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Das Geheimnis des Goldmachers

Das Geheimnis des Goldmachers

Titel: Das Geheimnis des Goldmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hereld
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Reise, bloß schnell weg aus Bremen. Der Weg, den wir nahmen, führte uns in
südlicher Richtung durchs halbe Sachsenland über Verden und Minden schließlich
in Eure freundliche Stadt, wobei die Sonne die ganze Reise bis hierher nicht zu
unseren Wegbegleitern zählte, fast schon befürchtete ich, sie nie wieder zu
Gesicht zu bekommen. Erst als wir nach etlichen Tagen unter freiem Himmel
endlich wieder ein Dach über unseren durchweichten Köpfen hatten, nämlich das
dieser Klostermauern hier, da zeigte sie sich von ihrer strahlendsten Seite,
so, als habe es die jämmerlichen Regentage zuvor nie gegeben. In dem Moment
meinte ich, dass selbst die hiesigen Gestirne über jenen eigenartigen Humor
verfügen, den ich bereits bei einigen Eurer Landsleute beobachtet habe, ich
will jetzt niemanden beim Namen nennen!«
    Die Klosterglocke läutete laut und
vernehmlich zur Sext, der Mittagsstunde.
    »Nun, Osman, besser hättet Ihr es
gar nicht abpassen können«, sagte Bruder Albert und rieb sich die Hände, »lasst
uns also alle drei kräftig zulangen, zumindest Ihr beiden habt es Euch redlich verdient
für Euren ausführlichen Bericht. Und macht Euch keine Sorgen, ich werde beim
Prior mehr als ein gutes Wort für Euch einlegen, auf dass sämtliche
Beschuldigungen fallen gelassen werden.«

     

     

     

     

     

     

     

     

Ruhe vor dem Sturm
    Immer noch
argwöhnisch belauert von einigen Dominikanern nahmen die beiden ihre alten
Plätze ein. Diesmal duftete es sogar recht schmackhaft in den weiten Hallen des
Speiseraumes. Als der Koch mit seiner Schüssel an ihren Tisch trat, raunte
Robert seinem Freund mit aufgesetzt ernster Miene zu, er möge doch tunlichst
auf den Gebrauch der Gabel verzichten, woraufhin dieser ihn zuerst fassungslos
anschaute und dann im Tonfall tiefster Entrüstung antwortete, ob er denn meine,
der deutsche Regen habe ihm das Hirn fortgeschwemmt.
    Kohl und Steckrüben lagen auf dem
Teller. Alles andere als ein Festessen also, doch nach vielen Tagen des
Hungerns kam es den beiden Wanderern vor wie eine Delikatesse. Gierig schlangen
sie das Essen in sich hinein und selbst Osman scheute sich nicht, seine Hände
in das dampfende Gemüse zu tauchen. Nachdem der erste Hunger gestillt und die
Teller nahezu geleert waren, nahmen sie ihre Umgebung näher in Augenschein. Die
verstohlenen, neugierigen, teils sogar feindseligen Blicke der Klosterbrüder
versuchten die beiden zu ignorieren, vielmehr schenkten sie ihre Aufmerksamkeit
Albert und dem Prior. Albert hatte sein Essen bisher nicht angerührt – wie
sollte er auch, da er ununterbrochen auf den Klostervorsteher einsprach, sanft
gestikulierend und dennoch eindringlich.
    »Siehst du«, raunte Osman Robert
zu, »der Mönch versucht gerade, den Prior von unserer Unschuld zu überzeugen.
Was meinst du, ob es ihm wohl gelingen wird?«
    »Albert ist ein kluger Mann!
Außerdem scheint er, trotz oder gerade wegen seiner Studien, ein gewisses
Ansehen zu genießen. Ich denke, dass er es schafft.« Mit einem Blick auf Osmans
noch knapp zur Hälfte gefüllten Teller fügte Robert hinzu: »Gewissheit werden
wir jedoch erst nach der Mahlzeit erlangen, solange müssen wir uns halt
gedulden. Lang noch einmal kräftig zu, vielleicht ist es ja unser Henkersmahl!«
    Osmans Gesicht verlor jegliche
Farbe, angewidert schob er den Teller beiseite.
    »Iss nur, mir ist der Appetit
vergangen!«
    Das musste Osman nicht zweimal
sagen. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, nahm Robert sich des restlichen
Kohls und der Rüben an. Magst du auch gebildeter sein als ich, mein lieber
Freund aus dem Orient, an List und Tücke bist du mir weit unterlegen, dachte er
vergnügt und wandte sich von Osman ab, damit dieser nicht sein breites Grinsen zu
Gesicht bekam, dann ließ er es sich schmecken.

     
    *

     
    Nach dem Essen wurden
sie zurück in ihre Klosterzelle geführt, und erneut begleiteten sie fünf der
kräftigsten Brüder auf ihrem Weg. Als schließlich, in der Zelle angekommen,
hinter der Tür wieder der Riegel fiel, beschlich auch Robert ein mulmiges
Gefühl.
    Sollte es Albert womöglich nicht
gelungen sein, den Prior zu überzeugen?
    Wie sonst ließe sich die weiterhin
andauernde Bewachung erklären? Hatte er sein sorgloses Dasein in Alexandria,
auch wenn es das eines Sklaven war, hinter sich gelassen, um nun in seiner
Heimat auf dem Scheiterhaufen zu landen? Osman plapperte ununterbrochen auf ihn
ein, doch Robert hörte nicht zu. Eigentlich wollte er in diesem Moment von ihm
weder

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