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Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels
Autoren: Horst Schoch
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Friedrich gehört?“
    „Nur dass er bisher noch keinen Weg gefunden hat, sich und seiner Frau eine goldene Zukunft zu bauen.“
    „Das wird schon werden.“ Bernhardi redete sich selbst Mut zu. Allerdings war ihm klar geworden, dass er seine Hoffnung auf den Erwerb der von ihm so sehnlichst gewünschten Gläser und damit auf den Nachbau des saalfeldschen Sehapparates erst einmal begraben konnte.
    Sorge bereitete ihm auch die ungewöhnliche Bissigkeit Elisabeths. Der frühere Witz und die Leichtigkeit in ihren Äußerungen waren verschwunden. Hatte es etwas mit seinem Verhalten zu tun? War Elisabeth nicht doch unglücklich über die Entwicklung, die ihr Leben in den letzten Monaten genommen hatte?
    Bernhardi nahm sich vor, abends, wenn die Familie von ihrem Tagwerk zurückgekommen war, ausgewählte Abschnitte aus der Bibel oder Passagen aus den Werken antiker Dichter vorzulesen. Texte, die von der Flüchtigkeit der Welt handelten und daran erinnerten, wie wenig doch in den eigenen Händen lag.
    Gleich am Anfang seiner Tätigkeit in der Druckerwerkstatt fand Bernhardi eine Ausgabe des Neuen Testaments in der Übersetzung Martin Luthers. Ein ganzes Paket war übrig geblieben, das für den Handel in Köln bestimmt gewesen war, jedoch auf Anweisung des dortigen Erzbischofs storniert wurde.
    Als Meister Frohnau sein Interesse bemerkte, bot er ihm an, ein Exemplar mitzunehmen – als Angeld auf das erste Gehalt. Dankbar griff Leonhard zu. Von nun an begannen die abendlichen Lesestunden bei den Bernhardis mit Abschnitten aus dem Neuen Testament in der Übersetzung Martin Luthers.

41
    Binnen weniger Wochen wendete sich die finanzielle Lage der Familie Bernhardi zum Besseren. Sie war nun in der Lage, eine größere Wohnung anzumieten und für sich einzurichten. Nur Barbara und Friedrich mussten sich in Geduld fassen. Die Ehe konnten sie formell nicht eingehen, denn dann hätten sie ihre wahre Identität preisgeben müssen. Die andere Möglichkeit – unter einem falschen Namen zu heiraten – war für beide nicht akzeptabel. So lebten sie in der Wohnung der Bernhardis wie ein Ehepaar, während sie sich in der Öffentlichkeit weiterhin als ledig ausgaben.
    Kummer bereitete Barbara auch ihre Tätigkeit im „Goldenen Lamm“. Es war nämlich keineswegs so, dass ihre Vorgängerin einfach „abhandengekommen“ wäre. Nein, sie hatte sich den Zudringlichkeiten des Wirtes durch Flucht entzogen. Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit betrachtete der Wirt nun auch Barbara als leichte Beute. Als sie dies Friedrich gestand, war der außer sich vor Wut und wollte den Mann zur Rede stellen.
    „Bitte lass es! Unternimm nichts!“
    „Soll ich dich diesem Hund aussetzen?“, knurrte Friedrich wütend.
    „Nein, natürlich nicht. Aber wo bleibt deine Besonnenheit? Der Wirt dieses bekannten Hauses hat einflussreiche Freunde im Rat. Die könnten uns gefährlich werden, wenn es ihnen einfallen sollte, Erkundigungen über uns einzuziehen, um dem Wirt einen Gefallen zu tun.“
    „Deswegen bist du noch lange kein Freiwild.“
    „Sicher nicht. Ich bin ihm aber ebenfalls bereits ‚abhandengekommen‘.“
    „Du hast die Arbeit verlassen?“
    „Heute Morgen, ja. Und ich werde mich noch heute auf die Suche nach etwas Besserem machen.“
    Friedrichs Zorn ebbte langsam ab und er nahm Barbara in seine Arme. „So ist es bei dir wie bei mir. Meine erste Tätigkeit als Zimmermannsgehilfe stand ja auch unter keinem guten Stern. Meine Hände sind für solche Arbeit nicht geschaffen.“
    Barbara lachte wieder. „Du bist ja auch nicht Jesus. Aber als Kaufmannsgehilfe mit juristischen Kenntnissen hast du dich nun nützlich gemacht. Auch bei dir war es beim ersten Mal einfach nicht das Richtige!“
    „Du wirst genauso klug wie deine Mutter.“
    „Ich bin aber Barbara. Was hast du denn da in deinem Wams.“ Barbara versuchte nach dem Stück Papier zu greifen, das ausder Tasche von Friedrichs Wams herausragte. Der aber drehte sich lachend zur Seite, sodass sie ins Leere griff.
    „Das ist nichts für neugierige Weibsleute.“
    „Bin ich etwa ein neugieriges Weibsstück?“ Barbara versuchte eine provozierende Pose einzunehmen, konnte aber nicht ernsthaft bleiben. „Nun sag schon, was ist es?“
    Friedrich sammelte sich wieder und holte einen Brief, denn als solcher entpuppte sich das Papier, hervor und zeigte ihn ihr. „Da, damit wollte ich dich überraschen.“
    Barbara entfaltete den Brief und begann zu lesen. Dann gab sie ihn Friedrich
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