Das Geheimnis des Goldmachers
annehmen,
wenn Euch die Zeche nicht zu sehr den Beutel leert!«
Und so machten sie sich rasch auf
den Weg, während ihre Mägen einträchtig vor Vorfreude im Takt ihrer Schritte
knurrten.
*
»Allmächtiger, war
das gut!«, ließ Robert verlauten und rieb sich genussvoll den Bauch.
»Gelobt sei der Herr, was für ein
Hochgenuss!«, entgegnete Albert vergnügt.
»Bei …«
Osman verstummte prompt, als ihn
Robert und der Mönch eindringlich anschauten, und der Name seines Gottes
blieb ihm im Halse stecken.
Er schaute sich im Wirtshaus um
und nicht nur einmal nahm er dabei verstohlene Blicke wahr. Sie waren schon ein
seltsamer Haufen – ein Riese, ein Mönch und ein Muselman – kein Wunder, dass
man sie neugierig begaffte.
Der Wein hatte Roberts Zunge
gelöst und ihn seiner Zurückhaltung beraubt; leutseliger, als es eigentlich
seine Art war, stellte er Bruder Albert Fragen über Fragen, die dieser,
ebenfalls leicht angetrunken, aber noch vollends bei Sinnen, geduldig
beantwortete.
»Sagt, mein Freund«, fragte Robert
aufs Neue, »wie stellt Ihr es eigentlich an, dass man Euch forschen lässt,
obwohl die Kirche an der Wissenschaft gar kein Interesse zeigt?«
»Nun, die Wissenschaft ist der
Kirche in der Tat eher lästig, sie verteufelt sie bisweilen gar, und ich
bedaure dies zutiefst. Doch wenn die Forschung dem Zweck dient, Vermögen zu
mehren, so sind die Vorbehalte rasch vergessen.«
»Aber Ihr Dominikaner lehnt doch
Besitztümer ab, wie geht das zusammen?«
»Ich sprach von der Kirche und
nicht von meinem Orden, was ein großer Unterschied ist, Robert. Du hast sehr
wohl recht, unseren Orden kümmert der Mammon nicht, denn wir versuchen, ein
Leben in Bescheidenheit und Demut zu führen, wie es einst Jesu Christi, der
Heiland, uns vorgelebt hatte. Doch wir sind genauso dem Papst in Treue ergeben,
und der oberste Hirte benötigt dafür umso mehr, denn die Kirchen bauen sich
nicht von allein und auch die Kreuzzüge verschlingen Unmengen an Geld.«
Robert nickte schwerfällig mit
seinem weingeschwängerten Kopf, doch flugs legte er schon wieder die Stirn in
Falten, auf den Lippen eine weitere Frage.
»Und welches Geheimnis versucht
Ihr zu lösen, um dem Papst Profit zu bringen? Was wollt Ihr in Eurer Klause
herstellen?«
Der Mönch schaute sich zuerst
verstohlen um, dann rutschte er ganz dicht an Robert heran, um ihm in sein Ohr
zu flüstern:
»Gold!«
»Gold? Himmel, Arsch, Ihr könnt
Gold machen?«, schrie Robert, während Albert und Osman zusammenzuckten.
Ohne Ausnahme waren nun alle Augen
in der Schänke auf sie gerichtet. Während Osman sich am liebsten unter dem
Tisch verkrochen hätte, lief der Mönch rot an. Es handelte sich dabei um
Zornesröte, wie seine folgenden Worte belegen sollten.
»Seid Ihr von Sinnen, Ihr Tölpel,
herauszuposaunen, was ich Euch in aller Diskretion ins Ohr flüstere? Außerdem
kann vom Gold machen keine Rede sein, ich versuche es derweil
grade mal!« Der Wut des Mönches folgte Verzweiflung. »Ach, wie konntet Ihr nur,
macht aus einem dummen Gerücht mit Eurer Unbeherrschtheit praktisch ein Faktum,
das falscher ist als die Lügen, die bisweilen über Osmans Volk verbreitet
werden und gefährlicher als die Schlange, die Eva verführte. Wie nur soll ich
geradebiegen, was Ihr angerichtet habt?«
Robert starrte Albert nur
zerknirscht an, sodass Osman für seinen Freund antwortete.
»Urteilt bitte nicht zu hart über
Robert, Herr Mönch, denn der Geist des Weines hat ihm wohl das Hirn vernebelt.«
»Aber ich bitte Euch«, raunte der
Dominikaner zurück, »ein Kerl wie eine Eiche verträgt weniger als ein dürrer
Haken, wie ich es bin?«
»Ein Kerl wie ein Baum, gewiss,
und nicht nur das, er hat auch die Kraft von drei oder vier ausgewachsenen
Männern, doch ist ihm der Alkohol ebenso fremd wie mir und so fehlt ihm das
rechte Maß.«
Der Mönch schaute
skeptisch, er schien nicht glauben zu wollen, dass ausgerechnet ein Mann wie
Robert bislang abstinent gelebt haben sollte, also fuhr Osman fort.
Ȇberlegt selbst! Als
Kind kam Robert in meine Heimat, und ebenso wie mir war freilich auch ihm der
Alkohol verboten. Zurück in seiner Heimat waren wir zumeist unterwegs, erst
hier in Hildesheim nahmen wir uns die Zeit zur Einkehr. Vermutlich hat er
gestern in Eurer Klause seinen ersten Becher Wein geleert. Heute waren es drei
oder vier, wohl eindeutig zu viel für einen Mann, der’s nicht gewöhnt ist.«
»Gott steh mir bei, und
ich Esel habe ihn noch ermuntert,
Weitere Kostenlose Bücher