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Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition)

Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renée Holler
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niemanden. Außerdem hab ich ihm eingeschärft, dass er auf mich warten soll.«
    Alyss überlegte. Sicher gab es eine Erklärung, warum der Junge nicht mehr hier neben der Bäckerei stand.
    »Ich hab’s«, meinte sie. Ihr war die Frau aus dem Pfandhaus eingefallen, bei der Jack und seine Freunde lebten. »Vielleicht war es gar kein Mann, mit dem er mit ist, sondern eine Frau.«
    »Wieso soll’s plötzlich ’ne Frau sein, wenn die Bäckersfrau von ’nem Mann sprach?«
    »Na, die Frau mit dem Affen, bei der ihr wohnt. Mit ihren Hosen hält die doch jeder für einen Mann.«
    »Moll? Wie kommst du denn auf die Schnapsidee.« Ein Windstoß wehte Jack die langen roten Haare ins Gesicht. Doch irgendwie schien ihn der Gedanke trotzdem zu beruhigen, denn er wurde freundlicher. Er klemmte sich die Haare hinter die Ohren. »Ich hoffe nur, dass ihn die Kinderfänger nicht erwischt haben.«
    Alyss hatte zwar keine Ahnung, was er damit meinte, doch unwillkürlich fielen ihr Onkel Humphrey und Master Milton ein. Sie blickte auf die andere Straßenseite, wo die dunklen Fenster des grauen Steinhauses sie wie Augen beobachteten.
    »Wir sollten schnellstens hier verschwinden«, meinte sie, »bevor Master Milton aus dem Haus kommt und uns hier stehen sieht.« Ohne auf Jack zu warten, rannte sie los. Doch er hatte sie schnell eingeholt.
    »Wer hat dich ins Haus an der Themse geschickt?«
    »Geschickt? Mich?« Alyss verstand nicht. »Mich hat niemand geschickt. Wieso?«
    »Aber wieso bist du dann freiwillig dort aufgetaucht?«
    »Ich wollte einen Freund meines Vaters wegen etwas um Hilfe bitten.«
    »Im Ernst?« Jack blickte sie ungläubig an. »Der Zauberer ist ’n Freund von deinem Vater?«
    »Zauberer? Wieso sprichst du nur immer von einem Zauberer? Wie kommst du nur auf die Idee. Ist doch lächerlich. Soviel ich weiß, ist er Wissenschaftler.«
    »Aber in dem Haus gehen wirklich seltsame Dinge vor sich«, beharrte Jack. »Glaub’s mir. Er klaut Kinder und benutzt sie für seine Experimente.«
    »Unsinn! Du irrst dich bestimmt.« Alyss betrachtete den rothaarigen Jungen, der neben ihr die Straße entlanglief. Auch wenn er sie bestohlen und ihr dadurch nichts als Scherereien bereitet hatte, stand sie jetzt in seiner Schuld. Immerhin war der Taschendieb gerade zum richtigen Zeitpunkt aufgetaucht, um sie aus ihrem Gefängnis zu befreien. Sie hätte es keinen Augenblick länger mit den stinkenden Ratten ausgehalten. Zudem hätte Master Milton sie sicher bei der nächsten Gelegenheit ihrem Onkel ausgeliefert. Dank Jack war sie noch einmal glimpflich davongekommen.
    »Ich dachte, das Haus an der Themse war ’ne heiße Spur«, meinte er jetzt. Die Enttäuschung war ihm anzuhören. Er machte einen Bogen um einen Mann, der einen Schubkarren voller Kohlköpfe die Straße entlangschob. »Ich hab keine Ahnung, was ich als Nächstes tun soll. Diese verfluchten Kinderfänger soll der Henker holen!«
    »Kinderfänger? Von was sprichst du eigentlich?«
    »Wenn ich das nur wüsste. Zwar gibt jeder seinen Senf dazu und stellt Theorien auf, doch es ist alles nur leeres Geschwätz.In Wahrheit hat niemand auch nur ’nen blassen Dunst, wer dahintersteckt. Und in der Zwischenzeit verschwinden immer mehr Kinder auf Nimmerwidersehen.«
    Während die beiden weiter nebeneinander Richtung Brücke gingen, begann der rothaarige Junge, Alyss von den vermissten Kindern zu berichten. Da war sein Bruder Ned, die Tochter einer verrückten Frau aus Bedlam, ein Junge aus einer anderen Bande, ein Mädchen namens Rose, deren Vater Handschuhmacher war, und jetzt vielleicht auch der kleine Tommy. Dann erzählte er von seiner Mutter, der er am Sterbebett versprochen hatte, sich immer um den jüngeren Bruder zu kümmern. Er beschrieb, wie er mit Ned hungrig und bettelnd durch die Straßen der Stadt gezogen war und schließlich in Molls Bande landete, wo sie als Taschendiebe ausgebildet wurden. Als er seine Schilderung beendet hatte, waren sie am Ende der Straße angekommen, wo sie über die Brücke auf die andere Seite mussten.
    »Kapierst du«, meine er schließlich, seine Hände zu Fäusten geballt, »ich muss der Sache auf den Grund gehen.« Sie hatten angehalten, um eine Frau, die einen Korb auf dem Kopf balancierte, vorübergehen zu lassen, danach wurden sie von einigen Maultieren überholt, die mit Säcken beladen die Straße zum Hafen entlangtrotteten. Ihr Treiber hielt eine Peitsche in der Hand und folgte ihnen.
    Natürlich verstand Alyss, was der Junge meinte.

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