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Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Schoch
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darf.“
    Das war für Bernhardi aber doch zu viel der Förmlichkeit und er bat alle wieder an den Tisch. „Erzählt Ihr uns etwas von Euch und Euren Eltern?“, begann der Hausherr ohne Umschweife.
    „Aber natürlich. Ihr kennt mich ja ein wenig von der Universität her. Mein Vater, ein begüterter Kaufmann aus Frankfurt, hat mich zum Studium der Rechte hierhin empfohlen. Fragt mich bitte nicht nach dem Warum des Studienortes. Ich vermute, er wollte nicht, dass ich in den großen Städten wie Leipzig oder Erfurt zu sehr von meinen Arbeiten abgelenkt würde. Außerdem hat ein Freund von ihm hier am Ort ein großes Anwesen und dort konnte ich unterkommen. Allerdings habe ich inzwischen die Vorzüge dieser Universität schätzen gelernt.“
    Der letzte Satz ging deutlich in Richtung Barbara, die aber so tat, als hätte Friedrich seine Worte ausschließlich auf die Qualität der Lehrveranstaltungen bezogen.
    „Verzeiht meine Neugier, aber was hat Euch bewogen, das Studium beider Rechte aufzunehmen?“, erkundigte sich Bernhardi.
    „Eigentlich entsprach es einem Wunsch meines Vaters. Ihm ist sehr an einem guten Auskommen seines Sohnes gelegen, und bei einem erfolgreichen Studium ergäben sich Anstellungsmöglichkeiten an fürstlichen Höfen. Ein Syndikus wird überall gebraucht … und gut bezahlt“, fügte er hinzu. Friedrich nahm sich vor, ab sofort die Hinweise auf seine begüterte Abstammung und die entsprechenden Aussichten einzustellen. Inzwischen dürfte ja deutlich geworden sein, dass er künftig in der Lage sein würde, eine Frau oder eine ganze Familie zu versorgen. Davon abgesehen, es lag ihm nicht allzu viel an solchen Dingen. Das wiederum war das Privileg derer, die sich darum nicht zu sorgen brauchen.
    „So viel zum Willen Eures Vaters“, unterbrach Bernhardi. „Aber wie steht es mit Euch selbst? Stellen Euch diese Berufsaussichten zufrieden?“
    Jetzt zögerte Friedrich. „Ehrlich gesagt, bin ich mir selbst nicht sicher. Ich würde gern meinen Teil dazu beitragen, dass es auf dieser Welt gerechter zugeht. Insofern ist mein Studium sicherlich nicht verkehrt, wenn ich auch gestehen muss, dass es noch nicht zu einer wirklichen Leidenschaft gekommen ist. Denn ich bin mir durchaus nicht im Klaren, ob ich als Jurist diese Gerechtigkeit befördern kann. Seht Ihr, wie Eure gnädige Gattin ja bereits weiß, da wir an der gleichen Sache hier arbeiten, ist es schon fast aussichtslos, unser gemeinsames Ziel, die Verwirklichung einer Schule für alle Mädchen und Jungen, hier im Ort zu verwirklichen. Ausgerechnet die Juristen sind es, die dies mit immer neuen und, wie sie meinen, findigeren Argumentenzu verhindern suchen. Ich gestehe Euch gerne, dass mich deren Art, sich jedem Interesse dienstbar zu machen, oft abstößt. Es lässt mich manchmal an dieser Berufswahl zweifeln.“
    Bernhardi imponierte die Offenheit, mit der von der Aue ein Dilemma bekannte, in dem er sich ja auch selbst befand, nur auf einer anderen Ebene.
    „Ja, Elisabeth klagt auch über die Hindernisse, die von dieser Seite immer wieder aufgetürmt werden. Wie ich sehe, ist Ihre Zukunft durchaus noch offen.“
    Jetzt lachte Friedrich kurz auf. „Ja, das will ich selbst wohl hoffen. Und es wäre schön, wenn die Ursache dafür nicht allein in Prüfungsschwierigkeiten liegen würde.“
    „Na ja, von meinen Kollegen habe ich bisher nichts Gegenteiliges über Euch gehört. Und auch in meinen Seminaren wisst Ihr Euch zurechtzufinden.“
    Elisabeth, die ihren Mann nur zu gut kannte, wusste, dass solch eine Bemerkung ein großes Lob für den Studenten bedeutete.
    Barbara hatte die ganze Zeit geschwiegen und ihre Augen gesenkt. Friedrich, der natürlich Anstand genug besaß, das Gespräch mit seinen Gastgebern zu führen, hatte trotzdem immer wieder versucht, einen Blick von der schönen Tochter des Hauses zu erhaschen. In der Zähigkeit, dies zu vermeiden, war Barbara aber durchaus eine Bernharditochter.
    Inzwischen traten die anderen Töchter der Familie etwas verlegen in die Stube und begrüßten ihren Gast. Da sie sich, bis auf die Jüngsten, ja bereits kennengelernt hatten, verlief die Begegnung weniger anstrengend, als alle befürchtet hatten.
    Nach dem Mahl nahm Bernhardi Friedrich beiseite und bat ihn kurz in sein Arbeitszimmer.
    „Ihr hegt ernsthafte Absichten unserer Tochter Barbara gegenüber?“
    „Ich bin zutiefst beeindruckt von ihrem Geist und ihrem Liebreiz. Ich glaube, ich befinde mich in einem Zustand, der wohl mit

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