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Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Schoch
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wen man sich als Begleiter wählte. Vor einigen Monaten war ein Kaufmann just von seiner eigenen Eskorte ausgeraubt worden.
    Bernhardi hatte sich also bei Gesenius als zahlender Reisegefährte angemeldet. Dieser bog mit seinem großen, zweispännigen Wagen gerade um die Ecke und hielt genau vor dem Haus der Familie Bernhardi.
    „Seid gegrüßt“, rief Gesenius, der neben seinem Kutscher auf dem Bock des großen Gefährtes saß, der wartenden Schar zu.
    „Seid gegrüßt“, antwortete Bernhardi freundlich und herzte zum Abschied seine Töchter Sophia, Anna, Barbara und Katharina. Die Jüngste, Lenchen, wurde von Elisabeth hoch auf den Arm genommen und schaute ihren Vater mit großen braunen Augen an. Bernhardi drückte ihr und Elisabeth einen besonders herzlichen Kuss auf Stirn und Wange und sah seiner Frau intensiv in die Augen. Dann trat er einen Schritt zurück, drehte sich zu seinem Reisegefährt, stieg auf und rief seinem Diener zu: „Hannes, passe mir gut auf meine Familie auf!“
    Dieser zog seine Mütze, verneigte sich und bekundete, dieses Amt mit aller ihm zur Verfügung stehenden Macht ausüben zu wollen. Daraufhin zog der Kutscher an, und das Gefährt begann seine Reise. Durch die starken Regenfälle der letzten Zeit waren die Wege nicht so staubig wie üblich, und Elisabeth konnte dem Wagen noch lange hinterherschauen. Doch dann verschwand die Kutsche hinter einer Biegung.
    Bernhardi hatte rechts auf dem Kutschbock Platz genommen. Neben ihm, in der Mitte, saß Gesenius. Es war etwas eng zu dritt, aber immer noch besser, als im ungemütlichen, weil nicht für den Personentransport hergerichteten Frachtraum zu sitzen. Die Ladefläche, die jetzt auf der Hinfahrt leer war, wurde von einer Plane notdürftig abgedeckt, damit sie bei dem regnerischen Wetter einigermaßen trocken blieb. Ein Gespräch war bei dem Wind und dem kleinen Regenschutz, den die Insassen angezogen hatten, kaum in Gang zu bringen.
    Während Bernhardi seinen Gedanken nachhing, gab es plötzlich einen heftigen Ruck. Der Kutscher hatte sein Gefährt vor einer Weggabelung zum Stehen gebracht. Gesenius fluchte leise vor sich hin. Normalerweise hätten sie rechts abbiegen müssen, um den Uferweg nahe der Elbe zu befahren. Dies wäre der kürzeste und damit auch schnellste Weg nach Magdeburg gewesen. Aber ein junger Mann, der wie ein Knecht gekleidet war, versperrte ihnen den Weg.
    „Guten Tag, meine Herren, verzeiht die Störung, aber Ihr könnt hier nicht weiterfahren!“
    „Warum nicht? Ich hoffe, Ihr könnt mir einen guten Grund für dieses Auftreten nennen“, brummte Gesenius zurück.
    „Aber sicher. Die Elemente haben sich in Aufruhr versetzt, die Elbe ist innerhalb weniger Stunden ein reißender Strom geworden, mehr als doppelt so breit wie gewöhnlich. Der Uferweg ist völlig überschwemmt, hier kommt niemand mehr durch.“
    „Auch das noch!“ Gesenius fluchte leise vor sich hin. „Sagt mir, wer hat Euch beauftragt, die Reisenden hier fernzuhalten?“
    „Unsere Gemeinde, die zum Erzbistum Magdeburg gehört, ist dazu ermächtigt worden, um Schaden von den Händlern, die hier oft verkehren, abzuwenden. Ich erhalte eine kleine Vergütung für diesen Dienst. Die setzt sich zusammen aus einigenMünzen, die ich vom Rat der Stadt Magdeburg und von den gewarnten Reisenden zu erhalten habe.“ Damit hielt er auch schon die Hand auf. „Im Preis inbegriffen ist die ständige Kontrolle, wann der Weg nach Magdeburg wieder in einem Zustand ist, der den Handel ungehindert zulässt“, ergänzte der junge Mann, ohne einen Preis für seine Dienste genannt zu haben.
    „Da, reicht Euch das?“ Gesenius übergab dem Wärter ein paar Münzen.
    „Jawohl, vielen Dank, gnädiger Herr!“
    Gesenius hieß den Kutscher, sich nach links zu halten. „Da müssen wir wohl einen Umweg machen“, seufzte er und fügte besorgt hinzu: „Ich kann nicht garantieren, ob wir auf diesem Hohlweg Magdeburg heute noch erreichen. Früher wäre das nicht vorgekommen.“
    Bernhardi fragte sich, ob das Hochwasser früher nicht so kräftig oder einfach seltener vorgekommen war. Aber es gelang ihm nicht, den Sinn hinter den Worten des Kaufmanns zu deuten. Pfeif was auf deine ewige Logik, dachte er bei sich und hoffte, doch noch abends sein Ziel zu erreichen.
    Es hatte wieder stärker zu regnen begonnen und das Gefährt rumpelte vorwärts. Die Pferde mussten sich tüchtig ins Zeug legen, das Befahren des morastigen Hohlweges forderte viel Kraft. Aber auch der Wagen

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