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Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Schoch
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Macht geworden sind, bekämpfen diese Gruppen energisch.“
    „Religionsgezänk!“, fiel Leonhard Elisabeth unwirsch ins Wort. „Was haben wir damit zu schaffen?“
    Elisabeth blieb ganz ruhig. „Leider eine ganze Menge. Wenn du dich beim Rat vorstellst, so werden sie genau prüfen, wo du herkommst und wes Geistes du bist. Und dann werden die Umstände unserer Flucht herauskommen. Die Folgen kannst du dir denken. Falls nicht, ich male sie dir gerne weiter aus: Wir werden als unsichere Kantonisten in Glaubensfragen wahrscheinlich abgelehnt. Womöglich verdächtigt man uns sogar noch, wir seien Anhänger dieser kopernikanischen Lehre. Solche Schwierigkeiten wird der Rat sich nicht aufladen wollen. Hinzu kommt noch eine weitere Gefahr: Wir könnten für unsere Verfolger eine Spur legen, sodass sie uns auch hier leicht aufspüren.“ Elisabeth hatte leise gesprochen, sie waren nicht die einzigen Gäste.
    Beschämt musste Leonhard erkennen, dass seine Frau deutlich weiter gedacht hatte als er.
    Elisabeth ließ nicht locker. „Und unter welchem Namen sollen wir uns hier bekannt machen?“ Leonhard zuckte bei jedem Wort zusammen, das er von seiner Frau zu hören bekam. Dann sagte er leise: „Die übereilte Abreise hat uns nicht die Zeit gelassen, die wir gebraucht hätten, um unser weiteres Vorgehen zu überdenken. Aber die Dinge sind so, wie sie nun einmal sind. Ich schlage vor, wir werden unsere Identität verändern, ein neuer Name wird uns schon einfallen, und dann werden wir sehen, wie wir hier Fuß fassen können.“
    Friedrich meldete sich zu Wort. „Wir sind alle müde und noch benommen von den Ereignissen der letzten Tage. Es bringt nichts, Entscheidungen erzwingen zu wollen. Wir wollen uns erst zur Ruhe begeben und morgen mit klarer Vernunft das Weitere bedenken.“

40
    Als Leonhard Bernhardi am nächsten Morgen die Hauptgasse entlangging, spürte er die ersten Anzeichen des Frühlings. Die Luft war ungewöhnlich mild – verglichen mit der bitteren Kälte in den letzten Wochen.
    Er dachte an seinen Rundgang durch Magdeburg, wie er dort neugierig die Auslagen der Buchhändler examiniert hatte und an einigen Werken einfach nicht vorübergehen konnte. Wenn nur seine Geldbörse etwas besser gefüllt gewesen wäre! Auch hier staunte er über die verlegerischen Aktivitäten – für eine Stadt ohne Universität wurde eine erstaunliche Vielfalt angeboten.
    Vor einem größeren Laden blieb er stehen. Die Schriften, die er in der Auslage sah, weckten in ihm Begehrlichkeiten, aber er musste sein Geld jetzt zusammenhalten. Trotzdem betrat er das Geschäft und sah sich um. Der vertraute Geruch von bedrucktem Papier und schweinsledernen Einbänden ließ sein Gelehrtenherz höherschlagen.
    „Was darf es sein?“ Ein alter Herr mit schütterem Haar kam auf ihn zu.
    „Ich sah Euer Geschäft und konnte der Verlockung nicht widerstehen.“
    „Seid Ihr fremd hier?“
    „Ja, ich bin gestern erst angekommen.“
    „Und wie gefällt Euch Augsburg?“
    „Ich hatte noch keine Gelegenheit, viel von der Stadt zu sehen. Aber Euer Angebot gefällt mir.“
    „Was interessiert Euch? Hier sind die großen Philosophen, sogar in Griechisch und Latein, dort sind Herbarien versammelt, und da hinten findet Ihr Werke des neuen Glaubens …“Er zeigte mit seinem dürren Finger in verschiedene Ecken seines Ladens.
    Bernhardi murmelte leise vor sich hin: „Neuer Glaube, neue Wissenschaft … Wie steht es damit in Augsburg?“
    „Gut, sehr gut sogar. Alles vorhanden und wohlfeil zu haben. Hier zum Beispiel.“ Der Alte ging zu einem Regal und zog einen schmalen Band heraus. „
Deutsche Messe und Gottesdienstordnung
. Erst letztes Jahr erschienen. Wie Ihr vielleicht wisst, von Martin Luther. Oder hier, ebenfalls von Luther:
Ob man vor dem Sterben fliehen möge
. Alles noch ganz frisch, von letztem Jahr. Selbstverständlich habe ich hier auch Widerlegungen Luthers, ganz römisch.“
    „Ihr seid sehr geschäftstüchtig.“
    „Man muss leben.“
    „Habt Ihr auch etwas von den artistischen Fächern?“
    „Aber natürlich. Ihr seid ein Gelehrter? Was ist Eure Passion? Die Philosophie, die Mathematik, die Alchemie oder gar die Astrologie?“
    „Ich bin vielfältig interessiert. Habt Ihr Werke des Domherrn zu Frauenburg?“
    „Von wem?“
    „Nikolaus Kopernikus.“
    „Verzeiht, mir ist der Name nicht bekannt. Aber wenn Ihr wollt und einige Tage hier in der Stadt verweilt, werde ich Erkundigungen einholen.“
    „Ich danke Euch für

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