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Das Geheimnis des Goldmachers

Das Geheimnis des Goldmachers

Titel: Das Geheimnis des Goldmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hereld
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Wissenschaften.
Ich glaube, dass sich Verwendung finde lässt für einen Mann, der mehrere
Sprachen ebenso spricht wie schreibt. Außerdem hatte ich das große Glück und
Privileg, jahrelang das Wissen und Gedankengut der klügsten Köpfe, die jemals
auf Erden weilten, studieren zu dürfen, denn ich hatte Zugang zu zahlreichen
Dokumenten aus den Archiven der größten, kolossalsten und prächtigsten
Schriftrollensammlung der Welt, der Bibliothek Alexandrias!«
    Albert schreckte auf, als sei ein
Blitz in ihn gefahren. Unglauben, aber auch ein Funken Hoffnung, spiegelte sich
auf seinem Gesicht.
    »Ich kann nicht glauben, was Ihr
da sagt! Nach allem, was mir bekannt ist über die Bibliothek, ist sie
vollständig zerstört worden. Der Kalif Umar ibn al-Chattab war es doch, der vor
nahezu sechshundert Jahren, nachdem er mit seinem Heer Alexandria gewaltsam den
Christen entrissen hatte und die Stadt unter ein islamisches Protektorat
stellte, die Hallen bis auf die Grundmauern niederbrennen und sämtliche
Schriften vernichten ließ. Kaum ein Gedanke würde mir mehr Behagen bereiten,
als dass die Schriften von Aristoteles, Sokrates, Eratosthenes oder Aristarchus
noch existieren, doch kann ich nicht so recht daran glauben.«
    »Und dennoch habe ich Manuskripte
eben jener Männer in den Händen gehalten und studiert«, antwortete Osman fast
trotzig. »Wisst Ihr denn, wie die vermeintlich restlose Vernichtung der
Schriftstücke vonstatten ging?«
    »Nach meinem Wissen
wurden zuerst die Rollen, deren Inhalte dem Islam widersprachen, dem Feuer
übereignet. Doch auch die restlichen Werke gingen schließlich diesen Weg, da
der Scheich meinte, alles, was ein Muslim wissen müsse, stehe im Koran, sodass
weitere Schriften entweder nur reine Wiederholungen des Korans oder schlichtweg
überflüssig seien. Ähnliche Thesen werden auch hierzulande im Bezug auf die
Bibel vertreten, eine Meinung, die ich trotz aller Gottesfürchtigkeit nicht zu
teilen vermag.« Den letzten Satz gab der Mönch sehr leise, beinahe flüsternd
von sich.
    »Genau so, wie Ihr es sagtet, hat
es sich zugetragen. Die Schriften wurde nicht zusammen mit der Bibliothek
verbrannt, sondern vorab sortiert nach ihrem Inhalt. Doch nicht die Schergen
des Sultans nahmen sich dessen an, denn es handelte sich bei ihnen um Soldaten,
einzig ausgebildet im Kriegshandwerk. Hierfür wurden Alexandriner deputiert,
Gelehrte in der Regel, stolz auf den Ruf der Bibliothek in der ganzen Welt und
ebenso angewidert von dem Vorhaben des Scheichs, das Wissen von Jahrhunderten
zu vernichten. So also übergaben sie den Soldaten nur einen Teil der Rollen,
häufig waren es bloß Verzeichnisse des ausgeklügelten Ordnungssystems der
Bibliothek, den Rest des Bestandes konnten sie in Sicherheit bringen. Wie sie
das bewerkstelligten, ist bis heute nicht bekannt, man weiß nur, dass sie nach
verrichteter Arbeit von al-Chattabs Soldaten durchsucht wurden, sodass ihnen
der einfachste Weg, die Schriftrollen unter der Kleidung versteckt
hinauszuschmuggeln, verwehrt blieb. Die einen sagen, es habe einen Tunnel
gegeben, durch den die Manuskripte unbemerkt an den Wachen vorbei nach draußen
gelangten, andere wiederum vermuten schlicht, dass Geld im Spiel war und die
Wachen bestochen wurden. Jedenfalls sortierten die Gelehrten sehr wohl, wenn
auch nicht im Sinne des Scheichs, und glaubt mir, sie waren durchaus befähigt
zu entscheiden, welche Stücke erhalten bleiben und welche notgedrungen den
Barbaren überlassen werden mussten. Ja, Ihr hört richtig, ich nenne sie
Barbaren, auch wenn sie meine Glaubensbrüder waren, denn was dieser Scheich in
seiner Blindheit anrichten wollte, entsprach wahrlich nicht den Prinzipien des
Islam.«
    Albert hing an Osmans Lippen, und
jedes Wort des Fremden schien seiner Hoffnung Nahrung zu geben, dass es tatsächlich
wahr sein könne, was ihm da berichtet wurde.
    »Habt Ihr Schriften des
Aristoteles in Euren Händen gehalten?«, platzte es schließlich aus ihm heraus.
    »Nicht nur in den Händen gehalten
– gelesen und studiert habe ich sie, und weit mehr als einmal gestaunt, was das
Genie dieses unglaublichen Mannes schon vor so vielen Jahrhunderten an Wissen
hervorbrachte. Nun kann ich Euch nicht sagen, ob es sich bei den Rollen um von
ihm selbst beschriebene Pergamente oder nur um Exemplare aus Kopistenhänden
handelte, zumindest jedoch waren sie in seiner Sprache, der Sprache der alten
Griechen, abgefasst. Ein unschätzbarer Gewinn, denn einmal hatte ich zum
Vergleich

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