Das Geheimnis des Goldmachers
warum seid Ihr
geblieben? Schließlich konnte Euch niemand gegen Euren Willen im Kloster
halten!«
»Wo sollte ich denn
schon hin, Albert. Mein Lebtag lang hatte ich nie einen Finger gerührt, um mir
den Magen zu füllen, und plötzlich stand ich ganz allein da, völlig mittellos,
ohne Bleibe und ohne Ziel. Keine Woche hätte ich überlebt. So hatte ich
zumindest ein Dach über dem Kopf und bekam genug zu essen, um nicht zu verhungern,
wenn auch nicht viel mehr.
Die Jahre gingen ins
Land und ich hatte mich schon fast mit meinem Schicksal abgefunden, da kamt Ihr
in unser Kloster und mit Euch die Hoffnung auf bessere Zeiten. Gold solltet Ihr
herstellen können, so hieß es hinter vorgehaltener Hand. Nun, was dem Papst
recht ist, das sollte mir nur billig sein, und so ließ ich Euch frei gewähren
im Sankt Pauls in der Hoffnung, Ihr werdet Eurem Ruf gerecht. Leider kam noch
nichts dabei heraus, doch nicht am Wissen scheint es Euch zu mangeln, sondern
eher am echten Antrieb.«
Hier liegt also der Hase
im Pfeffer, meinte Albert das Gaunerstück durchschaut zu haben. »Sagt nicht,
der Papst hat mich um meiner Motivation willen entführen lassen!«
Georg starrte Albert mit
großen Augen an, dann begann er herzhaft zu lachen. »Um Himmels willen, mein
lieber Freund, lasst den armen Gregor außen vor, hier hat er mal nicht seine
Finger im Spiel. Nein, ich bin’s, der die Früchte Eurer Arbeit begehrt, ich und
kein anderer!«
Im ersten Moment wollte
Albert dem Prior lauthals ins Gesicht lachen, ihn verspotten wegen seines
irrwitzigen Wunschglaubens und geradeheraus verkünden, dass er es unzählige
Male vergeblich versucht und die Hoffnung inzwischen endgültig aufgegeben habe,
doch rasch besann er sich eines Besseren. Da sich ihm Georg offenbarte, war er
dem Halunken nunmehr nur solange von Wert, wie er die Hoffnung aufrecht
erhielt, Gold herstellen zu können. Zwar hatte Albert keine Angst vor dem Tod,
dennoch wollte er nicht so rasch seinem Schöpfer gegenüberstehen, schließlich
gab es noch viele Geheimnisse zu ergründen. So also hielt er seine Zunge im
Zaum, auch wenn es ihm schwerfiel, und ließ Georg weiterreden.
»Schaut mir ins Gesicht
und sagt, wie alt ich bin!«
»Ihr mögt ungefähr mein
Alter haben, also gute vierzig Lebensjahre«, schätzte Albert leicht irritiert.
»Wenn es denn so wäre,
lieber Albert. Nein, ich bin gerade mal neunundzwanzig und sehe aus wie mein
Vater – das karge Leben hinter Klostermauern hat mir so zugesetzt!« Georg
stockte und man sah förmlich, wie er sich im Selbstmitleid suhlte. »Und was
mache ich auch schon anderes als der Papst, wenn ich dich bitte, für mich Gold
herzustellen. Denn gegen Gregor, der den Mammon braucht, um seine eitlen
Machtkämpfe gegen Friedrich zu bezahlen, nehmen sich meine Ambitionen äußerst
bescheiden aus, nur mir und meinen Helfershelfern soll der Lebensabend
vergoldet werden.«
»Doch wieso dieser
Umstand?«, fragte Albert verständnislos. »Da ich in Eurem Kloster meinen
Studien nachging, wäret Ihr doch eh der Erste gewesen, der vom Gelingen meiner
Versuche erfahren hätte.«
»Das mag schon sein,
doch hätte ich noch lange nicht davon profitiert. Schnell wie der Wind wärst du
fortgebracht worden nach Rom, Gregor persönlich unterstellt. Nein, mein
Freund«, sagte Georg und schüttelte heftig den Kopf, »diese Gelegenheit wollte
ich nicht aus der Hand geben. Und als die beiden Fremden das Kloster betraten
und sich mit ihrem seltsamen Gehabe verdächtig machten, sah ich endlich meine
Zeit gekommen. So ließ ich dich verschwinden und schusterte ihnen die Schuld
zu, inzwischen werden sie sicherlich bereits im Kerker schmoren.«
Albert musste schlucken – der
Prior jagte einem Hirngespinst nach und die Zeche dafür zahlten er und seine
beiden neuen Freunde. Doch wie nur konnte er das Unheil abwenden und ihrer
aller Hälse retten?
»Ich habe Euch durchschaut, Bruder
Albert«, verkündete Georg und sein Blick fixierte sein Gegenüber wie die
Schlange das Kaninchen, »Ihr zögert den Erfolg nur hinaus, um weiter mit
päpstlichem Segen Euren Studien nachgehen zu können, doch lasst Euch eines zur
Mahnung gesagt sein: Ich habe weder die Geduld noch die Zeit des Pontifex.
Ebenso wenig wie diese beiden Gesellen.«
Den letzten Satz Georgs nahmen die
zwei finsteren Gestalten zum Anlass, aus dem Halbdunkel nach vorn ans
Tageslicht zu treten, ganz dicht vor Alberts Gesicht.
»Sie waren mir schon
häufig von Nutzen bei allerlei peinlichen
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