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Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels
Autoren: Horst Schoch
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Euer Erbieten. Vielleicht kann ich später darauf zurückkommen.“ Bernhardi wollte schon den Rückzug antreten, als ihm noch etwas einfiel. „Sagt, braucht Ihr vielleicht Hilfe bei Eurem buchhändlerischen Geschäft?“
    „Sucht Ihr Arbeit?“
    „Sagen wir, ich würde mich gern etwas nützlich machen. Und mit Verlaub, ich kenne mich ganz gut aus mit den Werken antiker und zeitgenössischer Schriften. Hier könnte ich meinerLeidenschaft nachgehen. Eurem Umsatz wird es sicher nicht schaden.“ Kaum hatte Bernhardi diese Worte ausgesprochen, zweifelte er an seinem Verstand. Was hatte ihn geritten, so ein Ansinnen einem wildfremden Menschen vorzutragen?
    Der alte Buchhändler blickte Bernhardi erstaunt an. „Tja, das tut mir sehr leid. Aber mein Geschäft ernährt kaum mich und meine Frau. Hier in Augsburg wird zwar eine Menge gedruckt, aber leider nur sehr wenig verkauft. Wir haben hier ja keine Universität und so geht das meiste in die umliegenden Gegenden. Aber die Druckereien, die kommen mit ihrer Arbeit kaum nach. Vor allem mangelt es ihnen an kompetenten Lektoren, die etwas von der Sache verstehen. Ein befreundeter Drucker hat mir kürzlich noch geklagt, wie viele Erzeugnisse er wieder einstampfen musste, nur weil der Tor von Setzer und Leser keine Ahnung hatte, was er druckte, und das Werk, das er vorbereiten sollte, derart verstümmelte, dass es unbrauchbar geworden war.“
    „Steht es so?“
    „Ja. Versucht es bei dem Meister Frohnau. Mit den besten Empfehlungen von mir. Er hat in der Stellmachergasse seine Werkstatt, Ihr werdet ihn leicht finden.“
    „Ich danke Euch für den guten Rat.“
    Damit verließ Bernhardi das Geschäft. Dann stutzte er. Was war ihm an dem Mann aufgefallen? Da fiel es ihm wieder ein: Der Buchhändler trug Augengläser. Kurz entschlossen kehrte er wieder in das Geschäft zurück. „Verzeiht, ich habe noch etwas vergessen.“
    Der alte Mann blickte Bernhardi über den Rand seiner dicken Gläser an. „Habt Ihr Euch doch noch entschlossen, ein Buch zu kaufen?“
    „Später, ja. Aber ich habe bemerkt, dass Ihr Augengläser tragt.“
    „Ja, leider sind meine Augen trübe geworden. Die Buchstabenverschwimmen mir vor den Augen. Das ist für einen Buchverkäufer nicht gerade von Vorteil. Und so habe ich mich entschlossen, diese neuartigen Gläser, leider zu einem immensen Preis, zu erwerben. Damit werde ich Euch nun nicht aus Versehen das kanonische Recht statt Luthers
Von den guten Werken
verkaufen.“
    „Da bin ich aber froh.“ Bernhardi versuchte, auf den Spaß einzugehen.
    „Leider habe ich mir im Laufe der Jahre auch die Augen verdorben. Als Magister hatte ich viel zu lesen, und das oft im trüben Schein einer rußigen Öllampe. Könnt Ihr mir sagen, wo ich mir solche Augengläser hier anfertigen lassen kann?“
    „Am Ende der Stadt, neben dem Fischerhäuschen. Da hat der Opticus seine Werkstatt. Fragt nur nach ihm, man wird es Euch zeigen. Aber Vorsicht, wie gesagt, der Herr verlangt einen ordentlichen Preis dafür.“
    „Danke, ich werde mich erkundigen. Aber nun endgültig einen guten Tag.“
    Bernhardi verließ das Geschäft erneut. Er hatte keinesfalls die Absicht, sich neue Augengläser anfertigen zu lassen. In ihm war der alte Forscherdrang wieder erwacht.
    Zuerst hatte er aber noch ein anderes Problem zu lösen. Er erkundigte sich bei einem eilig dahinziehenden vornehmen Händler nach der Stellmachergasse. Und tatsächlich, die gesuchte Straße lag nicht weit von dem Buchladen entfernt. Die Druckerwerkstatt von Meister Frohnau war leicht zu finden.
    Entschlossen betrat Bernhardi das kleine Gebäude. Innen war es dunkel, es roch nach Papier und Druckerschwärze. Da vorne in der Werkstatt niemand zu finden war, ging Bernhardi einen Flur entlang, der in einen größeren Raum mündete.
    Mit Lederschürze und Hut bekleidet, kam ihm der Besitzer der Werkstatt entgegen. Er hatte gerade an einer großen Druckerpresse gearbeitet. Seine zwei Gesellen, die mit Papierund einem Setzkasten beschäftigt waren, beachteten den Besucher gar nicht.
    „Wenn Ihr mir ein Buch zum Druck anbieten wollt, könnt Ihr Euch sofort wieder entfernen.“
    Meister Frohnau schien kein Freund langer und höflicher Worte zu sein. Bevor Bernhardi etwas antworten konnte, erklärte er: „Ihr seht mir aus wie ein gelehrter Mann. Also werdet Ihr ein Buch verlegt haben wollen. Aber wie Ihr seht, habe ich zu wenig Hilfe … nur meine beiden Gesellen, und das sind tumbe Köpfe. Vorige Woche ist mein
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