Das Geheimnis des Highlanders (German Edition)
war, fühlte sie sich besser. Sie hatte sich gegen ihren Ehemann behauptet, sie hatte ihre Wut über sein Benehmen in Worte gefasst. Und sie hatte gelernt, wie mächtig und wunderbar Lust sein konnte.
Sie blies die restlichen Kerzen aus und legte sich ins Bett. Von den Erinnerungen an die Erlebnisse des Tages verfolgt und von den neuen, ungewohnten Empfindungen überwältigt, schloss sie die Augen und hoffte, schnell einzuschlafen.
Wäre er nur einen Schritt langsamer gegangen, sie hätte ihm die Tür ins Kreuz gerammt. Kopfschüttelnd ging er die Stufen hinunter. Gleichzeitig begriff er, wo er versagt hatte. Innerhalb weniger Wochen hatte er drei der Regeln gebrochen, die er seinerzeit aufstellte, als er sich mit dieser Ehe einverstanden erklärte.
Zuerst gestattete er ihr eine Vertrautheit und Nähe, die er nicht hatte zulassen wollen.
Dann versuchte er, ihr sein Handeln zu erklären.
Und schließlich wollte er ihr sein Handeln erklären.
Jeder dieser Punkte war ein Schritt hin zu einer Katastrophe, die so sicher eintreten würde wie das, was im Garten Eden mit einem Kuss begonnen hatte. Er wusste nun, wie sich Adam gefühlt haben musste, und betete für ihrer beider Seelen.
Für den Weg hinauf zu seinem Turm schien er diesmal viel länger zu benötigen als üblicherweise. Sein Körper, der eine so erfüllende Befriedigung erfahren hatte wie schon lange nicht mehr, bewegte sich mit einer ungewohnten Gleichgültigkeit. In seinen Gemächern angekommen, öffnete er das Fenster und stellte sich in den kalten Wind, um herauszufinden, ob der auf ihn die gleiche besänftigende Wirkung hatte wie bei seiner Frau.
Jocelyn.
Ihr Name lautete Jocelyn.
Er war ihm in einem Moment der Schwäche herausgerutscht. Weil er unvorbereitet war und nicht mit ihrem Zorn und ihrem Schmerz umgehen konnte, hatte er sich einen Augenblick lang nicht unter Kontrolle gehabt.
Aber es war angenehm, ihren Namen auszusprechen. Er klang so zart und weich, so wie sie sich auch in seinen Armen anfühlte. Und so stark wie die Seite, die sie ihm heute Nacht mit ihrem berechtigten Zorn gezeigt hatte. Sie hatte recht: Er gab ihr weniger, als ihr als seine Ehefrau zustand. Um sich selbst zu schützen, machte er nur das Allernötigste, kein bisschen mehr.
Nachdem er nun aber erlebt hatte, was zwischen ihnen möglich war, wollte er mehr. Nein, nicht mehr Gefühle, sondern mehr Leidenschaft. Wie sie ihn unter seinen Berührungen ihre Sehnsucht spüren ließ, das war etwas Wunderbares, von dem er wusste, es würde ihm so gefallen wie jedem anderen Mann auch. Doch genau dieses Verlangen musste er unbedingt unter Verschluss halten.
Aber es wurde auch Zeit, dass er Veränderungen in der Festung und im Dorf vornahm. Als er in die Nacht hinaussah, konnte er in der Ferne noch die Musik der Hochzeitsfeier und das Lachen der Tanzenden hören. Angst konnte etwas Nützliches, Gewinnbringendes sein, wenn sie beim Feind geweckt wurde, aber er wollte den Clan nicht mit Angst führen. Noch wurde er zusammengehalten, weil alle auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiteten und sich zur Treue verpflichtet hatten, aber das konnte sich ändern.
Er ging einen Schritt nach hinten, um die Fensterläden wieder zu schließen. Dann überlegte er, was er als Erstes anders gestalten sollte. Er würde sich mit Murdoch und Duncan zusammensetzen, um die Verlegung der meisten Männer aus der Burg in die Kasernen zu besprechen. Damit sollten sich gleich mehrere Probleme auf einmal erledigen, und es war ein entscheidender Schritt, um aus der Festung ein angemessenes Heim für den Earl of Douran zu schaffen. So würde er sich bald nennen dürfen, wenn der König von Schottland ihn dazu ernannte.
Er schenkte sich einen Becher Ale ein, den er in Ruhe austrank. Dabei dachte er darüber nach, welchen Weg er grundsätzlich einschlagen sollte. Eine Erneuerung führte unweigerlich zur nächsten, und damit würde auch sein Leben nicht gleich bleiben. Er würde einen unwiderruflichen Schlussstrich unter die Vergangenheit setzen.
Ein stechender Schmerz durchfuhr ihn, da ihm klar wurde, dass der eine Mensch, der ihm am wichtigsten war, von alledem niemals etwas erfahren würde. Der eine Mensch, der eigentlich an seiner Seite hätte sein sollen, der mit ihm zusammen von den vor ihnen liegenden Möglichkeiten geträumt hatte.
Kenna.
Während er noch einen weiteren Schluck trank, versuchte er, sich selbst Mut zuzusprechen. Er musste auch sie hinter sich lassen, wenn er seine Ziele erreichen wollte.
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