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Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Schoch
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locker. „Darf ich fragen, wie du in den Besitz dieses umstürzlerischen Werkes gekommen bist und ob du Näheres über diesen Kopernikus hast in Erfahrung bringen können?“
    „Nikolaus Kopernikus ist hier nicht allzu bekannt, aber in seiner Heimat, in Frauenburg im Ermland, hat er eine bedeutende Stellung und einen guten Ruf als Arzt und als Leiter der Münze erworben. Er beschäftigte sich von Jugend an mit vielen Wissenschaften, darunter auch Mathematik und Astronomie. Vor kurzer Zeit hat er seine neuartigen und revolutionären Hypothesen vom Umlauf der Planeten um die Sonne in einem kleinen Kommentar – das ist der, den du da in den Händen hältst – an seine engsten Freunde und Mitarbeiter geschickt. Aber so geheim, wie er sich das dachte, ist sein kleines Werk dann nicht geblieben. Das konnte es wohl auch nicht bleiben. Viele Abschriften davon, wenn ich recht informiert bin, wurden angefertigt. Bei einem Treffen mit einigen Interessenten der Alchemie wurde mir diese Abschrift unter der Hand angeboten. Ganz bestimmt ist die Verbreitung dieses Werkes kompliziert gemacht worden, um die Beteiligten zu schützen. Denn auch wenn es sich nur um Hypothesen handelt, können sie für den Autor und seine Freunde doch gefährlich werden. Wir haben ja über die Gründe gesprochen.“
    Bernhardi hatte schweigend und in Gedanken versunken Auerbachs Worten gelauscht. Zu viel ging in seinem Kopf vor, als dass er seine Gedanken klar hätte äußern können. Auch Auerbach verfiel in ein längeres Schweigen.
    Trotz der Wärme im Raum war beiden Männern kalt geworden. Und so beschlossen sie, den Abend oben in der großen Stube zu beenden. Kurz vor dem Abschied vertraute Bernhardi dem Kollegen seine nächsten Pläne an.
    „Im Übrigen, Einhard, ich werde die nächsten zwei Wochen eine kleine Reise unternehmen.“
    „Wo geht die Reise denn hin?“, fragte Auerbach neugierig.
    „Nicht weit, nach Magdeburg. Ich will dort einen Besuch machen.“ Bernhardi scheute sich plötzlich, den Kollegen über seinen Fund und all die Merkwürdigkeiten, die damit zusammenhingen, zu informieren. Er hoffte inständig, dass nicht noch weitere Verunsicherungen herauskommen würden, wenn, ja wenn er dieses Rätsel eines Tages gelöst hätte. Auerbach fragte nicht weiter und so verabschiedeten sie sich um Mitternacht.

7
    Die ganze Familie war an der Pforte von Bernhardis Anwesen versammelt, um sich vom Hausherrn zu verabschieden. Selbst Hannes, der Diener, stand dabei und schaute besorgt, ob denn sein Meister auch mit allem, was für die Reise benötigt wurde, ausgestattet war.
    Bernhardi hatte zunächst eine Bootspassage nach Magdeburg geplant, aber seit einigen Tagen führte die Elbe ein beträchtliches Hochwasser. Nach wochenlangen Regenfällen war der Fluss auf die doppelte Breite angeschwollen, und die reißende Strömung ließ keinen regulären Schiffsverkehr auf ihr mehr zu. Notgedrungen hatte er sich an einen bekannten Händler, Friedrich Gesenius, gewandt, der ebenfalls nach Magdeburg wollte, um für sein Geschäft Delikatessen und feines Tuch einzukaufen.
    Seitdem der Maler Lucas Cranach riesige Erfolge mit dem Vertrieb seiner Bilder hatte, konnte sich jeder, der modisch auf der Höhe der Zeit sein wollte, davon überzeugen, was in der Stadt getragen wurde. Und so stieg auch hier in der Provinz die Nachfrage nach eleganter Bekleidung, die auf den Bildern zu sehen war. Da spielte es gar keine Rolle, dass dieser Meister Cranach seinen Wohnsitz, seine Werkstatt und seine Apotheke in jener verpönten Stadt Wittenberg hatte, dem Zentrum der neuen Ketzerbewegung. Den Damen war das egal. Sie waren glücklich, wenn sie sich eines dieser wunderschönen Kleider leisten konnten, das ihnen bei feierlichen Anlässen bewundernde Blicke und den Neid der Nachbarinnen sicherte. Aber auch die Herren nahmen sich gern ein Beispiel an der Kleidung der vornehmen Bürger.
    Die Händler profitierten von der steigenden Nachfrage undverzeichneten gute Gewinne. Für den Transport der Güter wurden die Handelswege befestigt – zumindest jene, die in die größeren Städte führten. Auch das lästige Räuberunwesen wurde durch bewaffnete Eskorten eingedämmt, die man zu günstigem Preis anmieten konnte. Vor allem ehemalige Landsknechte und Söldner verdienten sich dadurch ihren Unterhalt, wenn sie überhaupt einer ehrbaren Arbeit nachgingen. Nach den Bauernaufständen vor zwei Jahren gab es viele, die darauf angewiesen waren. Aber man musste schon wachsam sein,

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