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Das Geheimnis des Goldmachers

Das Geheimnis des Goldmachers

Titel: Das Geheimnis des Goldmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hereld
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dem Almstor im Norden der Stadt wie ein Ei dem anderen
gleichend. Sie passierten das Portal, ohne von den Wachen auch nur eines
Blickes gewürdigt zu werden, wie auch schon tags zuvor, als sie erstmals
Hildesheimer Boden betraten. Nun waren sie wieder in der Stadt, zur linken Hand
lag die Domburg mit ihrer eigenen Befestigungsanlage und voraus, gerade einmal
einige hundert Fuß entfernt, ruhte auf einer Anhöhe ein weiteres Gotteshaus,
der Kreuzstift, wie Albert beiläufig bemerkte. Weiter führte sie ihr Ausflug
ein gutes Stück auf dem Hellweg entlang, der in westlicher Richtung steil auf
das zur Dombefestigungsanlage gehörende Peterstor zulief. Bei diesem Tor
handelte es sich im eigentlichen Sinne um einen bogenförmigen Durchlass, einer
Röhre gleich, mit einer Länge von ungefähr fünfzig Fuß. Darüber befand sich ein
eckiger Turm, der die Mauer um weitere zehn Fuß überragte. Im Turm selbst, so
verriet Albert seinen beiden Begleitern, befand sich neben den in
Verteidigungsanlagen üblicherweise anzufindenden Gerätschaften eine kleine
Kapelle zu Ehren des Schutzheiligen, dessen Namen das Tor trug. Ebenso
verhielte es sich im Übrigen mit dem baugleichen Paulstor im Westen der Anlage,
so Albert weiter. Durch beide Tore führte der im ganzen Land bekannte Hellweg,
dessen Verlauf sie nunmehr seit dem Kreuzstift folgten.
    Die Kreuzung des Hellweges mit der
Straße, die die Hansestädte mit dem Reich der Franken und der Bayern verbindet,
sei eine der bedeutendsten diesseits der Alpen und ohne Frage auch ursächlich
für die Existenz Hildesheims.
    Und der Hellweg selbst, referierte
Albert weiter, war als eine der bedeutendsten Handelsstraßen viel bereist und
im ganzen Lande bekannt. Er verlief vom Westen aus Flandern kommend nach Osten
hin zum Harz und darüber hinaus bis in baltische Regionen. Kaum ein Reisender
kam umhin, Wegezoll zu entrichten, wenn es ihn vor eines der beiden Tore
verschlug, denn jener erst kürzlich angelegte Weg, der außen um die Domburg
herumführte, war mehr schlecht als recht befestigt und vielleicht gerade noch
für einen Wanderer, aber ganz sicher nicht für einen Händler mit Fuhrwerk
geeignet. Robert schaute zurück, den Hellweg entlang in Richtung Goslar. Steil
wand sich die Straße bergan hinauf bis zu der einige hundert Schritte entfernt
liegenden Kuppel, auf der der Kreuzstift thronte. Erstaunlich fand er, mit wie
vielen Hügeln und Anhöhen das Land hier im Norden aufwarten konnte. Links und
rechts des Handelsweges hatten Handwerker ihre Häuser errichtet und boten auf
bunt verzierten Schildern ihre Waren an, auch einige Schänken luden den
Reisenden zum Verweilen ein. Robert nahm sich vor, Osman auf die Wirtshäuser
anzusprechen, sobald sie allein wären. Sicherlich würde es ihn nicht viel
Überredungskunst kosten, seinen Freund zur Einkehr zu bewegen, immerhin hatte
sich Osmans Magen bereits mehrfach lautstark in Erinnerung gebracht.
    Inzwischen hatte sie die
Zivilisation vollends wieder, kaum noch ein Gewächs weit und breit, vielmehr
lag nun eine unüberschaubare Ansammlung landesüblicher Wohnhäuser vor ihnen.
Wirkten die massiven Holzbauten durch die Regenschleier betrachtet trist und
fad, so verlieh ihnen der Sonnenschein einen ganz eigenen Charme, wie sich auch
der Rest der Stadt, in strahlendes Licht getaucht und gekrönt von einem
tiefblauen Himmel, dem Auge nun weit ansprechender darstellte.
    Osmans immer noch nur spärlich
gefüllter Magen protestierte lautstark, als sie das Haus eines Knochenhauers
passierten, dem der verführerische Duft von geräuchertem Schinken anhing. Seit
er deutschen Boden betreten hatte, gesellte sich neben dem unangenehmen Gefühl,
ständig vom Regen durchweicht zu werden, eine für ihn eine gänzlich neue
Erfahrung hinzu – Hunger. Er musste an die unzähligen Bettler denken, die
Alexandrias Straßen bevölkerten. In diesem Moment bedauerte er zutiefst, nicht
jedem von ihnen mit ein wenig Geld zumindest aus der schlimmsten Not geholfen
zu haben.
    Weiter gingen sie zügig an der
Befestigung der Domburg entlang, nun aber in westlicher Richtung, die Mauer
nach wie vor zur Linken. An dem flotten Tempo, das Bruder Albert anschlug, war
unschwer zu erkennen, dass der Mönch gewohnt war, seine Wege zu Fuß
zurückzulegen. Wie Robert und Osman später erfahren sollten, lehnte er es
selbst bei weiten Reisen ab, auf Pferde zurückzugreifen, sei es als Reiter oder
Beisitzer in einem Fuhrwerk, sogar dann, wenn ihn sein Weg quer durchs

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