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Das Geheimnis des Goldmachers

Das Geheimnis des Goldmachers

Titel: Das Geheimnis des Goldmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hereld
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steinhart
werden lassen, schon zeichneten sich durch die rasche Trocknung tiefe Risse ab.
    »Bei Allah, ganz offenbar ist es
tatsächlich dieselbe Sonne, die über deiner und meiner Heimat scheint – ich
merke schon, wie sie mir im Nacken brennt«, tat Osman überrascht. »Nur verweilt
sie doch wesentlich häufiger bei uns«, zwinkerte er Robert zu.
    »Dafür werden wir entschädigt mit
einem satten Grün ringsumher, das die Augen erfreut und unser Vieh groß und
stark werden lässt. Wenn ich nur an eure Pferde denke – und seien sie noch so
edel von Statur und elegant im Gang, so sind sie dennoch mickriger als manch
eines unserer Fohlen. Wenn man als ausgewachsener Mann nicht ebenso schmächtig
gewachsen ist, bekommt man es beim Aufsteigen mit der Angst zu tun ums eigene
und besonders um das Wohl des Tieres. Und selbst eure Oasen, so schön und
willkommen sie auch sind als Inseln der Ruhe und Erholung inmitten der Wüste,
so wirken sie doch wie verbrannte Erde im Vergleich zu unseren Wiesen und
Wäldern.«
    Osman nickte seinem Freund zu – wo
er recht hatte, hatte er recht. Es hieß, Araber lieben die Wüste. Er selbst war
da anders veranlagt, vielleicht lag es ja daran, dass er nicht das Leben eines
Nomaden, sondern das eines Städters führte. Wenn er früher das großzügige Gut
seines Herrn mit den blühenden Gärten und edlen Brunnen verlassen hatte und
sich ins staubige Land außerhalb begab, so spürte er rasch den Drang,
zurückzukehren ins schattenspendende Reich, das er von Geburt an seine Heimat
nannte. Nein, die Wüste mochte er wirklich nicht, doch ebenso war ihm der Regen
zuwider, der dieses Land ständig heimsuchte.
    »Schätzt Euch glücklich, liebe
Freunde, dass der Wind heute zum Dom hin weht, denn gerade passieren wir die im
Volksmund so geheißene Stinekenpforte«, sagte Albert und wies nach vorn. »Sie
wird so genannt, weil hier jenes winzigkleine Rinnsal das Gelände der Domburger
verlässt, in das sie ihre Notdurft zu verrichten pflegen. Wenn der Wind es
nicht gut mit uns meint, dann stinkt es selbst in unserem Kloster noch
erbärmlicher als im Schweinestall!«
    Sie gingen direkt auf eine hohe
Steinmauer zu, links durchbrochen von einem brackig schimmernden Gerinnsel, dem
man förmlich ansehen konnte, dass es wie Pestilenz zum Himmel stank. Wie Albert
den beiden Wanderern erläuterte, handelte es sich bei dem Steinwall um die
Befestigung der Domburg. Hildesheims älteste Stadtmauer war nahezu zwanzig Fuß
hoch und massige fünf Fuß tief, führte der Dominikaner weiter aus, und sei
damit in ihrer massiven Bauweise einzigartig im ganzen Sachsenland. Die ebenfalls
wuchtigen Rundtürme, die im Abstand von ungefähr zweihundert Fuß die Mauer
unterbrachen, verstärkten noch den Eindruck einer trutzigen Burgfeste.
    Ein seltsames Land, dachte sich
Osman, in dem die Gotteshäuser besser geschützt werden als das Domizil eines
Regenten.
    Eindrucksvoll ragten die mächtigen
Türme des Doms über die Zinnen und weckten in Robert den Wunsch, das stolze
Bauwerk näher zu begutachten, doch Albert winkte ab, denn heute hatte er etwas
anderes mit ihnen vor. So bogen sie, direkt an der Befestigung angekommen,
rechts ab und gingen daraufhin an der Mauer entlang leicht bergan in
nordöstlicher Richtung. Der Fußweg, eher einem Trampelpfad im Sumpfgelände als
einer Straße gleichend, führte direkt zum Brühltor. Hierbei handelte es sich um
den südlichsten Einlass in der neuen Stadtmauer, die sich direkt der
Befestigung zur Domburg anschloss. So gingen sie eine Weile durch ein mit
Schilfgewächsen, wilden Sträuchern sowie Büschen durchsetztes Terrain, und nur
die Steinmauer zu ihrer Linken und ab und an erschallendes Hundegebell
erinnerte daran, dass sie sich in unmittelbarer Nähe einer Stadt und nicht
inmitten eines Moores befanden.
    Allmählich lichtete sich die
überwuchernde Natur, das Gezirpe und Gesumme wurde leiser, der Grund zu ihren
Füßen wieder fester und es tauchten erste Hütten auf. Noch schwirrte eine
fingerdicke Libelle dröhnend um Roberts Kopf herum und focht einige
Scheinattacken auf sein Gesicht aus, offenbar bemüht, ihr Territorium zu
verteidigen, doch schließlich schien sie den Irrtum zu bemerken und drehte ab,
zurück in ihr Königreich. Robert atmete auf, solch ein Monstrum von einem
Insekt hatte er seinen Lebtag noch nicht zu Gesicht bekommen – selbst im fernen
Alexandria nicht, und das sollte schon etwas bedeuten.
    Direkt vor ihnen durchbrach das
Brühltor die Stadtmauer,

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