Das Geheimnis des Highlanders (German Edition)
etwas mit ihr zu tun, empfand sie eine solche Verlegenheit, dass ihr ganzes Gesicht rot anlief. Ein Schweißtropfen bildete sich über ihrem Dekolletee und lief zwischen ihren Brüsten hinab, über die sich Rurik eben noch ausgelassen hatte.
„Und erst dieser Mund. Kann sie …“
Der Rest der Frage blieb unausgesprochen, da der Laird plötzlich zur Tat schritt. Als sie seine zornige Miene sah, war sie froh darüber, dass dieses eine Mal nicht sie der Grund für seine Laune war. Sie hatte gerade einen Schritt zur Seite machen können, da holte er aus und schlug Rurik mit einem einzigen Hieb bewusstlos. Der Hüne ging lautstark zu Boden, aber Connor führte, dessen ungeachtet, Jocelyn weiter zu ihrem Platz und bedeutete ihr, sich hinzusetzen, als hätte er nicht einen Augenblick zuvor einen anderen niedergeschlagen.
Niemand schien das für ungewöhnlich zu halten, und alle ließen den Mann ausgestreckt auf der Erde liegen. Man setzte sich, und die Unterhaltung wurde nahtlos fortgesetzt. Gegen ihren Willen wanderte ihr Blick zu dem bewusstlosen Rurik.
„Laird?“, fragte sie, aber Connor redete weiter mit dem Mann, der ihm gegenübersaß, als hätte er sie nicht gehört. „Laird?“, wiederholte sie.
„Connor, ich glaube, deine Frau redet mit dir“, unterbrach ihn Dougal. „Ich dachte zuerst, sie ruft nach deinem Vater, aber sie will etwas von dir.“
„Sollte nicht jemand nach ihm sehen?“ Jocelyn zeigte auf den am Boden Liegenden.
Rurik hatte sich immer noch nicht gerührt, und obwohl er sie sehr in Verlegenheit gebracht hatte, wünschte sie ihm nichts Schlechtes. Hinter seinem unmöglichen, anzüglichen Verhalten verbarg sich sicherlich ein gutes Herz. Auch wenn seine Größe auf sie einschüchternd wirkte, wusste sie doch, sie fürchtete weniger ihn selbst als vielmehr die Gefühle, auf die sie durch ihn aufmerksam geworden war.
Der Laird nickte einem der Männer zu, die sich in Ruriks Nähe aufhielten. Der Soldat schüttelte ihn, bis er aus seiner Ohnmacht erwachte und aus eigener Kraft aufstand. Da sie nicht wusste, was als Nächstes kommen würde, verfolgte sie skeptisch, wie Rurik zu seinem Platz zurückkehrte und sich in das Gespräch einschaltete, als sei nichts vorgefallen.
Sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Unterredung und merkte sich, was sie daraus über Connors und damit auch ihren eigenen Clan erfahren konnte. Zwar wollte sie sich nicht einmischen, doch sie musste sich einfach hier und da zur Ernte und zur Aufstellung der Truppen nahe dem Land ihrer Eltern äußern. Die Ältesten schienen ihre Kommentare zu akzeptieren, und sie stellten ihr sogar Fragen, um mehr zu erfahren. Wenig später war es bereits Zeit für das Abendmahl, das viel angenehmer als sonst verlief, da Gäste anwesend waren, mit denen sie sich unterhalten konnte.
Auch wenn es sich bei ihren Gesprächspartnern ausschließlich um Männer handelte.
Nur der Mann neben ihr erweckte nicht den Eindruck, dass ihm alles gefiel, was sie tat und sagte – ganz im Gegensatz zu den übrigen Anwesenden.
Nach einer Weile fragte sie der Laird, ob sie bereit sei, sich zurückzuziehen. Sie verließ daraufhin die Tafel und wurde in ihren Gemächern von Cora empfangen. Ein anstrengender Tag lag hinter ihr, und sie fühlte, wie die Erschöpfung sie allmählich einholte. Ins Bett hatte Cora nach Ailsas Anweisungen heiße Steine gelegt, damit ihre Herrin warme Füße bekam. Als sich Jocelyn hinlegte, wurde sie auf eine unangenehme Tatsache aufmerksam: Ihre Monatsblutungen mussten bald einsetzen, alle Anzeichen sprachen dafür.
Wie sollte sie das handhaben? Cora würde eher sterben, bevor sie dem Laird eine solche Nachricht nach bisheriger Tradition überbrachte. Sollte sie selbst gehen? Oder sollte sie warten, bis er sich zu ihr ins Bett legte, und es ihm dann anvertrauen? Sie entschied sich für Letzteres, und so ließ sie sich von Cora alles Notwendige bringen und wartete, bis die junge Frau nach Erledigung ihrer Aufgaben den Raum verlassen konnte.
Als Jocelyn allein war, schlug sie die Laken zur Seite, stieg aus dem Bett und legte sich eine Decke um ihren Körper. Nachdem sie einen ausladenden Stuhl näher ans Fenster geschoben hatte, setzte sie sich im Schneidersitz auf diesen und zog die Decke noch enger um sich. Wenn sie den Kopf in den Nacken legte, konnte sie nach draußen sehen und sogar die Sterne am Himmel über Lairig Dubh ausmachen.
Es schien ihr, als sei nur ein einziger Augenblick vergangen, denn plötzlich
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