Das Geheimnis des Himmels
gewünschten.Sogar im venezianischen Glas ist selten eine solche Reinheit zu finden.“
„Was ist an Kosten zu erwarten?“
„Wenn es mir gelingt, diese Dinge in der gewünschten Güte auszuführen, werdet ihr nicht unter zwanzig Goldgulden davonkommen.“
Bernhardi schwindelte bei dem Gedanken. „Verzeiht, das wird die Möglichkeiten meines Freundes vermutlich übersteigen. Da werde ich noch einmal Rücksprache nehmen müssen.“
„So tut das. Kann ich bis dahin mit etwas anderem dienen?“
„Danke, nein. Aber eine Sache interessiert mich doch noch.“
„Und die wäre?“
„Wieso hat es Euch mit Eurer Werkstatt so weit außerhalb der Stadt verschlagen?“
Der Opticus lächelte wissend. „Ihr seid nicht der erste Kunde, der besonders reines Glas verlangt. In der Stadt mit ihrem Schmutz und Staub – dazu noch dem Ruß aus den Kaminen im Winter – verdirbt mir das Glas. Schon feinste Körnchen können beim Schleifen die Oberfläche zerkratzen. Hier am Lech ist die Luft reiner und ich kann ungestört arbeiten.“
„Dann danke ich Euch. Wir werden hoffentlich später noch ins Geschäft kommen.“
Beschwingt legte Bernhardi den Weg zu seiner Herberge zurück. Vielleicht war ja nun ein Neuanfang gemacht.
„Nun, warst du erfolgreich? Du bist lange fort gewesen.“ Elisabeth konnte es kaum erwarten, zu erfahren, ob die Bemühungen ihres Mannes zum Ziel geführt hatten.
Obwohl es überhaupt nicht so gemeint war, empfand Leonhard die zweite Bemerkung als kleinen Vorwurf. Da er sich aber noch in guter Stimmung befand, beschloss er, sie zu ignorieren. „Ab morgen habe ich Arbeit als Korrektor beim Drucker Frohnau.“
„Das ist ja erfreulich. Wird die Arbeit ordentlich entlohnt?“
„Wir haben noch nicht darüber gesprochen. Allerdings war er einverstanden, dass ich meinen Preis wert bin. Endgültig werde ich das morgen klären. Und wie ist es euch hier ergangen?“ Seinen Besuch beim Opticus hatte Leonhard noch gar nicht erwähnt.
„Es geht so, der Wirt ist recht zugänglich. Er könnte dringend Hilfe in der Küche gebrauchen, denn eine seiner zwei Mägde ist ihm abhandengekommen.“
„Abhandengekommen?“
„Ja, wahrscheinlich irgendeine persönliche Angelegenheit. Auf jeden Fall habe ich mich angeboten, ihm auszuhelfen.“
„Du als Küchenmagd?“
„Wir können es uns leider nicht erlauben, besonders wählerisch zu sein. Außerdem hat sich Barbara dieser Aufgabe angenommen. Sie sei noch jung und es mache ihr nichts aus, hat sie gesagt. Ich wollte es nicht zulassen, aber seitdem das Weib faktisch verheiratet ist, kann ich ihr kaum noch etwas auftragen.“ Die letzten Worte stattete sie mit dem ihr eigenen ironischen Unterton aus.
„Dann habe ich die Zeit genutzt, um mir die Stadt anzusehen. Sophia, Katharina und Lenchen wollten ebenfalls ihre neue Heimat kennenlernen, sie haben mich begleitet. Vor allem Magdalena scheint es hier zu gefallen, aber auch die anderen sind neugierig auf das, was die große Stadt zu bieten hat.“
„Das ist doch erfreulich. Ich hatte schon befürchtet, der häufige Ortswechsel der letzten Monate würde einen ungünstigen Einfluss auf die drei haben.“
„Das wird sich wohl erst später zeigen. Übrigens – ganz planlos war unser Spaziergang nicht.“
„Wenn du das so sagst, wird es auch so sein. Welches Ziel hattet ihr denn?“
„Ich habe mich nach den Hospitälern erkundigt. Das Heilig-Geist-Spitalist anscheinend eine sehr bekannte und auch gar nicht kleine Anstalt. Ich habe mir erlaubt, es mit meinen Jüngsten zu besuchen.“
„Warum das? Ich denke Lenchen geht es viel besser?“
„Leonhard, wo bist du mit deinen Gedanken?“
„Entschuldige, ich vermute, du hast dort Arbeit gesucht?“
„Richtig. Das Heilig-Geist-Spital ist hauptsächlich von Pfründnern bewohnt. Du weißt schon: nicht ganz mittellose Leute, die Geld für das Spital angelegt haben und von den Zinsen dort im Alter versorgt werden. Natürlich gibt es auch noch eine kleine Krankenstube. Man hat mir dort eine Arbeit in Aussicht gestellt, nachdem ich eine kleine Probe meiner Kräuterapotheke dort abgegeben habe. Nächste Woche darf ich für eine karge Entlohnung dort anfangen. Besser als nichts. Sophia und Katharina sind alt genug, um Pflichten im Haushalt zu übernehmen.“
„Meine Frau als Hospitalsmagd …“
„Hast du einen besseren Vorschlag? Auch ich habe keinen mit Druckerschwärze verschmierten Korrektor geheiratet.“
Bernhardi seufzte. „Hast du schon etwas von
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