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Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels
Autoren: Horst Schoch
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Korrektor weggelaufen, er hatte wohl etwas mit einer Bürgerstochter angefangen und musste nun das Weite suchen. Seitdem kann ich hier alles alleine machen. Allein die Schriften und Gegenschriften zum lutherischen Glauben übersteigen meine Möglichkeiten bei Weitem! Dabei werden sie einem förmlich aus der Hand gerissen.“
    So wortkarg war Meister Frohnau anscheinend doch nicht.
    „Das ist ja bedauerlich, vor allem, wenn – wie man hört – dieser Luther noch nie ein Honorar für seine Schriften verlangt hat. Ihr seid Meister Frohnau, nicht wahr?“ Bernhardi versuchte geschickt, die Aufmerksamkeit Frohnaus auf ein lukratives Geschäft zu lenken.
    „Ja, und wer seid Ihr?“
    „Leonhard Faber, ehemaliger Magister der Philosophie.“
    Dies war schon sein zweites Pseudonym! Es ging ihm erstaunlich leicht und selbstverständlich über die Lippen.
    „Wieso ehemalig? So alt seid Ihr doch noch nicht?“
    „Neid, Missgunst und Engstirnigkeit haben mir den freien Forscherwillen gewaltig eingeschränkt. Man sollte seinen Geist nicht zu sehr einpferchen lassen. Da bleibe ich lieber ein freier Mann und verdiene mir meinen Unterhalt anderswo.“
    „Ihr seid doch nicht ein Anhänger dieses Denck oder Huts?“
    „Gott bewahre!“
    „Wenn Ihr ein ehemaliger Magister seid, könnt Ihr sicher Latein?“
    „Selbstverständlich. Auch mit gewissen Kenntnissen des Griechischen kann ich aufwarten.“
    „Und Ihr seid gewohnt, viel zu schreiben und zu lesen?“
    Bernhardi triumphierte innerlich. Er hatte Frohnau genau auf seine Fährte gesetzt. „Allerdings.“
    „Könntet Ihr Euch vorstellen, bei mir als Korrektor anzufangen?“
    „Das kann ich durchaus, allerdings habe ich meinen Preis.“
    „Wenn der nicht so unverschämt ist, wie die Frechheit meiner Gesellen, werden wir uns schon einigen. Vielleicht können wir dann die Produktion und den Verkauf endlich einmal anschieben.“
    „An mir soll es nicht liegen. Wann kann ich anfangen?“
    „Von mir aus sofort.“
    „Sagen wir lieber: ab morgen.“
    „Einverstanden!“ Mit einem Handschlag verabschiedeten sie sich voneinander. Da wird Elisabeth nicht nur staunen, sondern sich hoffentlich wieder einmal freuen, dachte Bernhardi bei sich. Aber er hatte noch einen weiteren Gang durchzuführen.
    Der Weg zum alten Fischerhäuschen war mühsam, aber schließlich erreichte Bernhardi sein Ziel. Das Gebäude, dessen Dach tief nach unten gezogen war, lag dicht am Ufer des Lechs. Daneben befand sich ein weiteres kleines Gebäude, das wie ein Stall aussah. Er klopfte an die Tür des Fischerhäuschens und erhielt von dem alten Fischer die Bestätigung, dass es sich bei dem stallartigen Nachbargebäude um die Werkstatt des Opticus handle.
    Zu Bernhardis Überraschung öffnete ihm dort ein junger Mann.
    „Ihr wünscht?“
    „Gestatten, Faber. Ich bin noch nicht lange in Augsburg und habe in Erfahrung gebracht, dass Ihr eine Werkstatt betreibt, in der Ihr Lese- und Sehhilfen herstellt.“
    „Was man so alles hört. Ja, benötigt Ihr eine Verstärkung für Eure Augen?“
    „Nein. Und ich hoffe, das bleibt noch eine Weile so. Ich interessiere mich aber für bestimmte Gläser, die ich für einige Versuche brauchen könnte.“
    „Welche Versuche?“
    Bernhardi hütete sich, etwas von seinen wahren Absichten preiszugeben.
    „Ich, oder besser: Ein Freund und Kollege von mir unternimmt alchemistische Versuche. Dabei hat er mir mitgeteilt, dass er bestimmte Gläser höchster Reinheit benötigt. Und da es kaum wirklich brauchbares Glas gibt, hat er mich gebeten, hier in Augsburg nach solchem zu suchen.“
    „Ich habe noch nie gehört, dass man für die Alchemie Gläser braucht … Aber wenn er es so will und dafür bezahlt … Von welcher Beschaffenheit sollen denn die Gläser sein? Ihr habt Glück, gerade habe ich aus Venedig eine Sendung unterschiedlichster Gläser erhalten. Seitdem die Welser und Fugger hier in Augsburg so erfolgreich sind, ist es leichter, Geschäftsbeziehungen ins Ausland zu unterhalten.“
    „Habt Ihr Gläser, die in konvexer und konkaver Weise geschliffen sind?“
    „Nein, die müsste ich erst anfertigen. Wie groß soll ihr Durchmesser sein?“
    Bernhardi gab die Größe an und mahnte erneut zu höchster Qualität. „Es dürfen möglichst keine Schlieren oder andere Trübungen im Glas sein.“
    „Hm … Das ist aber leider die Hauptschwierigkeit beim Anfertigen von Lesesteinen oder Augengläsern. Selbst bei kleineren Durchmessern als den von Euch
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