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Das Geheimnis des Goldmachers

Das Geheimnis des Goldmachers

Titel: Das Geheimnis des Goldmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hereld
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sollte sie sein und Ihr
selbst werdet sie anführen. Und eines noch, Herr Leutnant – Ihr persönlich
tragt mir Sorge dafür, dass die Fremden am Leben bleiben, habt Ihr mich
verstanden?«
    »Jawohl, Herr Hauptmann!«,
antwortete Toepfer eifrig. Er machte umgehend kehrt und wollte gerade die
Wachstube verlassen, als ihn von Stenwedens Stimme innehalten ließ.
    »Ach übrigens, Toepfer, könnt Ihr
mir sagen, welche Haarfarbe Albertus Magnus hat?«
    »Schwarz!«, antwortete der
Leutnant ein wenig irritiert aufgrund der eigenartigen Frage.
    »Sicher schwarz?«
    »Ganz sicher, ich sah ihn erst
kürzlich bei einer Messe!«
    »Schau an, schau an«, murmelte von
Stenweden versonnen und drehte ein blutverschmiertes Büschel blonder Haare
zwischen seinen Fingern.

     
    *

     
    »Erklär’s mir noch
einmal! Was meinte dieser Aristolis?«
    Osman verdrehte seine Augen.
Wollte ihn Robert nur foppen oder war er tatsächlich so schwer von Begriff?
    »Aristoteles ist sein Name!«
    »Aristoteles also, nun gut«,
erwiderte Robert bedächtig. »Und lebte dieser Aristoteles auch unter dem Dach
unseres Herrn?«
    Osman meinte nicht recht gehört zu
haben, diese Frage konnte nicht ernst gemeint sein, doch ein Blick in Roberts
ratloses Gesicht belehrte ihn eines Besseren. Osman war außer sich vor Wut, wie
konnte er sich nur mit solch einem Tölpel abgeben!
    »Das Ausmaß deiner
Ahnungslosigkeit stinkt zum Himmel, pfui Teufel«, bediente er sich nun schon
christlicher Flüche und spuckte vor sich aus. »Du hast wohl gerade von deiner
Augusta geträumt, als Albert in höchster Ehrfurcht von Schriften eben dieses
Gelehrten sprach. Aristoteles weilt seit Äonen nicht mehr auf Erden, er starb
bereits lange vor der Geburt deines Heilands, wie, frage ich dich, sollte er
dann im Hause unseres Herrn leben?«
    »Ich kenn ihn halt nicht, diesen
Griechen, sei’s drum!«, antwortete Robert eher desinteressiert als betroffen.
»Zier dich nicht so und erkläre mir ein letztes Mal, wie sein Wissen uns helfen
soll!«
    »Nun gut, zum
allerletzten Mal. Wie ich schon sagte, beschrieb Aristoteles in einer seiner
Schriften, dass, einfach ausgedrückt, auch die Luft über einen Leib verfügt.
Das bedeutet, dass ein nach oben hin geschlossener Körper, wie beispielshalber
ein umgedrehtes Boot oder eine Glocke, sich, auf dem Grund eines Sees gedrückt,
im Inneren nicht bis oben hin mit Wasser füllt, sondern eine Luftblase mit sich
führen würde, eine Luftblase, die uns als Atemluft dienen könnte.«
    Robert nickte. »Gut,
ich kann’s mir vorstellen. Wir sollen also unsere Köpfe in ein umgedrehtes Boot
stecken und es wird uns dann unter Wasser Schutz und Atemluft liefern. Hast du
dich selbst davon überzeugt, dass es funktioniert?«
    Osman schien gelangweilt, als er
antwortete. »Von dem, was die alten Griechen sagten, muss man sich nicht
eigenständig überzeugen. Ihre Erkenntnisse gelten als Axiome der Naturgesetze,
unumstößliche Wahrheiten, wenn du so willst.«
    »Ich frage dich bloß«, erwiderte
Robert nicht minder unbeteiligt, »weil es mir deutlich weniger Kummer bereiten
würde als dir, sollte sich dein Grieche hierbei geirrt haben, da ich schwimmen und tauchen kann.«
    Robert sah deutlich, wie Osmans
Gesicht an Farbe verlor, ganz offensichtlich war er sich seiner Sache nun doch
nicht mehr so sicher.

     
    *

     
    Bauer Ewald war ein
herzensguter Mensch. Sicherlich, es fehlte ihm an Klugheit und Bildung und sein
Horizont reichte kaum über die Grenzen seines Ackers hinaus, doch was er
wusste, reichte letztlich, um seine Frau, die fünf hungrigen Kinder und nicht
zuletzt den gefräßigen Köter durchzubringen. Das war schon viel in Zeiten wie
diesen und weit mehr, als so manch ein kluger Kopf vollbrachte.
    Dennoch, obwohl Ewald mit sich und
seiner Welt im Reinen war, so verabscheute er doch die hochmütigen und
rotzfrechen Bengel aus den beiden Schulen der Stadt. Josephiner und Andreaner,
so nannten sich die Flegel stolz. Schüler des Domklosters die einen und
Bürgerkinder aus der Gemeinde der Andreaskirche die anderen, in ihrem irrwitzig
konkurrierenden Denken sich spinnefeind, doch wenn es darum ging, unbescholtene
Bauern zu verhöhnen, eins wie Pech und Schwefel. Ein ums andere Mal zogen sie
her über ihn, und wenn mal nicht er das Opfer ihrer Spötteleien wurde, so
lästerten die missratenen Buben über eines seiner Kinder.
    Solange er lebte, würde keiner
seiner Jungen die Schule besuchen – nie und nimmer. Zumal eh alle Hände
mitanpacken

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