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Das Geheimnis des Goldmachers

Das Geheimnis des Goldmachers

Titel: Das Geheimnis des Goldmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hereld
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hinzu,
allerdings zu leise für Roberts Ohren.
    »Luft soll den schweren Stein
heben? Lass mich raten, auch diese erstaunlichen Erkenntnisse verdankst du deinem
Helenen !« Die Ironie in Roberts Stimme war unüberhörbar.
    »Sehr wohl, und ich wüsste auch
nicht, was daran falsch sein soll!«, antwortete Osman pikiert.
    »Ich meine damit nur, dass du dein
Leben den Theorien eines einzelnen Mannes anvertraust und mir nicht so recht
wohl ist bei dem Gedanken daran«, bemerkte Robert, nun ganz ernst und frei von
Hohn. »Osman, ich bitte dich, lass ab von deinem Plan. Lieber gehe ich mit dir
durchs Tor zurück, als untätig miterleben zu müssen, wie du jämmerlich
ertrinkst. Bist du dir denn wirklich so sicher, dass du es wagen willst?«
    »Ganz sicher!«, log Osman mit
überraschend fester Stimme.
    »Dann rasch, lass uns keine Zeit
mehr verschwenden, denn der Nebel lichtet sich bereits zusehends.«
    Osman schaute erschrocken von der
Tränke auf. Erst jetzt bemerkte er, wie stark der Nebel inzwischen aufgeklart
hatte. Nicht mehr lang, und man könnte vom Kirchturm aus das gesamte Gebiet der
Domburg überblicken.
    Robert machte sich inzwischen
daran, die Tränke zum gut hundert Fuß entfernten Kanal zu schaffen. Zuerst sah
es so aus, als würde er sie nicht bewegen können, doch plötzlich löste sie sich
mit einem derart heftigen Ruck vom angetrockneten Boden, dass er beinahe
gestürzt und unter sie geraten wäre. Ungläubig beobachtete Osman, wie sein
Freund die Tränke packte und sie dann, langsam zwar, aber beständig, durch den
tiefen Schlamm zur Stinekenpforte zog.
    Woher Robert nur diese Kraft
hernahm, noch dazu nach den schweren Huftritten, die er einstecken musste,
wunderte sich Osman, während er ungeschickt versuchte, seinem Kameraden beim
Tragen behilflich zu sein.
    Keuchend wies ihn dieser ab. »Spar
dir deine Kräfte, du wirst sie noch brauchen, wenn wir erst einmal im Kanal
sind. Schau lieber voraus, wo eine geeignete Stelle zum Eintauchen wäre!«
    Lautes Geklirr von
Waffen und Rüstzeug, daraufhin ein kräftiges Schlagen auf schwere Holzbohlen
ließ Osman aufschrecken. Der Lärm kam aus nordwestlicher Richtung, dorther, wo
das Paulstor sich befand. Er schaute in den Nebel hinein. Noch waren über
fünfzig Schritte hinaus Konturen bestenfalls diffus und schemenhaft
auszumachen, doch nicht mehr lang, dann wäre der Dunst endgültig verzogen.
    »Rasch, die Zeit drängt!«
    Jetzt half Osman doch mit beim
Tragen, ob Robert wollte oder nicht.
    Noch zwanzig Fuß schleppten beide
die Last gemeinsam, dann hatten sie endlich das Ufer erreicht – kraftlos sank
Robert auf seine Knie.
    »Nur einen Augenblick verschnaufen
und es kann weitergehen«, keuchte er völlig außer Atem.
    »Deine Ruhe möchte ich haben.
Hörst du nicht, schon öffnen sie das Paulstor.« Das Knarren alter Türangeln
drang erschreckend laut durch den Nebel zu ihnen herüber.
    Robert atmete noch einmal tief
durch, dann hob er die Tränke wieder an und schob sie ins Wasser.
    »Halt! Ja, bist du denn vollends
von Sinnen!«, schrie Osman aufgebracht. »Doch nicht mit der Öffnung nach oben,
lass sie uns zuerst auf den Kopf stellen. Und dann müssen wir sie wie eine
Glocke über unsere Köpfe heben.«
    Robert spürte, wie ihm das Blut
ins Gesicht stieg, seine Unaufmerksamkeit war ihm ganz offensichtlich peinlich.
Verärgert über sich selbst, schüttelte er den Kopf.
    »Ärger dich nicht, wer so viel auf
den Schädel bekommen hat wie du letzte Nacht, kann von Glück reden, wenn er
noch seinen Namen beisammen kriegt!«
    Unschlüssig, ob die tröstenden
Worte Osmans ernst gemeint oder nur eine weitere Unverschämtheit waren,
verkniff sich Robert eine Antwort, zumal das sich nähernde Scheppern von
aufeinanderschlagendem Metall zur Eile drängte. Mit zusammengepressten Lippen
umfasste er die Tränke und drehte das Oberste nach unten, dann versenkte er
seine breiten Schultern so gut es ging in die Vertiefung. Sofort gruben sich,
durch das gebuckelte Gewicht, seine Füße knöcheltief in den morastigen Boden
des Ufers ein, dennoch gelang es ihm, mit der umgestülpten Tränke auf seinem
Rücken immer weiter ins Wasser zu steigen, während Osman am hinteren Ende nach
besten Kräften mithalf.
    Robert tanzten schwarze Punkte vor
seinen Augen. Dieser Anstrengung schien sogar er nicht gewachsen, doch als das
Wasser schließlich den Rand der Tränke berührte, wurde die Last auf seinen
Schultern leichter mit jedem Schritt, den sie tiefer in den Kanal

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