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Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Schoch
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Erkenntnisse zum Segen für ihre Welt gebrauchen. Möge es zum Nutzen und nicht zum Schaden vollbracht worden sein
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    Anno Domini MCDLXXIII
    Wer war dieser Heinrich von Saalfeld? Bernhardi hatte diesen Namen noch nie gehört. Dass er in der Öffentlichkeit diesen Namen zunächst vermeiden musste, war ihm klar. Der Magister seufzte erleichtert, als er daran dachte, was geschehenwäre, hätte er tatsächlich Philipp Melanchthon in Wittenberg um Aufklärung gebeten, denn daran hatte er früher durchaus gedacht. Der hätte diesen unsinnigen Text wahrscheinlich postwendend zurückgeschickt, und das wäre nicht zum Ruhme Bernhardis ausgegangen. Hätte er den Text sogar entschlüsseln können – wer weiß, in was für Händel er beide verwickelt haben würde.
    Bernhardi musste fast ein wenig schmunzeln. Offenbar hatte ihn doch eine gnädige göttliche Fügung von derartigen unbesonnenen Handlungen abgehalten. Gleichzeitig versteinerte er wieder innerlich, als ihm bewusst wurde, dass Anna eine solche gnädige Führung noch dringender als er selbst gebraucht hätte. Die Traurigkeit, die ihn plötzlich umfing, hinderte ihn an der Weiterarbeit, so neugierig er auch geworden war. Er beschloss, nicht nur diesen seltsamen Text, sondern auch seine kürzlich erworbenen Lutherschriften sowie das in der Universität entdeckte Exemplar noch sicherer als bisher zu verwahren.
    Am nächsten Nachmittag machte Einhard Auerbach seinen längst fälligen Kondolenzbesuch bei den Bernhardis. Anschließend bat ihn der Hausherr in seine Studierstube.
    „Ich muss gestehen, deine älteste Tochter Barbara hat sich zu einer außerordentlich schönen jungen Frau entwickelt. Das letzte Mal, als ich sie gesehen habe, war sie fast noch ein Kind. Jetzt ist sie in ihrer Entwicklung um Jahre gereift. Sehr klug, aber auch etwas schwermütig. Das ist allerdings auch verständlich.“
    Auerbachs unkomplizierte Art, seine Mitmenschen abzulenken und mitten ins Leben zurückzuholen, verfehlte auch jetzt seine Wirkung nicht.
    „Mach dir keine Hoffnungen … Wie es scheint, ist bereits ein Verehrer in seinen Bemühungen recht weit fortgeschritten“, entgegnete Bernhardi, nicht ohne väterlichen Stolz. „Aber wie steht es bei dir? Willst du immer noch auf das häusliche Glück einer lieben Ehefrau verzichten?“
    Auerbach antwortete amüsiert: „Na ja, da muss erst einmal eine gefunden werden, die so einen Kauz wie mich überhaupt aushält. Ich glaube, bei den geringsten Schwierigkeiten würde ich mich in den Keller zurückziehen und mich mit meinen alchemistischen Wundermitteln beschäftigen.“
    „Ob die Zeit reif für etwas ist, wissen wir in der Regel nicht im Voraus. Manchmal hat schon etwas begonnen, was uns nur noch nicht klar genug geworden ist.“ Bernhardi sprach langsam und bedächtig. Sogleich fiel ihm auf, dass seine Bemerkung nicht nur auf die persönliche Situation des Kollegen zutraf, sondern genauso auf seine eigene Familie, seinen Beruf … aber auch auf die Dinge, die dieser geheimnisvolle Heinrich von Saalfeld noch offenbaren würde. Er fuhr fort: „Ich hatte dir versprochen, dich in etwas einzuweihen, mit dem ich mich schon seit Längerem beschäftige. Allerdings muss ich dich vorher fragen, ob du überhaupt in die Angelegenheit verwickelt werden willst, denn das kann leicht schon dadurch geschehen, dass du zu einem Mitwisser geworden bist. Wie problematisch oder sogar gefährlich das für alle Beteiligten sein kann, vermag ich noch nicht abzuschätzen.“
    Ein Lächeln umspielte Auerbachs Mundwinkel. „Siehst du, das ist ein Vorteil meines Junggesellendaseins. Ich trage nur das Risiko und die Verantwortung für mich selbst. Da fällt so manche Entscheidung leichter. Ich entbinde dich also von jeglicher Verantwortung mir gegenüber und gelobe tiefstes Stillschweigen.“
    Bernhardi zögerte noch kurz, doch dann erzählte er Auerbach bis ins Detail die Geschichte seines Fundes, von seiner Reise nach Magdeburg und der beginnenden Lösung des Rätsels. Selbst seine intensivere Beschäftigung mit den Schriften Luthers verschwieg er seinem Kollegen und Freund nicht. Anschließend legte sich ein tiefes Schweigen über die beiden.
    Dann ergriff Auerbach das Wort: „Wann findest du Zeit, mit der Entzifferung und Übersetzung fortzufahren?“
    „Schon bald. Und morgen lernt meine Familie Friedrich von der Aue etwas näher kennen, aber das wird für Barbara aufregender sein als für mich. Er scheint ein netter Kerl zu sein … Aber verdammt, ich

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