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Das Geheimnis des Goldmachers

Das Geheimnis des Goldmachers

Titel: Das Geheimnis des Goldmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hereld
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Gemale,
doch’s wird. Kommt gern herauf, Ihr und Eure Begleiter, doch habt Acht vor der
Höhe!«
    Das ließ sich Robert nicht zwei
Mal sagen, als Erster stand er vor der wackeligen Leiter und kletterte rasch
nach oben. Auch der Mönch zeigte keinerlei Furcht, nur Osmans Eifer ließ zu
wünschen übrig. Schließlich erklomm er ebenfalls die Höhe, wenn auch bei Weitem
nicht so geschickt wie seine Begleiter zuvor.
    »Ach, lieber Osman, wenn deine
müden, alten Knochen nur halb so flink wären wie deine Zunge, so hättest du uns
beide noch auf der Leiter überholt«, spottete Robert. Osman tat, als habe er
nichts gehört, was blieb ihm auch anderes übrig. Oben angekommen jedoch wurde
er reichlich entschädigt für die Angst und Mühsal. Trotz des schwankenden
Untergrunds hatten er und seine Freunde nur noch Augen für die große Kunst des
Meisters Gerhardt, die Tiefe zu ihren Füßen spielte bei diesem Anblick keine
Rolle mehr.
    Osman fand als Erster Worte. »Seid
versichert meines größten Lobes für Eure Arbeit, Meister, doch sagt, wie bringt
Ihr es fertig, dass die Farben leuchten, als seien sie von der Sonne selbst
gemalt?«
    »Nun«, antwortete
Gerhardt, und ein Lächeln ging ihm vom linken bis hin zum rechten Ohr, »habt
herzlichen Dank für Euer Lob, es erfreut mich immer wieder aufs Neue, wenn
meine Kunst angemessen gewürdigt wird. Eure Frage jedoch kann ich nicht
beantworten, denn das Handwerk des Farbanrührens birgt Geheimnisse, die der
Meister nur seinem Gesellen anvertraut und dann mit ins Grab nimmt. Doch hoffe
ich zutiefst, dass dieses Rätsel Euren Genuss nicht mindere!«
    »Nein, auch so habe ich Freude an
Eurem Werk, auch wenn mir nicht jede Gestalt etwas sagt, da mir Euer Gott doch
ziemlich fremd ist«, antwortete Osman und erntete dafür einen verdrießlichen
Blick von Meister Gerhardt. Albert jedoch hob beschwichtigend den Arm. Sich in
Toleranz zu üben sei die Pflicht eines jeden echten Christen, selbst in einem
Gotteshaus, meinte er nur zum Maler gewandt, und damit war die Sache für alle
erledigt.
    So verging die Zeit wie im Fluge,
Robert und selbst der schwer zu beeindruckende Osman kamen aus dem Staunen
nicht heraus, stellten viele Fragen und bekamen von Albert oder Meister
Gerhardt, je nachdem, wer es besser wusste, ebenso viele Antworten.
    Schließlich war es Gerhardt, der
freundlich, aber bestimmt, darauf zu sprechen kam, dass der finale Anstrich,
der seinem Werk letztlich diese spezielle Leuchtkraft verlieh, bis zum Ende der
Woche erfolgen müsse. So kletterten die drei anderen das Gerüst wieder hinab,
nicht ohne sich zuvor herzlich beim Künstler zu bedanken.

     
    *

     
    Schwer schlossen sich
die massigen Türen hinter ihnen, als sie die Kirche verließen. Die Sonne
näherte sich bereits wieder dem Horizont und tauchte die Wolken im Westen in
ein blutrotes Meer. Kaum zu glauben, dass es schon wieder auf die Nacht zugeht,
dachte sich Robert, doch auch sein knurrender Magen belegte, dass ihn die Sonne
nicht zum Narren hielt.
    »Albert, verzeiht meine Ungeduld,
aber der Hunger macht mir inzwischen schwer zu schaffen, und ich glaube kaum,
dass ich ein Auge zutun kann, wenn meine Zähne nicht endlich wieder etwas Fleisch
zu beißen bekommen. Lasst Euch zum Dank einladen in die nächstbeste
Schankstube, sofern es in dieser Stadt außer Kirchen auch solch profane Häuser
gibt«, sagte Osman zu Roberts großer Freude.
    »Ich werde Euch gern hinführen, am
Hellweg gibt es einige Schänken, doch die Einladung muss ich ablehnen, denn ein
Mönch, ein Dominikaner obendrein, hat in diesen Häusern nichts verloren.«
    »Habt Euch nicht so«, meldete sich
nun Robert zu Wort, »ich kenne die Bibel nur zu gut, und mir ist keine Zeile
bekannt, in der steht, dass man es sich nicht auch mal gut gehen lassen soll.
Wir beide verdanken Euch nicht weniger als unser Leben, lasst uns also hiermit
zurückzahlen, was eigentlich unbezahlbar ist. Sagt ganz ehrlich, wann habt Ihr
das letzte Mal Fleisch bekommen?«
    »Das ist in der Tat schon eine
Weile her, kurz vor der Fastenzeit wird’s gewesen sein …«, antwortete Albert
nachdenklich. Er grübelte eine Weile, dann hellte sich seine Miene auf. »Wo Ihr
recht habt, da habt Ihr recht«, antwortete er mit einem schalkhaften Lächeln,
»schließlich hat Gott das Vieh auch erschaffen, um uns bei Kräften zu halten,
und weiß Gott, ich möchte nicht wissen, wie viele Nächte ich bereits von einem
knusprigen Braten geträumt habe. Also will ich Eure Einladung gern

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