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Das Geheimnis des Goldmachers

Das Geheimnis des Goldmachers

Titel: Das Geheimnis des Goldmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hereld
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ziehen, komme was da
wolle!«

     
    *

     
    »Wo genau meinst du
die beiden Gestalten gesehen zu haben, Hanns?«
    »Vielleicht noch hundert Fuß
voraus am Ufer, Herr Leutnant«, beantwortete der Rotschopf Toepfers Frage und
zeigte dorthin, wo kurz zuvor Robert und Osman die Tränke zu Wasser gelassen
hatten.
    Inzwischen war der Leutnant mit
seinen acht Männern am westlichen Ufer der Stinekenpforte angelangt und starrte
stirnrunzelnd in die brodelnden Wassermassen.
    »Zum Teufel, wo kommt denn dieser
Fluss her?« Toepfer schüttelte ungläubig seinen Kopf, offenbar wähnte er sich
in der falschen Stadt.
    »Es ist die Stinekenpforte, Herr!
Wenn der Regen heftiger niederschlägt, steigt das Wasser über die Dämme und sie
schwillt für kurze Zeit zu einem kleinen Strom an«, antwortete Martin von der
Domwache.
    »Unglaublich, aber Ihr müsst es ja
wissen«, erwiderte Toepfer und wandte sich wieder Hanns zu. »Und wo sind die
Halunken abgeblieben, die du als Einziger von uns gesehen haben willst?«
    »Sie waren schon halb im Wasser,
bevor sie plötzlich wie vom Nebel verschluckt wurden. Und sie schienen ein Boot
bei sich zu tragen …«
    »Ein Boot?« Der Leutnant lachte
gellend auf. »Wo sollen sie denn hin mit dem Boot. Vielleicht zum Dom hinauf?«
    Toepfer schüttelte seinen Kopf
über die Dummheit des Untergebenen. Durch die Befestigungsanlage konnten sie
unmöglich entkommen, der Wellenkamm des Kanals schlug deutlich sichtbar gegen
eine massive Mauer. Doch irgendwo musste die Anlage auch über einen Durchlass
verfügen, schließlich floss das Abwasser aus der Domburg in die Treibe jenseits
der Mauer, nur lag der Durchbruch derzeit unter Wasser.
    »Martin«, bestellte der Leutnant
die Domwache zu sich, »könnt Ihr mir sagen, wie groß das Loch der
Stinekenpforte in der Mauer ist?«
    »Ungefähr sechs Fuß hoch und drei
breit, Herr Leutnant!«
    »Mannsgroß also?«
    Martin nickte.
    »Freilich ist das Loch durch ein
stabiles Gitter gesichert!«
    »Eigentlich schon …«, begann
Martin verlegen und stockte dann.
    »Aber?« Toepfer wurde es heiß und
kalt. Musste er dem Mann denn jedes Wort aus der Nase ziehen?
    »Derzeit liegt’s beim Schmied,
Herr. Eine Strebe war gebrochen!«
    Ungläubig starrte der Leutnant
seinen Untergebenen an, dann stieg ihm die Zornesröte ins Gesicht.
    »Ja zum Teufel, wieso sagt Ihr mir
das nicht gleich? Verdammter Esel!«
    »Herr Leutnant, schaut nur, auf
der anderen Uferseite«, unterbrach Hanns seinen wutschnaubenden Vorgesetzten,
»eine frische Schleifspur!«
    Toepfer schaute angestrengt durch
die Nebelschwaden in die Richtung, die ihm der Rotschopf wies, und tatsächlich,
nun sah auch er eine tiefe Rinne, die direkt zum Ostufer führte. In der Tat
hätte sie vom Kiel eines schweren Bootes herrühren können, das mit aller Gewalt
zum Kanal gezogen wurde. Doch was zum Teufel konnten die beiden mit einem Boot
anfangen wollen? Toepfer schwirrte der Schädel.
    Obwohl die Schleifspur mehr Fragen
aufwarf als dass sie Antworten lieferte, war doch eines gewiss: Die tiefen
Furchen entstanden ganz sicher erst nach dem Regenguss, also mitten in der
Nacht. Und ebenso gewiss war, dass sich niemand aus der Domburg zu dieser Zeit
und bei dem Wetter draußen aufhielt, geschweige denn Boote über das Land zog.
Was auch immer diese Spur also zu bedeuten hatte, sie stammte von den beiden
Halunken.
    »Hanns, lauf mit vier anderen
Männern durchs Paulstor auf die andere Seite der Mauer und bewach die
Stinekenpforte bis zur Treibe hin.«
    Sofort rief der Rotschopf vier
Namen und wollte sich schon auf den Weg machen, als ihn der Leutnant noch
einmal kurz anhielt.
    »Eins noch! Wenn wieder etwas Ruhe
herrscht, sei gewiss, dass ich dir dein phänomenales Augenlicht belohnen werde.
Du wirst erster Späher der Stadtwache werden!«
    »Besten Dank, Herr Leutnant!«,
erwiderte Hanns mit einem Grinsen, das ihm von einem Ohr zum anderen quer über
sein junges, sommersprossiges Gesicht reichte, dann machte er auf dem Absatz
kehrt und rannte seinen vier Kameraden hinterher.
    Toepfer schaute den Männern
gedankenverloren nach. Fast eine halbe Meile werden die fünf rennen müssen, bis
sie auf der anderen Seite der Mauer angelangt sind, ärgerte er sich und starrte
wieder ins brodelnde Wasser. »Hoffentlich kommen sie nicht zu spät.«

     
    *

     
    »Verdammt, wo ist nur
das vermaledeite Loch?«
    Wieder stieß die Tränke
gegen die Mauer. Mannsgroß war es gewesen, daran konnte sich Robert noch gut
erinnern. Erst

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