Das Geheimnis des Highlanders (German Edition)
könnt ihr mitteilen, ich nehme die Entschuldigung an. Und es ist alles vergessen.“
„Alles ist vergessen …“, wiederholte er lächelnd und drehte sich im nächsten Augenblick um. Gerade wollte er sich auf den Weg machen, doch dann wandte er sich nochmals zu ihr um und bestätigte, vielleicht gewollt, vielleicht ungewollt, wie sehr er es liebte, mit den Frauen zu schäkern. „Ich hoffe, Ihr vergesst nicht alles, was Ihr gesehen habt.“ Dabei zwinkerte er ihr auf eine Weise zu, die so manche Frau dahinschmelzen lassen musste.
Sie musste vor Verlegenheit, aber auch vor Erleichterung lachen. Da sie ihn nicht ganz ungeschoren davonkommen lassen wollte, winkte sie ihn zu sich und fragte: „Was ist das für ein Zeichen da auf Eurem …?“ Sie deutete auf seine Kehrseite, wo sie während ihres Waldspaziergangs eine Art Symbol bemerkt hatte.
Er griff an sein Gesäß und machte zuerst einen erschrockenen Eindruck. Doch dann legte er den Kopf in den Nacken und lachte so laut, dass jeder im Saal in ihre Richtung starrte. Das galt auch für ihren Ehemann, der ausgerechnet diesen Tag ausgewählt hatte, um sein Frühstück langsamer als sonst einzunehmen. Er saß noch immer an der Tafel und löffelte seinen Porridge.
Rurik gab ihr einen Klaps auf den Rücken, der sie beinahe zu Boden geschleudert hätte. „Ihr seid gut, Jocelyn. Ihr seid gut.“
Seine Worte taten ihrem Herzen wohl, da sie ihr zu verstehen gaben, dass er sie akzeptierte und willkommen hieß – aber nicht nur er, sondern auch die Frauen im Dorf, denn ohne Naras Drängen hätte er so etwas niemals gemacht. Dass die Witwe sie auf diese Weise würdigte, erfreute sie. Wenigstens gab es einen Menschen, der sie nicht für völlig bedeutungslos hielt.
Von neuem Selbstbewusstsein erfüllt, durchquerte sie den Saal, bis sie an ihrem Platz an Connors Seite angelangt war. Eben wollte sie sich hinsetzen, da erhob sich ihr Mann von seinem Stuhl.
Würde er sie auf Rurik ansprechen? Würde er ihr vorhalten, dass sie letzte Nacht ihrer Wut freien Lauf gelassen hatte? Oder würde er einfach gehen, so wie er es jeden Morgen tat, und keine Notiz von ihr nehmen? In gewisser Weise hoffte sie auf Letzteres, da sie sich von seiner Nichtbeachtung kaum ihre gute Laune verderben lassen wollte. Er bedeutete allen an der Tafel, sich ebenfalls zu erheben.
Aha, also würde sie wieder allein speisen müssen. Aber da sie das ja schon kannte, machte es ihr nichts aus.
Doch anstatt wegzugehen, wartete er, bis sie sich gesetzt hatte. Danach gab er allen ein Zeichen, erneut Platz zu nehmen. Während sie zu verstehen versuchte, was hier geschah, sah sie von einem zum anderen und wurde von jedem Anwesenden mit einem Nicken gegrüßt. Ihr Mann begnügte sich nicht damit, sondern sprach sie sogar direkt an. „Gute Morgen, Mylady.“
„Guten Morgen“, brachte sie mit Mühe heraus. Einer der Bediensteten reichte ihr einen Becher Ale. Sie trank einen Schluck und versuchte, Connor aus dem Augenwinkel zu mustern. Dies schien ihr sinnvoll, um seine Laune zu ergründen. Aber da war kein wütender Blick, kein mürrisches Gesicht.
Obwohl er die Unterhaltung fortführte, in die er bereits vor ihrer Ankunft vertieft war, achtete er genau darauf, dass sie zu essen und zu trinken hatte. Sobald der Becher leer war, bedeutete er einem Diener, ihr nachzuschenken. Als sie ihr Porridge aufgegessen hatte, fragte er, ob sie noch etwas wollte.
Seltsam. Das alles war sehr seltsam.
Die Männer sprachen über neue Regeln für diejenigen, die in der Burg lebten und schliefen. Jeder der Anwesenden machte Vorschläge und äußerte seine Meinung. Dougal war auch unter ihnen, sagte aber nur wenig, während seinen wachsamen Augen wie üblich nichts entging. Schon bald herrschte Einigkeit über den schließlich gefassten Plan, und sie wusste, die Männer würden sich jetzt ihren Aufgaben zuwenden. Der Laird entließ sie mit einer knappen Geste. Sie standen auf und verbeugten sich vor ihr, bevor sie sich zurückzogen.
Als sie fort waren, wendete sich Connor ihr zu. „Was wollte Rurik von dir?“, fragte er. „Hat er dich belästigt?“
„Nein, Laird“, antwortete sie kopfschüttelnd. „Er wollte sich entschuldigen, weil er …“ Sie zögerte kurz, da sie nicht recht wusste, wie sie das ausdrücken sollte. „Weil er mich gestern im Wald nicht weggeschickt hat.“
„Und hast du die Entschuldigung angenommen?“ Sein ruhiger Tonfall machte sie nervös. Wo war seine gewohnte Wut?
„Das habe ich. Es
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