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Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition)

Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renée Holler
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schützend die Hand vor die Augen halten musste. Währenddessen jammerte Rose lautstark weiter, verdrehte ihre Augen, zog die Knie an und wand sich auf dem Boden hin und her.
    Jetzt begann auch Will, Theater zu spielen. »Rose geht’s gar nicht gut. Bitte«, beschwor er die Frau, »Ihr müsst ihr helfen.« Er raufte sich die Haare. »Ich fleh Euch an, habt Mitleid mit dem armen Mädchen!«
    »Na, das fehlt uns gerade noch«, schimpfte die Frau missmutig. Eine Leiter tauchte in der Öffnung auf, sie raffte ihre Röcke und stieg die Sprossen hinab.
    Während sie sich über Rose beugte, kletterte Will flink die Leiter hoch, in seiner freien Hand die tote Ratte. Doch die Frau merkte gleich, dass etwas nicht stimmte. Sie drehte sich um und sah gerade noch, wie Wills Füße durch die Klappe verschwanden.
    »Verflixt und zugenäht!«, fluchte sie und versuchte, nach Wills Füßen zu grapschen. Draußen bellte der Hund wie irre. Ohne weiter auf Rose zu achten, die sich immer noch mit schmerverzerrtem Gesicht von einer Seite auf die andere warf, kletterte die Frau nach oben.
    »Fass ihn, Drake!«, rief sie.
    »Los! Jetzt oder nie!«, zischte Rose. Sie hatte aufgehört zu lamentieren, war aufgestanden und zur Leiter gesprungen. Doch gerade als sie auf die erste Sprosse steigen wollte, wurde die Leiter nach oben gezogen. Die Klappe fiel krachend zu und die hetzenden Schritte der Frau verklangen in der Ferne. Der Hund bellte immer noch.

Eine nächtliche Aktion

    Donnerstag, 12. September 1619
    Jack blickte zur Dachluke hoch, wie so oft, wenn er nicht schlafen konnte. Das rechteckige Stück Himmel war heute tintenschwarz, kein einziger Stern war zu sehen. Bis auf das Atmen der anderen Kinder auf dem Dachboden war nicht das leiseste Geräusch zu hören. Die ganze Stadt schien tief zu schlafen. Selbst die betrunkenen Gäste der Schenke an der Ecke, die zuvor laut gegrölt hatten, waren inzwischen nach Hause gegangen und schlummerten nun in ihren Betten. Nur der Ruf des Nachtwächters erklang aus der Ferne. Es war bereits drei Uhr morgens und Jack war immer noch nicht eingeschlafen.
    Der Salamander brannte wie Feuer auf seiner Brust. Jack war überzeugt, dass er es war, der ihm den Schlaf raubte. Vielleicht hätte er doch besser die Finger davon lassen sollen. Auch wenn Guy nicht gesehen hatte, was er genau in Molls Schlafkammer gemacht hatte, würde er sicher wie ein Jagdhund wittern, dass etwas im Gange war, und solange herumschnüffeln, bis er herausgefunden hatte, um was es sich handelte. Wenigstens war er bisher noch nicht zu ihr gegangen,um ihn zu verpetzen. Doch was er heute Abend nicht besorgt hatte, konnte er leicht am Morgen nachholen.
    Tausende von Gedanken schwirrten durch seinen Kopf. Dieser verteufelte Salamander. Damit hatte er sich sicher noch mehr Schwierigkeiten eingehandelt, als er ohnehin besaß. Wenn irgendjemand erfuhr, dass das Tierchen um seinen Hals hing, würden alle hinter ihm her sein. Jack wälzte sich auf die andere Seite, doch die Gedanken wollten ihm einfach keine Ruhe lassen. Erst als das Stück Himmel in der Dachluke sich langsam purpurn zu verfärben begann, versank er in einen unruhigen Schlaf.
    Als Jack am nächsten Morgen erwachte, war kein einziges Wölkchen mehr am Himmel zu sehen und die Herbstsonne fühlte sich noch sommerlich warm an. Auf dem Jahrmarkt herrschte immer noch genauso viel Trubel wie am ersten Tag. Obwohl die Schausteller bereits seit sechs Tagen ihre Buden und Zelte in der Stadt aufgeschlagen hatten, hörte der stetige Besucherstrom nicht auf und für die Taschendiebe gab es weiter jede Menge zu tun. Jack war erleichtert, dass Eliza heute mit Maggie losgezogen war und er allein auf Diebestour gehen konnte. Trotzdem konnte er sich nicht so richtig auf die Arbeit konzentrieren. Als die Mittagsglocken der Erlöserkirche läuteten, hatte er bis auf eine neumodische Taschenuhr und ein paar Silbermünzen nichts erbeutet. Es war Zeit für eine Pause, und mit einem Honigkuchenmann, den er, ohne dass der Verkäufer es bemerkt hatte, entwendet hatte, zog er sich an den Rand der Budenstraße zurück. Er hockte sich auf einen umgedrehten Korb, den jemand dort abgestellt hatte, und brach lustlos ein Stück Backwerk ab. Doch selbstdas süße Gebäck wollte ihm heute nicht schmecken. Nur ein Stück die Straße entlang konnte man den Weißen Hirschen sehen und fast gegenüber den rückwärtigen Zeltanbau der Raritätenschau. Ob Alyss’ Onkel sie schon von diesem Nathaniel abgeholt hatte?

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