fenstern, reihten sich weitere Glasgefäße, in denen tote Schlangen und Frösche schwammen. Aus einer Holzvitrine daneben starrte ihm Orlandos Ebenbild entgegen. Das Grausige war, dass es sich nur um einen Affenkopf handelte. Dort, wo Molls Affe einen Körper mit Armen, Beinen und einen Schwanz hatte, hatte der ausgestopfte Affe einen Fischlaib. Ob hier ein Zauberspruch schiefgegangen war oder ob der Zauberer absichtlich eine so scheußliche Kreatur geschaffen hatte?
    Schaudernd trat Jack einen Schritt zurück, als es hinter ihm laut klapperte. Er war gegen den Tisch in der Mitte des Raums gestoßen und hatte dabei eines der bauchigen Glasgefäßeumgestoßen. Es begann langsam auf die Kante zuzurollen. Im letzten Augenblick, bevor es auf dem Boden in Tausende von Scherben zerbersten konnte, fing Jack es auf. Puh, das hätte leicht ins Auge gehen können. Er lauschte. Auf dem Korridor hatten sich die Schritte entfernt. Doch plötzlich hielten sie an. Und näherten sich dann langsam wieder, um direkt vor der Tür zum Labor zum Stehen zu kommen.
    Im nächsten Augenblick schwang die Tür auf. Sie quietschte leicht in den Angeln. Der Luftzug ließ den Drachen an der Decke sacht hin und her schwingen. Jack duckte sich gerade noch rechtzeitig unter den Tisch. Im Türrahmen stand ein Mann, der sich im Raum umsah.
    »Jetzt sehe ich schon Gespenster«, murmelte er kopfschüttelnd. »Muss wohl der Wind gewesen sein.« Dann schloss er die Tür wieder hinter sich.
    Jack atmete erleichtert auf. Das war gerade noch mal gut gegangen. War es möglich, dass der Mann tatsächlich ein Zauberer war? Irgendwie hatte er sich immer einen alten Mann mit weißen Haaren vorgestellt, keinen jungen mit ordentlich gestutztem Bart. Er musste sich sputen und schnell weiter nach den verschwunden Kindern suchen. Hier im Labor waren sie jedenfalls nicht. Jack wartete, bis die Schritte verklangen, dann trat er wieder auf den Gang hinaus. Er musste auf der Hut sein, doch er würde so lange weiter nach seinem Bruder suchen, bis er ihn gefunden hatte oder sich zumindest sicher war, dass er nicht in diesem Haus war. Doch sosehr sich Jack auch bemühte, er konnte die Kinder nicht aufstöbern. Und als er sich endlich entschloss, das Gebäude unverrichteter Dinge zu verlassen, bemerkte er obendrein, dass er sich in dem Ganggewirr hoffnungslos verlaufen hatte. Er blieb kurzstehen, um sich zu orientieren, als er ein leises Rufen, gefolgt von Klopfen, vernahm. Ob das doch die Kinder waren? Hastig eilte er in die Richtung, aus der die Stimme kam, bis er zu einer Tür gelangte, gegen die jemand wütend mit den Fäusten schlug.
    »Lasst mich sofort raus hier!« Es war nicht die Stimme seines Bruders, sondern die des Jungen vom Jahrmarkt. Der Schlüssel steckte noch im Schloss und Jack brauchte ihn nur umzudrehen. Wachsam blickte er sich nach beiden Seiten um. Die Luft war rein.
    Kaum hatte er die Tür geöffnet, stürzte der Junge wütend wie ein wildes Tier auf ihn zu, hielt jedoch im letzten Augenblick inne.
    »Du?« Er schaute Jack an, als sei er ein Gespenst. »Was machst du denn im Haus von Sir Christopher?«
    »Ich suche nach meinem Bruder«, erklärte Jack kurz. »Weißt du, wo der Mann die anderen geklauten Kinder eingelocht hat?«
    »Andere Kinder? Keine Ahnung.« Der Junge spähte den Gang entlang. »Los komm! Wir müssen so schnell wie möglich raus hier, bevor uns dieser Schuft entdeckt.«
    »Der Zauberer?«
    »Zauberer? Ich kenne keinen Zauberer. Nein,

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