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Das Geheimnis des Goldmachers

Das Geheimnis des Goldmachers

Titel: Das Geheimnis des Goldmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hereld
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mussten, um den Hof zu bewirtschaften – von nichts kommt nichts, so
Ewalds Devise. Er war halt ein praktischer Mensch und ein gerechter obendrein,
denn nur, was er sich selbst auferlegte, forderte er auch von seinen Nächsten
ein. Und trotz aller Härte gegen sich und seine Sippschaft ging es allen gut,
die auf seinem Hof lebten, auch dem Hund.
    Ewald schüttelte verärgert den
Kopf.
    »Wo steckt dieser räudige Köter
eigentlich?«
    Den Hof sollte er bewachen, doch
stattdessen, so mutmaßte Ewald, stellte er wieder einmal einer läufigen Hündin
nach.
    »Na, komm du mir nach Hause, alter
Streuner, dir werd ich die Leviten lesen!«
    Ein Winseln ließ Ewald
herumfahren.
    »Na, wenn man vom Teufel spricht.«
    Mit eingezogenem Schwanz und
blutverschmiertem Fell trottete das Tier zögerlich auf Ewald zu. Der
jämmerliche Zustand des Hundes erweichte augenblicklich das Herz seines Herrn.
    »Da hast du dich wohl diesmal mit
der Falschen eingelassen. Nun komm schon her und lass mich mal einen Blick auf
dich werfen!«
    Zuerst kraulte Ewald den Hund
hinter seinen Ohren, um sich daraufhin die Bescherung näher anzuschauen.
Vorsichtig fuhr er ihm durchs Fell, bis seine Hand auf eine scharfe Kante
stieß. Erschrocken zog er sie zurück.
    »Ja, was für eine Teufelei ist
denn das?«
    Ewald traute seinen Augen nicht –
im Nacken des Hundes steckte in einer tiefen, nach wie vor blutenden
Schnittwunde eine Bleiglasscherbe. Er entdeckte Strick und Zettel, gebunden um
den Hals des Tieres und bislang gut verborgen vom dichten Fell.
    »Verdammtes Gesindel, diesmal seid
ihr zu weit gegangen!«
    Wutentbrannt löste Ewald den
Knoten der Schnur, dann nahm er Alberts Notiz und riss sie in Fetzen.
    »Verdammtes Saupack, in der Hölle
sollt ihr schmoren! Einen armen Hund derart zu quälen, schämt euch allesamt!«
Seine Stimme überschlug sich und vor lauter Wut quollen ihm Tränen aus den
Augen, während er drohend seine Faust in Richtung Josephinum- und Andreasschule
erhob. »Auch wenn ich nicht lesen kann, so weiß ich doch genau, was für
Gemeinheiten ihr mir aufgeschrieben habt. Aber seid gewiss, aus ist’s mit
meiner Geduld, nun sollt ihr meinen gerechten Zorn zu spüren bekommen!«
    Und während er wetterte und
zeterte, schnitt er sich einen jungen, noch grünen Zweig von einer Weide.
    Er wartete, und bald liefen ihm
schon die ersten nichts ahnenden Jungen über den Weg, denen er sogleich mit
seiner Gerte nachstellte. Seit dieser Zeit in den Tagen des Juli 1234 sollten,
mit Ausnahme der ganz Mutigen, die Schüler Hildesheims einen weiten Bogen um
den Hof des ›verrückten Ewald‹ machen.

     
    *

     
    »Wo sollen wir hier
ein Boot hernehmen? Meinst du denn, dass die Pfaffen eins brauchen, um über die
Stinekenpforte überzusetzen?« Robert schüttelte den Kopf. Osman mochte über
mehr Wissen verfügen als er, doch so manch eine Äußerung seines Freundes ließ
ihn an dessen Verstand zweifeln.
    »Ich sag ja nicht, dass es ein
Boot sein muss; was wir brauchen, sollte halt ungefähr die Form eines
Schiffsrumpfes haben.« Osman war der Verzweiflung nahe – wie nur sollte er
sonst durch diesen reißenden Strom nach draußen gelangen. Plötzlich erspähten
seine suchenden Augen etwas, das ihn verblüffend an ein Boot erinnerte.
    »Aristoteles sei Dank! – Schau
doch, dort vorn!«
    Roberts Blick folgte Osmans Hand,
vorerst konnte er durch die Nebelschwaden aber nichts entdecken. Erst nachdem
er zu seinem vorauseilenden Freund aufgeschlossen hatte, zeichneten sich gute
hundert Fuß voraus nun auch für ihn deutlich erkennbar die Konturen eines
Bootes ab.
    Doch irgendetwas schien damit
nicht zu stimmen, denn Osman klopfte zuerst prüfend daran, um daraufhin
vergeblich zu versuchen, es vom Boden anzuheben.
    »Was zum Teufel …?« Nun erkannte
auch Robert die Bescherung. Bei dem angeblichen Boot handelte es sich um eine
Viehtränke, herausgeschlagen aus massivem Stein.
    »Versuchs erst gar
nicht, du wirst sie nicht vom Fleck bewegen können, selbst ich hätte meine
liebe Mühe damit …«, sagte Robert niedergeschlagen, »Und warum auch, sie
wird uns eh nicht weiterhelfen. Wenn wir sie an Land schon kaum heben können,
wie soll es dann erst unter Wasser funktionieren?«
    »Da irrst du dich aber gewaltig!
Der Stein wird unter Wasser leichter erscheinen als hier, außerdem meine ich
mich zu entsinnen, dass die Luft nach oben strebt. So also sollte die Blase
unsere Tränke ein Stück weit anheben – hoffe ich zumindest!«, fügte er

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