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Das Geheimnis des Goldmachers

Das Geheimnis des Goldmachers

Titel: Das Geheimnis des Goldmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hereld
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waren gerade
dabei, das Brühltor zu passieren, als das Unglück seinen Lauf nahm.
    Robert schnaufte schwer, so hatte
er, wenn auch sein Kopf inzwischen wieder halbwegs klar war, körperlich noch
immer mit den Folgen des überreichlich genossenen Weines zu kämpfen, jeder
Schritt die steile Steigung hinauf bereitete ihm Mühe. Auch Osman verließen
allmählich die Kräfte, wenn es bei ihm auch nicht am Weingeist lag, sondern
vielmehr am Verlauf des Tages selbst, der früh begann, zu früh für ihn, und
einfach nicht enden wollte. Albert indes bereitete der Marsch bergan keinerlei
Last, doch plagte ihn, dass er so leichtfertig seinen weiteren Verbleib im
Orden aufs Spiel setzte und den Erstbesten sein Geheimnis verriet – nicht
auszudenken, wenn man ihm die Möglichkeit nahm, weiterhin seinen Studien
nachzugehen.
    Stumm gingen die drei ihres Weges,
sie, die soeben noch in so fröhlicher Runde miteinander schmausten und
scherzten, jetzt ein jeder mit sich selbst beschäftigt und ebenso blind wie
taub für seine Umgebung. Und so entging den dreien auch das leise Getapse, welches
ihnen seit geraumer Zeit folgte, und das verräterische Knacken trockenen Geästs
wenige Augenblicke, bevor der Knüppel auf Roberts Schädel krachte.

     
    *
    Viele Dinge gingen
Prior Georg durch den Kopf, als er von der Komplet, dem Abendgebet, zu seiner Zelle
ging. Im Besonderen das Ausbleiben von Bruder Albert und den beiden Fremden
beschäftigte ihn.
    Als er die Pforte zu seiner
kleinen Kammer öffnete, schlug ihm ein höchst unangenehmer Geruch entgegen.
Georgs Zelle lag an der Nordseite des Hauses in Rufweite zur Stinekenpforte, so
war er immer einer der Ersten, die es zu spüren bekamen, wenn die Lüfte
drehten.
    »Oh Herr hilf, was für ein übler
Gestank von den Domburgern hinüberweht. Da meint es der Wind mal wieder nicht
gut mit uns.«
    Mit der Linken hielt er sich die
Nase zu, während er mit der Rechten das Fenster schließen wollte, als plötzlich
Geschrei und Hilferufe die Stille jäh beendeten.
    »Herrgott im Himmel, das ist doch
Albert, der da so schreit!«
    Allzu fern konnten sie nicht sein,
denn auch wenn der Wind den Lärm zu ihm trug, war er dennoch zu laut, um von
weit her zu kommen. Der Prior schaute angestrengt hinaus, doch in der
Dunkelheit konnte er nichts erkennen.
    Inzwischen war Georg nicht mehr
allein in seiner Zelle, auch einige andere Brüder hatten Alberts Stimme erkannt
und suchten nun Rat bei ihrem Prior. Der brauchte nicht lange, um sich von
seinem Schrecken zu erholen.
    »Den Weg hinab zur Brühltor! Los,
Brüder, beeilt euch, zu retten, was zu retten ist. Der Herr steh uns bei, dass
wir noch beizeiten kommen!«
    Und schon liefen ein gutes Dutzend
Dominikaner, allen voran der Prior mit seinen langen Beinen, den Klostergarten
hindurch, stießen die schwere Pforte auf und rannten, als sei der Leibhaftige
hinter ihnen her, den Brühl hinab zur Stadtmauer. Das Geschrei war inzwischen
verklungen, doch noch hallte die enge Gasse wider vom Gezerre und Getrampel
mehrerer Personen, und so hofften die Klosterbrüder , nicht zu spät zu kommen.
Als sie jedoch am Ort des Geschehens angelangt waren – der aufgewühlte Boden,
ein zerbrochener Knüppel und einige Spritzer Blut zeugten davon, dass hier kurz
zuvor ein Kampf stattgefunden haben musste –, sahen sie nur noch einige hundert
Schritte voraus im Schein einer Laterne eine riesenhafte Gestalt in Begleitung
einer deutlich kleineren durch das Brühltor hindurch stadteinwärts
davonhuschen. Die zwei waren zu weit entfernt, um sie einholen zu können, doch
nah genug, um zumindest den hünenhaften Fremden wiederzuerkennen.
    Georg reagierte sofort. Er ließ
den Novizen Franz zu sich kommen und beauftragte ihn, die Stadtwache über die
Vorgänge zu unterrichten.
    »Niemand darf die Stadt verlassen!
Trag Sorge dafür, dass die Order an die richtigen Ohren gelangt … und gib dem
Rat Bescheid! Die Mauer ist gebaut, um niemand Unerwünschtes hineinzulassen, so
wird sie auch verhindern, dass die beiden hinausgelangen. Es müsste schon mit
dem Teufel zugehen, wenn die Halunken durch den Befestigungsring schlüpfen
sollten.«
    Franz rannte los und verschwand
rasch im Dunkeln. Seine Botschaft sorgte dafür, dass die beschauliche Stadt
Hildesheim im Sommer des Jahres 1234 für einen Tag zu einer Festung wurde.

     
    *

     
    Nur wenige
Augenblicke zuvor.
    Roberts Aufschrei ließ
Osman zusammenzucken. Zuerst bemerkte er nur eine Hand voll Halsabschneider,
wie sie hinterrücks

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